Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 111, Nr. 15-16, 16.8.2021, (1416) geeigneten Patienten für die Behandlungskurse. Dies sei wichtig, um den Unterricht am Patienten sicherzustellen und bei den Studierenden entsprechende Kompetenz auf- zubauen. Mit Blick auf die Corona-Pandemie weist der MFT darauf hin, dass eine Rückkehr zum Unterricht am Patienten unumgänglich sei – alternative Lehrformate und Simulationen könnten die Ausbildung am Patienten nicht ersetzen. GUT AUSGEBILDET AUCH IN DEN FÄCHERN DER MEDIZIN Im Zuge der Novelle des Medizinstudiums sollten jetzt auch Anpassungen in beiden Fächern auf den Weg ge- bracht werden, fordert der MFT. Eine Gleichstellung zahn- medizinischer Disziplinen mit Grundlagenfächern und klinischen Fächern der Medizin sei elementar, heißt es in dem Papier, denn medizinische Aspekte seien für einen gut ausgebildeten Zahnarzt der Zukunft wichtig. Es müss- ten Synergien geschaffen und die Struktur des Zahnmedi- zinstudiums an die des Medizinstudiums angepasst wer- den. Als Schnittstellen führt der MFT etwa Mundgesund- heit und orale Prävention, Schmerzmedizin, Seniorenme- dizin oder mundgesundheitsbezogene Lebensqualität an. Der MFT spricht hier von interprofessionellen Modulen oder „Common Rungs.“ DIE ERSTEN STAATSEXAMENSPRÜFUNGEN MÜSSEN ABGESTIMMT WERDEN Die Zeitpunkte der ersten Staatsexamensprüfung in bei- den Fächern müssten zudem miteinander abgestimmt werden. Ferner sollte ein weiterentwickelter NKLZ mit dem Nationalen Kompentenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) abgeglichen werden. Außerdem sollte es gemeinsame Prüfungsformate geben. pr „ZAHNÄRZTE MÜSSEN WISSENSCHAFTLICH DENKEN KÖNNEN!“ Welche Botschaften wollen Sie der Politik mit dem Positionspapier vermitteln? Prof. Dr. Roland Frankenberger: Es darf für die Politik auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass durch die jetzt unmittelbar bevorstehende Novelle der zahnärztlichen Approbationsordnung das Thema Zahnmedizinstudium erst einmal erledigt ist. Vor allem vor dem Hintergrund der Angleichung an die Weiterentwicklung des Medizinstudiums („Masterplan Medizinstudium 2020“) ist ein abschließender Reformschritt für den ersten Studienabschnitt der Zahnmedizin unabdingbar. Uns ist es wichtig, dass auf der einen Seite die seit geraumer Zeit etablierte interdisziplinäre praktische Ausbildung weiter gestärkt, auf der anderen Seite aber auch die wissenschaftliche Ausbildung signifikant verbessert wird. Zahnärzte müssen nach ihrem Studium nicht zwingend wissenschaftlich arbeiten, aber sie müssen wissenschaftlich denken können. Weitere fundamentale Aspekte sind die Anpassung an deutlich gewandelte demografische Rahmenbedingungen sowie neue Ansätze zur Prävention, zum Erhalt und zur Wiederherstellung von Mundgesundheit. Dies erfordert eine stärkere Verschränkung mit dem Studium der Medizin als longitudinales Curriculum der Zahnmedizin als orale Medizin. Der Nationale Kompetenzbasierte Lernziel- katalog Zahnmedizin (NKLZ) legt die Grundlage für eine zeitgemäße kompetenzorientierte Ausbildung und muss daher zwingend weiterentwickelt werden. Wo liegen die Besonderheiten der Zahnmedizin gegenüber der Medizin? Wesentliche Aspekte der beschriebenen Reform der Zahnmedizinerausbildung sind die strukturelle Gleichstellung mit der Medizin im Sinne einer Angleichung von Betreuungsverhältnissen und Anrechnungsfaktoren sowie die Schaffung von adäquaten Freiräumen für die Forschung. Während die Medizin pro Fakultät nicht selten über 100 (berufene) Professuren vorhält, sind dies in der Zahnmedizin in der Regel vier bis sieben, bei einem Lehranteil von bis zu 18 Prozent innerhalb der Medizinischen Fakultäten. Das Zahlenverhältnis von Professoren zu Studierenden liegt in der Medizin bei circa 1:20 und in der Zahnmedizin bei circa 1:85, das Verhältnis von wissen- schaftlichen Vollzeitstellen zu Studierenden liegt in der Medizin bei circa 1:1,8 und in der Zahnmedizin bei circa 1:9,5. Grundvoraus- setzung ist daher zuerst eine vollumfassende Finanzierung. pr Prof. Dr. Roland Frankenberger ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) und Mitglied im Präsidium des Medizinischen Fakultätentags (MFT) Foto: privat 14 | POLITIK

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