Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 111, Nr. 15-16, 16.8.2021, (1431) P ro Kopf gerechnet sind die GKV- Ausgaben seit zwei Dekaden jahresdurchschnittlich um ei- nen Prozentpunkt stärker gestiegen als die beitragspflichtigen Einkom- men. Offenkundig leidet das GKV- System unter Fehlanreizen, die das Auseinanderklaffen beider Entwick- lungen erklären können. Auf der einen Seite mangelt es den Versicher- ten an Ansporn, sich bei einkom- mensbezogenen Beiträgen und freier Arztwahl freiwillig auf kostengünstige Angebote zu beschränken. Auf der anderen Seite behindern zum Beispiel einheitliche Leistungsentgelte den Wettbewerb um effiziente Versor- gungsmodelle. Abhilfe böten zum Beispiel Managed-Care-Strukturen, die zu unterschiedlichen Beiträgen angeboten werden. Dafür bedarf es aber keiner Bürgerversicherung. SOLIDARITÄT IST MESSBAR Bleibt der Wunsch nach Solidarität und Gerechtigkeit. Doch was bedeutet Solidarität in der GKV? Kann man das messen? Ja, denn wer in der GKV einen Beitrag entrichtet, der höher ist als seine aktuelle, nach Alter und Ge- schlecht durchschnittliche Schadens- erwartung, der leistet einen Solidarbei- trag in Höhe der entsprechenden Dif- ferenz. Nach einer aktuellen Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft ist das bei rund 4 von 10 Versicherten der Fall: 36,6 Prozent der GKV-Ausga- ben werden darüber finanziert. DR. JOCHEN PIMPERTZ Kompetenzfeldleiter „Öffentliche Finanzen, Soziale Sicherung, Verteilung“ Institut der deutschen Wirtschaft (IW) pimpertz@iwkoeln.de Foto: privat ANALYSE DES INSTITUTS DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT Ist eine Bürgerversicherung solidarischer? Jochen Pimpertz Eine Bürgerversicherung nach den Regeln der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) beseitige Ungerechtigkeiten und stärke die Solidargemeinschaft der GKV-Bestandsversicherten – so wird das Konzept seit zwei Jahrzehnten politisch beworben. Doch vermag das Konzept auch drängende ökonomische Probleme zu lösen? Foto: AdobeStock_Hurca! POLITIK | 29

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