Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 111, Nr. 15-16, 16.8.2021, (1420) ZM-SERIE „KARRIEREN IM AUSLAND“ Hermann Becks – Ein Rheinländer gründet das „American Institute of Oral Biology“ Dominik Groß Hermann Becks gehört zu einer kleinen Gruppe deutschstämmiger Zahnärzte seiner Zeit, denen in der Emigration eine internationale wissenschaftliche Karriere gelang. Er gilt heute als Pionier der Parodontologie und der Oral- biologie. Wie kam es dazu? D as Leben von Hermann Becks (Abb.) [Baume, 1974] begann wenig spektakulär [Evans/ Meyer, 1965; Baume, 1974; UCLA, 1932–1958]: Er wurde am 24. August 1897 in Wesel am Rhein als Sohn eines Architekten geboren und ver- brachte seine gesamte Schulzeit bis zum Abitur in Deutschland. Er wirkte im Ersten Weltkrieg unter anderem als Leutnant der deutschen Artillerie und zog sich bei den Kämpfen in Ver- dun eine schwere Verwundung zu. Durch die Wirren des Krieges konnte er erst 1918 das Studium aufnehmen: Er schrieb sich an der Universität Ros- tock für Zahnheilkunde und Medizin ein. Unterrichtet wurde er dort unter anderem von den zahnärztlichen Hochschullehrern Hans Moral (1885–1933), Johannes Reinmöller (1877–1955) und Max Reinmöller (1886–1977) [Groß, 2017; Schwane- wede, 2019]. 1922 absolvierte er in Rostock die zahnärztliche Prüfung und im selben Jahr promovierte er ebenda mit der Arbeit „Ueber acute aleukämische Lymphadenose mit herdförmiger nekrotisierender Sto- matitis als Folge einer Angina Plaut- Vincenti?“ zum Dr. med. dent. [Becks, 1922]. EIN FERNGLAS WEHRTE IM KRIEG TÖDLICHE TREFFER AB Becks gehörte zur ersten Generation zahnärztlicher Doktoranden – erst drei Jahre zuvor war in Deutschland das Promotionsrecht im Fach Zahn- heilkunde eingeführt worden [Groß, 1994; Groß, 2019; Schäfer/Groß, 2007]. 1924 bestand Becks auch die ärztliche Prüfung und 1926 fertigte er seine zweite Dissertation „Zur Nosologie der haemorrhagischen Diathesen“ an, die an gleicher Stelle zur Verleihung des Dr. med. führte [Becks, 1926]. Spätestens seit 1926 arbeitete Becks dann als Assistent am Zahnärztli- chen Institut der Universität Frei- burg bei Prof. Wilhelm Herren- knecht (1865–1941), der just in je- nem Jahr zum Vorsitzenden des „Central-Vereins deutscher Zahn- ärzte“ (heute: DGZMK) gewählt wurde und damit hierzulande zu den prominentesten Fachvertretern avancierte [Groß/Schäfer, 2009; Groß, 2021]. 1928 folgte dann eine deutliche Zäsur: Becks emigrierte in die USA und nahm eine Lehr- und For- schungstätigkeit an der School of Dentistry der University of Califor- nia in der San Francisco Bay Area wahr. Zugleich wurde er Mitarbeiter der „George Williams Hooper Foun- dation for Medical Research“ unter der Leitung des Pathologen Karl Friedrich Meyer (1884–1974). 1939 wurde er an der University of Cali- fornia zum Leiter der Abteilung für Zahnmedizin bestellt, wo er mit der Zeit einen oralbiologischen Schwer- punkt ausprägte [JADA, 1973]. 1941 stieg Becks dann an jener Universi- tät zum ordentlichen Professor („full professor“) auf – dem Höhe- punkt seiner Hochschulkarriere. Becks verstarb am 13. Juli 1962 in San Francisco noch vor der Ent- pflichtung. DAS STUDIUM VERDIENTE ER SICH IN EINER MÖBELFABRIK So beeindruckend sich diese Kurz- version des Lebenslaufs liest – abzu- sehen war Becks erfolgreiche Karriere keineswegs. Tatsächlich wäre Becks im Ersten Weltkrieg beinahe zu Tode gekommen. Er überlebte ein Feuer- gefecht bei Verdun allein dank eines um den Hals getragenen Fernglases, das die gefährlichsten Treffer ab- wehrte. So heißt es in einem Nachruf: „Becks escaped death on April 6, 1916, only by the presence of his field glasses slung about his neck“ [Evans/Meyer, 1965]. Nachdem er genesen war, absolvierte er – wie erwähnt – ein Doppelstudium in Rostock. Foto: Reprint J. Am. Dent. Assoc. 88 (1974), 287, m.f.G. Elsevier Hermann Becks 18 | GESELLSCHAFT

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