Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 111, Nr. 15-16, 16.8.2021, (1456) BUNDESZAHNÄRZTEKAMMER Mundgesundheitsziele bis 2030 Dietmar Oesterreich, A. Rainer Jordan, Sebastian Ziller Die Formulierung von Mundgesundheitszielen verdeutlicht die Gemeinwohlorientierung des zahnärztlichen Berufs- standes und zählt zu den zentralen gesundheitspolitischen Aufgaben der Bundeszahnärztekammer (BZÄK). Bereits im Herbst letzten Jahres hatte der Vorstand neue Mundgesundheitsziele bis zum Jahr 2030 beschlossen. Am 25. Juni 2021 wurde nun eine ausführliche Publikation dazu vom Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) veröffentlicht. B ereits im Jahr 1996 verabschie- dete die BZÄK die ersten Mund- gesundheitsziele für Deutsch- land. Ausgangspunkt dafür waren die zu dem Zeitpunkt entwickelten Ini- tiativen von WHO und FDI, die ihre Mitgliedsländer dazu aufforderten, die allgemeinen Zielempfehlungen an die Besonderheiten des jeweiligen nationalen Gesundheitssystems an- zupassen. Die BZÄK hat diese Ziel- empfehlungen dann mehrfach einer kritischen Reflektion, basierend auf den jeweils aktuellen wissenschaft- lichen Studien zur Mundgesundheit, unterzogen. Die letztmalige Reflekti- on erfolgte 2012 und wurde dabei in Relation zu den für 2020 formulier- ten Mundgesundheitszielen gesetzt. Zum nunmehr dritten Mal wurden die Mundgesundheitsziele auf Basis der DMS V von 2014 und der epide- miologischen Begleituntersuchung zur Gruppenprophylaxe von 2016 weiterentwickelt. Der Ausschuss Prä- ventive Zahnheilkunde der BZÄK nahm die vorliegenden Datenquellen zum Anlass, eine Bilanz im Hinblick auf die gesetzten Ziele für das Jahr 2020 vorzunehmen und gleichzeitig neue Zielformulierungen bis 2030 zu entwickeln. Zum einen wird dabei überprüft, in- wiefern die Mundgesundheitsziele der Vergangenheit heute erreicht sind. Zum anderen definieren die Au- toren vor dem Hintergrund der heuti- gen Situation konkrete Prävalenzen von Mund-, Kiefer- und Gesichtser- krankungen sowie Versorgungsgrade und Therapiebedarfe als Mundge- sundheitsziele für das Jahr 2030. Standen zu Beginn in den 1990er Jahren noch primär zahnbezogene Parameter im Vordergrund, wurden zunehmend alle Aspekte der Mund- gesundheit im Sinne eines bio-psy- cho-sozialen Krankheitsverständnis- ses einbezogen und darüber hinaus im Sinne des gemeinsamen Risikofak- torenansatzes der Fokus mehr auf die Interaktion zwischen Mundgesund- heit und allgemeiner Gesundheit ge- legt. Zugleich wurden verstärkt Public Health Strategien berücksichtigt. Gerade die Pandemie zeigt die Bedeu- tung von populationsbezogenen Querschnitts-Strategien in den Berei- chen Prävention und Gesundheits- förderung. Die BZÄK führte damit einen noch immer nicht ausreichend entwickelten Forschungsbereich bei den Gesundheitszielsetzungen für die Zahnmedizin ein. Ziele sind ja gut und schön, aber was nützen sie dem Berufsstand? Mund- gesundheitsziele zu entwickeln und gleichzeitig Wege zur Erreichung und zur Gesundheitssystemgestal- tung aufzuzeigen, sind eine der wichtigsten fach- und gesundheits- politischen Kernaufgaben der BZÄK. Der zahnärztliche Berufsstand konn- te in den letzten 35 Jahren nachwei- sen, dass zahnmedizinische Präven- tion unter entsprechenden Rahmen- bedingungen des Gesundheitssys- tems sehr erfolgreich ist. Die Zahn- medizin nimmt dabei im medizini- schen Fächerkanon eine Vorbildrolle ein. Dennoch gibt es noch zahlrei- che Präventionspotenziale, nicht nur in der Zahnmedizin, die genutzt werden müssen. Die Mundgesund- heitsziele mit ihren Handlungsemp- fehlungen verdeutlichen dies und zeigen Strategien auf, um diese Ziel- setzung zu erreichen. Dabei geht es auch um sozialpolitische und gesundheitsökonomische Vorausset- zungen im Gesundheitssystem. Genau an diesen Punkten setzt die PROF. DR. MED. DENT. HABIL. A. RAINER JORDAN, MSC. Wissenschaftlicher Direktor Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) Universitätsstr. 73, 50931 Köln Foto: Philippe_Ramakers DR. MED. DENT. SEBASTIAN ZILLER, MPH Abt. Prävention und Gesundheitsförderung Bundeszahnärztekammer Chausseestr. 13, 10115 Berlin Foto: BZÄK/Pietschmann PROF. DR. DIETMAR OESTERREICH Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern Wismarsche Str. 304, 19055 Schwerin Foto: axentis.de , Lopata 54 | ZAHNMEDIZIN

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