Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16
Fortbildungskurs, den er unlängst besucht hat: Dort wurden Ergebnisse klinischer Studien referiert, die zeig- ten, dass ein mittiges Einzelimplan- tat (mit Kugelkopfanker) im zahnlo- sen Unterkiefer bei älteren Patienten gute Ergebnisse lieferte. In jener Fortbildung wurden neben der Funk- tionalität der Versorgung die ver- gleichsweise geringen finanziellen Aufwendungen herausgestellt, so dass sich diese gerade bei wenig zah- lungskräftigen Personen anbiete. S. klärt W. über diese Therapieoption und die damit verbundenen mut- maßlichen Kosten auf und weckt bei dem Patienten auf Anhieb großes In- teresse. Er hat gerade das Beratungs- gespräch beendet, als H. das Sprech- zimmer betritt. Er entschuldigt sich für seine Verspätung und bittet S. freundlich, den Gesprächsverlauf zu rekapitulieren. Der Patient berichtet daraufhin von den großen Proble- men mit seiner Prothese und von seinen begrenzten finanziellen Mit- teln, S. ergänzt, dass er vor ebendie- sem Hintergrund zu einem mittigen Einzelzahnimplantat geraten habe. ALLERDINGS LEHNT DER CHEF DIE THERAPIE BRÜSK AB H. reagiert unerwartet erregt und barsch: Besagte Empfehlung sei „blanker Unsinn“ und seine Praxis kein „Experimentierfeld“. Das Mini- mum bei einer Implantatversorgung des Unterkiefers liege bei zwei Im- plantaten, besser seien vier. Dass dies Kosten verursache, sei nicht weg- zudiskutieren – doch eine gute Ver- sorgung nach den Regeln der Kunst habe eben ihren Preis. Der Patient verlässt betreten die Praxis und die beiden Zahnärzte verschwinden in ihren jeweiligen Behandlungszimmern, ohne das The- ma nochmals nachzubereiten. S. ist zwar durch das Auftreten seines älteren Kollegen eingeschüchtert, aber in der Sache nicht überzeugt. Am nächsten Morgen stellt ihm die zahnmedizinische Verwaltungsange- stellte noch vor der Behandlung des ersten Patienten einen Anruf durch. Am anderen Ende der Leitung mel- det sich zu seiner Überraschung W., der mit belegter Stimme angibt, Nachfragen zum gestrigen Gespräch und der angesprochen Therapieopti- on zu haben. S. zögert: Was kann beziehungsweise sollte er antworten? Was schuldet er dem Patienten, was seinem Vorge- setzten? \ PROF. DR. DR. DR. DOMINIK GROß Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen Klinisches Ethik-Komitee des Universitätsklinikums Aachen MTI 2, Wendlingweg 2, 52074 Aachen dgross@ukaachen.de Foto: privat SCHILDERN SIE IHR DILEMMA! Haben Sie in der Praxis eine ähnliche Situation oder andere Dilemmata erlebt? Schildern Sie das ethische Problem – die Autoren prüfen den Fall und nehmen ihn gege- benenfalls in diese Reihe auf. Kontakt: Prof. Dr. Ralf Vollmuth, vollmuth@ak-ethik.de Alle erschienenen Fälle sowie ergänzende Informationen zum Arbeitskreis Ethik finden Sie auf zm-online.de. AUFRUF zm 111, Nr. 15-16, 16.8.2021, (1439) 07/2021 · 10012458v.001 % Jetzt Aktionspreis sichern! kometstore.de/w &h-aktion Hier geht‘s zur Aktion: Preisbrecher. W&H Winkelstück und Kometinstrumente im coolen Bundle. ZAHNMEDIZIN | 37
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