Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 111, Nr. 14, 16.7.2021, (1356) K ünstliche Intelligenz (KI) klingt für viele noch immer nach Science-Fiction, dabei sind zahlreiche Alltagsanwendungen heute ohne KI nicht vorstellbar: die Gesichtserkennung in unserem Smartphone oder am Passautomaten am Flughafen, die Überwachung von Kreditkartenausgaben zur Betrugs- kontrolle, die automatische Produkt- oder Filmvorauswahl bei Amazon oder Netflix, die Verkehrssteuerung in zahlreichen Städten oder auch das Autonome Fahren – all diese Anwendungen nutzen die eine oder andere „KI-Technologie“. KI bezieht sich im Allgemeinen auf Technologie, die Aufgaben ausführen kann, die in der Regel mit menschlichem Han- deln und Intelligenz assoziiert sind, so wie zum Beispiel Wahrnehmung, Lernen, Schlussfolgern oder autono- mes Verhalten. Hierunter fallen unter anderem Forschungs- und Anwen- dungsfelder wie die Robotik, die Sprachverarbeitung, das „Computer- sehen“, Computersimulationen und vieles mehr. Dabei ist KI kein neues Feld: Seit fast 70 Jahren wird das Thema in der technischen Domäne mal mehr, mal weniger intensiv diskutiert. Über lange Zeit fehlten jedoch die ent- scheidenden Voraussetzungen, um die diversen KI-Technologien in erfolg- reiche Anwendungen zu überführen: \ Hardware, um große Daten- mengen und komplexe Daten wie Bilder bearbeiten zu können \ große Datenmengen und die Möglichkeit, diese zu speichern \ Softwarekonzepte, die es ermöglichen, mit diesen großen Datenmengen erfolgreich arbeiten zu können Auch in der Zahnmedizin ist KI be- reits heute weit verbreitet – steckt doch in jedem digitalen Workflow unter Zuhilfenahme von CAD/CAM- Technologie KI: Gefräste Teilkronen und gedruckte Aligner sind ohne KI nicht denkbar (Abb. 1)! Der vor- liegende Beitrag wendet sich jedoch anderen, neueren Anwendungsfel- dern von KI in der Zahnmedizin zu. Dabei zentral sind Daten: Eine datengetriebene Zahnmedizin wird die Interaktion zwischen Zahnarzt und Patient verändern, sie wird die Diagnostik und die Therapieplanung zielgerichteter, wirksamer und damit besser machen, sie wird die Zugangs- schwellen zu zahnmedizinischer Versorgung in vielen Teilen der Erde senken und sie wird ein besseres Verständnis der Mundgesundheit unserer Patienten ermöglichen. DAS DATENZEITALTER Die beiden grundlegenden For- schungspfeiler zum Verständnis der Natur sind lange Zeit die experimen- tellen und die theoretischen Wissen- schaften gewesen. In den vergan- genen Jahrzehnten sind Computer- simulationen zu einem dritten Pfeiler geworden. Heutzutage – im digitalen Zeitalter – ist die datenintensive Wis- senschaft als vierter Pfeiler hinzuge- kommen: \ Immer mehr Forschung ist daten- getrieben. \ Daten gelten als eine Schlüssel- ressource für moderne Gesell- schaften und deren Wohlstand, unter anderem weil die Kosten für die Nutzung von Daten gering sind und stetig sinken. \ Daten sind eine unerschöpfliche Ressource, die so oft wie nötig und von so vielen Akteuren wie technologisch möglich gleichzeitig genutzt werden kann. \ Dieselben Daten können für eine Vielzahl von Anwendungen über Branchen und Märkte hinweg genutzt werden. \ Die intelligente Nutzung von Daten optimiert die Effizienz konventioneller Prozesse und Abläufe [Klingenberg et al., 2019] (Abbildung 2). CME AUF ZM-ONLINE Künstliche Intelligenz: Die Perspek- tiven der Datenzahnmedizin Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. FORTBILDUNG DIGITALE ZAHNMEDIZIN Künstliche Intelligenz: Die Perspektiven der Datenzahnmedizin Falk Schwendicke, Joachim Krois Digitale Prozesse, Dokumentationen, Diagnose- und Behandlungsmethoden haben im Gesundheitswesen zu einer geradezu explosionsartig ansteigenden Menge an Daten geführt. Die Mittel der Wahl, um dem ungeheuren Datenberg Wissen abzutrotzen, sind kluge wissenschaftliche Fragestellungen und die mathematischen Algorithmen der „künstlichen Intelligenz“ (KI). Auch die Zahnmedizin kann vielfältig von dieser Entwicklung profitieren – der Beitrag beschreibt die Chancen, aber auch die Schwierigkeiten auf dem Weg zu einer „Datenzahnmedizin“. 58 | ZAHNMEDIZIN

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