Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 111, Nr. 14, 16.7.2021, (1380) IDS 2021 Das geht in der Implantologie Christian Ehrensberger Medizinische Werkstoffe, schlaue Software und 3-D-Druck, das sind die Innovationsfelder in der Zahnmedizin – gerade in der Implantologie. Was heute alles möglich ist und inwieweit eine stärker biologisch orientierte Implantologie schon greifbar ist, zeigt die Internationale Dental-Schau (IDS) 2021 vom 22. bis zum 25. September in Köln. E ine hohe Patientenzufriedenheit erreicht man in der Implantolo- gie oft durch Frühbelastung oder gar Sofortbelastung. Dafür wiederum müssen die Implantatoberflächen eine geeignete Mikrorauheit aufweisen. Eine Hochtemperatur-Säureätzung und die Lagerung in steriler Kochsalzlösung sollen Implantate jetzt fit für eine frü- here Belastung machen. Insbesondere fördern sie eine hohe Sekundärstabi- lität bereits in der frühesten Phase der Heilung. DIE ENGE ABSTIMMUNG DER KOMPONENTEN IST WICHTIG Anschließend soll die Versorgung natürlich lange im Mund des Patien- ten verbleiben. Neue Chancen er- öffnen prothetische Materialien für den 3-D-Druck, die ein antagonisten- freundliches Verhalten („Pufferwir- kung“) aufweisen und/oder von vorn- herein die Bildung von Sekundär- karies verhindern. Dynamik bringt die Möglichkeit zu einer unmittelbaren Neuorientierung und Umentscheidung während der Behandlung: Einfach einen Abutment- Switch durchführen und schon erfolgt der Umstieg von einer Anschluss- geometrie auf eine andere. Aufgrund der Vielfalt der Möglich- keiten und der Komplexität der Anforderungen in der Implantologie ist eine gute Zusammenarbeit von Implantologe, Prothetiker und Zahn- techniker wichtig. Allein die Abut- ments zeigen, was heute alles mög- lich ist: So lässt sich ein zweiteiliges Abutment aus einer konfektionierten Titanbase und einem damit verklebten keramischen Aufbauteil verwenden und optional im Labor patienten- individuell gestalten. Daneben kann man im Fall von verschraubten Ein- zelzahn-Versorgungen patienten- individuelle Titanbasen von einem industriellen Fertigungsservice bezie- hen. Dieser Weg steht übrigens auch für einteilige Abutments offen. Preforms kommen hinzu: Abutment- rohlinge mit einem konfektionierten Anschluss zum Implantat, der sich zur Krone hin und im Gingivabereich individualisieren lässt. Wichtig für die Anwendung ist, welche Implan- tate welcher Hersteller mit welchen Anschlussgeometrien und mit wel- chen Daten der zugehörigen Scan- bodies in der Software hinterlegt sind. Denn daraus ergeben sich die Optionen. Eine überraschende Alter- native: Selbst ganz ohne Abutments lassen sich bestimmte Zahnimplanta- te heute versorgen. Fast automatisch wird man noch naturnäher arbeiten und das Poten- zial dafür bereitstehender Produkte ausschöpfen. Beispielsweise passen sich flexible 3-D-Röntgensysteme der Indikation an. Das Field of View schmiegt sich genau in den dia- gnostisch relevanten Bereich ein und bildet mit dieser an der Anatomie orientierten Optimierungsstrategie in einem OPG auch hintere Molaren vollständig ab. Ist stattdessen im Vor- feld einer Implantation die detail- reiche Darstellung einer bestimmten Kieferregion gewünscht, wählt der Behandler einen dafür geeigneten Modus (etwa „zehn Ø-50x50-mm- Volumina“). NOCH NÄHER AN DIE ANATOMIE GEHEN Näher an der Anatomie – das be- deutet perspektivisch auch, nicht nur die reine Form zu rekonstruieren, sondern auch die Kräfteverteilung im neuen Knochen nach dem Vorbild der Natur zu modellieren! Ein neuer Ansatz geht von 3-D-gedruckten Scaf- folds aus bleibenden lasttragenden Streben und einer mit Wachstums- faktoren biologisierten Knochen- keramik aus. Jene wird im Zuge der Regeneration nach und nach ab- gebaut und durch patienteneigenes Knochengewebe ersetzt und ver- wächst dann mit den lasttragenden Streben. Auch hier gibt es bereits konkrete Projekte wie das Gemein- schaftsprojekt der MKG-Klinik des Universitätsklinikums Schleswig- Holstein und der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts- Universität zu Kiel. \ Foto: Koelnmesse / IDS Cologne / Harald Fleissner Ob gerade oder konisch, ob breit oder schmal: Die IDS bietet das gesamte Spektrum der Implantate aus aller Welt. CHRISTIAN EHRENSBERGER Frankfurt am Main 82 | ZAHNMEDIZIN

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=