Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 111, Nr. 14, 16.7.2021, (1353) Effektivität, Behandlungsqualität und Vorhersehbarkeit Studien, insbesondere zu Invisalign, zeigen, dass Aligner-Behandlungen aktuell nicht so effektiv sind wie festsitzende Apparaturen [Gu et al., 2017]. Verschiedenste Zahnfehl- stellungen können zwar mit Alignern behandelt werden, die Ergebnisse sind jedoch nicht präzise vorherseh- bar. Als Standard werden hier meist Kriterien des American Board of Or- thodontics zugrunde gelegt [Galan- Lopez et al., 2019; Papageorgiou et al., 2019]. Betrachtet man einzelne Zahnbewegungen, fällt auf, dass vor allem Rotationen sowie In- und Extrusionen signifikant geringer aus- fallen als geplant [Charalampakis et al., 2018]. Auch sind die prognos- tizierte und die tatsächliche Okklu- sion am Ende der Aligner-Behand- lung unterschiedlich [Buschang et al., 2014]. Tragezeit Als empfohlene tägliche Tragezeit haben sich mindestens 20 bis 22 Stunden etabliert. Üblich ist, dass dem Patienten eine Reihe von Alignern für einen definierten Zeitraum zur Ver- fügung gestellt wird, bevor er zur Zwischenuntersuchung und für wei- tere Aligner in die Praxis zurückkehrt. Der Behandlungsfortschritt kann auch durch virtuelle Überwachungs- systeme (Telemedizin) verfolgt wer- den. Da diese virtuelle Einschätzung auf (von Patienten angefertigten) Laien-Fotos basiert, kann dies den physischen Kontrolltermin nicht er- setzen, aber im individuellen Fall die Kommunikation unterstützen [Hansa et al., 2020]. Ein neuer Aligner wird üblicherweise nach 7 bis 14 Tagen eingewechselt. Studien zeigen eine ähnliche klinische Genauigkeit zwischen dem 7-Tage- und dem 14-Tage-Protokoll, was ein 7-Tage- Protokoll als akzeptables Behand- lungsintervall nahelegt. Ein 14-Tage- Protokoll sollte in Betracht gezogen werden, wenn herausfordernde Zahn- bewegungen geplant sind [Al-Nadawi et al., 2020]. Material Die Materialforschung zeigt deutliche Unterschiede bei der Aligner-Passung, also dem Spalt zwischen Aligner und Zahn, von verschiedenen Folien- Materialien [Lombardo et al., 2020]. Ein vielversprechendes Material be- züglich Stabilität, Flexibilität, Ästhe- tik und Alterung ist das modifizierte PET-G [Skaik et al., 2019]. Interes- santerweise zeigen alle Aligner-Mate- rialien eine leichte Zytotoxizität, die durch den Thermoformprozess er- höht wird [Martina et al., 2019]. Di- rekt gedruckte Aligner – ohne Modell und Tiefziehvorgang – werden kon- tinuierlich erforscht, aber klinisch Abb. 6: 3-D-gedruckter Zahn – Transplantations-„Dummy“ (Replika) a: DVT-Rekonstruktion Zahn 18 (geplanter Donorzahn) b: Vergleich 3-D-gedruckter „Dummy“ und reeller Donorzahn 18 c: Unterkiefer mit Engständen und persistierendem Zahn 75 bei Nichtanlage 35 d: Zustand nach Transplantation von Zahn 18 in die Regio 35 – semirigide Fixierung mittels Multiband-Apparatur e: Zustand nach zwei Jahren Retention Quelle: Björn Ludwig a b c d e ZAHNMEDIZIN | 55

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