Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 111, Nr. 15-16, 16.8.2021, (1458) DER BESONDERE FALL MIT CME Nekrotisierende Fasziitis der Galea aponeurotica nach Rohheitsdelikt Fabia Siegberg, Peer W. Kämmerer, Daniel G. E. Thiem Eine junge Frau hat nach einem Rohheitsdelikt eine persistierende Schwellung des Neuro- und Viszerokraniums, was anfänglich als unkomplizierte Weichgewebeinfektion erachtet und antibiotisch behandelt wurde. Zwei Wochen nach der Tat wird sie als Notfall mit Fieber und reduziertem Allgemeinzustand im Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgischen Notdienst vorstellig. Das Ausmaß des Traumas zeigt sich erst intraoperativ als eine seltene Form der Weichteilinfektion. I m Februar 2020 stellte sich eine 21-jährige Patientin mit einer bi- temporo-parietofrontalen Schwel- lung über den Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgischen Notdienst der Universitätsmedizin Mainz vor. Einem vorliegenden Arztbrief nach war sie zwei Wochen zuvor Opfer eines Rohheitsdelikts geworden und hatte dabei einen stumpfen Schlag auf den Kopf sowie eine Messer- stichverletzung im Bereich der frontalen Haargrenze erlitten. Nach einem computertomografischen Ausschluss einer intracerebralen Blutung und nach Versorgung der Stichwunde hatte sich die Patientin damals – gegen ärztlichen Rat – mit einem oralisierten Antibiotikum entlassen. Anamnestisch berichtete die Frau von einer initialen Regredienz mit daraufhin allerdings rasch eintre- tender Progredienz der Schwellung. Zum Zeitpunkt der Untersuchung lag die Körpertemperatur bei 38,8 °C und die Patientin befand sich in einem insgesamt reduzierten All- gemeinzustand. Mittels OPG und klinischer Befundung konnte ein dentogener Infektfokus ausgeschlos- sen werden. In der sonografischen Untersuchung stellte sich die tem- porale Subcutis und Muskelloge beidseitig ödematös entzündlich auf- gelockert dar. Daneben imponierte die Schwellung druckschmerzhaft Alle Fotos: MKG Universitätsmedizin Mainz Abb. 1: Präoperative Computertomografie mit multiplen subcutanen Lufteinschlüssen (a) und Fettgewebsimbibierung bitemporal mit Kontrastmittel- anreicherung über beide Großhirnkonvexitäten (b) FABIA SIEGBERG Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Siegberg/MKG Universitätsmedizin Mainz 56 | ZAHNMEDIZIN

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