Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14
zm 111, Nr. 14, 16.7.2021, (1355) Schraubenposition und ermöglichen die Insertion der Minischrauben und der schon vorgefertigten kiefer- orthopädischen Apparatur in einer einzigen Behandlungssitzung (Ab- bildung 4) [Maino et al., 2017; De Gabriele et al., 2017; Liu et al., 2010; Möhlhenrich et al., 2020]. Metallgedruckte Apparaturen Der Metalldruck ermöglicht förmlich unlimitierte und individuelle CAD/ CAM-Designs für den klinischen Ein- satz. Das reicht von klassischen Pala- tinal- oder Lingualbögen über Herbst- Apparaturen und -Derivate bis hin zu aufwendigen, knochengetragenen Sli- dern und Gaumennahterweiterungs- Apparaturen (Abbildung 4) [Graf et al., 2017; Graf et al., 2018]. Kombiniert kieferorthopädische und chirurgische Behandlungen Viele kieferorthopädische Aufgaben sind hochkomplex und können nur interdisziplinär – vor allem in Zusam- menarbeit mit chirurgischen Kollegen – gelöst werden. Hier machen CAD/ CAM-gestaltete Freilegungs-Schablo- nen (Abbildung 5) [Lee et al., 2019; Seo et al., 2021], Transplantations- Schablonen (Abbildung 6) [Verweij et al., 2020; Lucas-Taule et al., 2020; Vandekar et al., 2015; Czochrowska et al., 2002] oder digitale Planungen im interdisziplinären Bereich der Dys- gnathie-Chirurgie die tatsächlichen Eingriffe vorhersagbarer und indivi- dueller [Alkhayer et al., 2020]. CAD/CAM und herausnehmbare Zahnspangen Die herausnehmbare Apparatur kann entweder in klassischer Laborarbeits- weise – allerdings auf einem 3-D-ge- druckten Modell – hergestellt oder ohne Modell-Erzeugung virtuell de- signt und danach direkt gedruckt werden. Der Hauptanwendungsbereich für das direkte Druckverfahren sind aktuell herausnehmbare Retentions- schienen. Aber auch bei der Behand- lung von Neugeborenen mit Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten hat die CAD/ CAM-Technologie Einzug gehalten [Bous et al., 2020; Mills et al., 2018]. Die Anfertigung einer Trink- oder Trainingsplatte ist integraler Bestand- teil der meisten LKG-Konzepte. Dabei kann die Abdrucknahme bei einem Neugeborenen herausfordernd sein. Hier haben sich der intraorale Scan und der 3-D-Druck bewährt, da ge- fährdende Risiken beim Einsatz fließ- fähiger Abformmassen vermieden werden können und bei Bedarf nachkorrigiert beziehungsweise nach- gescannt werden kann [Al Mortadi et al., 2012; Cole et al., 2019]. FAZIT Digitale Technologien computer- gestützter Planung und Herstellung haben in der Kieferorthopädie so- wohl die Behandlungsoptionen er- weitert als auch die Sicherheit und die Vorhersagbarkeit der Therapien verbessert. Dabei sind die Digitalisie- rung und die Technologie allein noch keine Behandlungslösung, sondern werden erst in den Händen des zahn- ärztlichen Spezialisten zu einem wert- vollen Werkzeug, mit dem qualitativ hochwertig und patientenindividuell behandelt werden kann. Sind Aligner der neue Goldstandard? Nein, aber eine willkommene Er- weiterung des therapeutischen Spek- trums! Zum aktuellen Zeitpunkt scheinen Aligner-Behandlungen nicht so effektiv wie festsitzende Apparaturen zu sein. Aufwendigere Zahnbewegungen wie Intrusionen, Distalisierungen oder ein Lücken- schluss nach Zahnextraktionen sind durch Multiband-/Bracketsysteme effektiver und vorhersehbarer zu lösen. \ DR. JENS JOHANNES BOCK Fachzahnarzt für Kieferorthopädie, Private Praxis Schlossgarten 1, 36037 Fulda Foto: privat Quelle: Prof. Dirk Wiechmann Abb. 8: CAD/CAM-individualisierte lingual Apparatur (WIN) a: Setup mit digitaler Definition der finalen individuellen Bogenform b: CAD/CAM-Herstellung eines individuellen Bogens c: WIN-lingual-Apparatur mit dem erstem CAD/CAM-Bogen d: Die Situation mit dem finalen Bogen entspricht exakt der digitalen Planung. a b c d ZAHNMEDIZIN | 57
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