Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16
zm 111, Nr. 15-16, 16.8.2021, (1453) IDZ-STUDIE Wie tickt die Zahnarzt-Generation Y? Mit den Vorstellungen, Hoffnungen und Sorgen der jungen Zahnarztgeneration setzt sich Dr. Nele Kettler in ihrem Buch „Junge Zahnärztinnen und -ärzte“ intensiv auseinander. Kettler, Zahnärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ), hat dazu über mehrere Jahre hinweg die Einstellungen der sogenannten Generation Y untersucht und die Ergebnisse in ihrem jetzt veröffentlichten Buch zusammengetragen. D em Buch vorausgegangen ist die Studie „Y-Dent – Berufsbild an- gehender und junger Zahnärz- te“. Dabei wurden Zahnmedizinerin- nen und -mediziner zwischen in ihren letzten Universitäts- und ersten Berufs- jahren 2014 und 2019 begleitet und re- gelmäßig nach ihren Erfahrungen in dieser Zeit und ihren Vorstellungen und Wünschen für die Zukunft befragt (Abbildung 1). An der ersten quantita- tiven Erhebung nahmen 1.395 Studie- rende der 9. und 10. Semester teil. 2017 wurden genau diese Frauen und Män- ner erneut befragt, die sich zu diesem Zeitpunkt größtenteils in der Assistenz- zeit befanden (635 Teilnehmende). Ei- ne dritte Befragungswelle wurde 2019 durchgeführt; zu diesem Zeitpunkt wa- ren die Studienteilnehmenden den An- gaben zufolge mehrheitlich im Ange- stelltenverhältnis beschäftigt und eini- ge wenige bereits niedergelassen (573 Teilnehmende). In der Studie wurden sowohl qualitative als auch quantitati- ve Erhebungsmethoden eingesetzt. Ziel sollte sein, aus den Ergebnissen des Buches „abzuleiten, wie die Zukunft der zahnärztlichen Profession aussehen könnte“, erklärt die Autorin. Dabei soll die Perspektive der Zahnärz- tinnen und Zahnärzte nachvollzogen werden, die erst kürzlich Teil des Berufs- standes sind. „Denn ein Großteil von ihnen wird in den nächsten 40 Jahren Teil der Versorgungsseite sein. Ihre be- ruflichen Entscheidungen werden da- mit die zahnmedizinische Versorgungs- landschaft in Zukunft prägen“, schreibt Kettler in der Einleitung. Für die Bun- deszahnärztekammer (BZÄK) und die Kassenzahnärztliche Bundesvereini- gung (KZBV), die gemeinsam das IDZ tragen, sind die Ergebnisse der Studie von besonderer Bedeutung, da sie Handlungsbedarfe offenlegen und die zukünftige Agenda der berufspoliti- schen Arbeit mitbestimmen. WIE IST DAS EIGENE SELBSTVERSTÄNDNIS? Doch wer ist diese Generation Y? Grob gesagt handelt es sich um die nach 1980 Geborenen, die jetzt auf den Arbeits- markt kommen. Vorangegangen sind die Generation X (1966–1979 geboren) und die Babyboomer (1956–1965). Alle zusammen teilen sich den Arbeitsmarkt. Daher wird in dem Buch versucht, die Unterschiede zwischen den Generatio- nen und auch ihre Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Die Frage war auch, inwieweit allgemeine Generationszu- schreibungen auf die Gruppe der Zahn- ärztinnen und Zahnärzte zutreffen. In der Soziologie wird die Generation Y ja gerne als besonders freiheitsliebend und mit einem starken Fokus auf Work-Life- Balance beschrieben. Ein zentrales Thema der Befragungen war daher wiederkehrend das Berufs- bild und das Rollenverständnis, das die jungen Zahnärztinnen und Zahnärzte in der Eigenwahrnehmung von sich und von ihrer Profession haben. Dabei zeigt sich, dass sich die Einstellungen je nach Lebensphase (Studium, Assis- tenzzeit, Anstellung oder Niederlas- sung) wandeln (Abbildung 2). Kettler. kommt zu dem Ergebnis, dass die be- ruflichen Einstellungen und Entschei- dungen der jungen Zahnärztinnen und Zahnärzte nur zum Teil von de- nen ihrer Generation geprägt werden. „Sie unterscheiden sich nicht zwangs- läufig von denen älterer Zahnärztin- nen und -ärzte und (vermeintlicher) Vorgängergenerationen. Ihre Einstel- lungsmerkmale werden im Laufe des (Berufs-)Lebens neben der Generatio- nenzugehörigkeit durch das Lebensal- ter beeinflusst“, fasst sie zusammen. Daneben hätten familiäre Sozialisati- onsprozesse einen nicht unerhebli- chen Einfluss auf berufliche Einstel- lungen. Kettler kommt zu dem Ergeb- nis, dass sich das zahnärztliche Selbst- bild in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert habe. „Nach wie vor nehmen ganzheitlich-medizinische, handwerkliche und soziale Aspekte ei- nen hohen Stellenwert darin ein. Auch die jungen Zahnärztinnen und -ärzte änderten dieses Selbstverständnis nicht, im Gegenteil: Durch den Pro- zess der beruflichen Sozialisation wur- den eben diese zentralen Werte des Be- rufsbilds von ihnen übernommen.“ Grafik: IDZ Abb. 1: Verlauf der Y-Studie – Berufsbild angehender und junger Zahnärzte. POLITIK | 51
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