Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16
zm 111, Nr. 15-16, 16.8.2021, (1469) Der Patient gab an, er habe leichte rezidivierende Beschwerden an den Frontzähnen. Der Hauszahnarzt habe bei einer Routineuntersuchung beim Hauszahnarzt Auffälligkeiten an den Frontzähnen bemerkt. Deshalb wur- de ein Endodontologe konsultiert, der allerdings keine Erhaltungsmög- lichkeit für beide Zähne sah. Der Patient versicherte, dass er keine kieferorthopädische Behandlung so- wie keinen Unfall mit Zahnbeteili- gung in der Vergangenheit gehabt hat. Die allgemeinmedizinische Anamnese war unauffällig. ZAHNÄRZTLICHER BEFUND Der allgemeinzahnmedizinische Be- fund zeigte erhöhte Sondierungstiefen palatinal an den Zähnen 11 und 21 mit starker Blutung. Der CO 2 -Sensibili- tätstest der Zähne 11 und 21 war verzö- gert, jedoch positiv. Die restlichen Zäh- ne im Ober- und Unterkiefer zeigten keine Auffälligkeiten (Abbildung 1a). schen Substanz des Dentins besteht wie beim Alveolarknochen aus Kolla- gen Typ I und etwa neun Prozent aus nichtkollagenen Proteinen [Leon- hardt, 1990]. Besondere Bedeutung haben dabei nichtkollagene Struktur- proteine, die auch im Knochen vor- kommen, wie zum Beispiel Osteocal- cin, Osteonectin, Phosphoprotein und Sialoprotein, und wachstums- stimulierende Faktoren wie das Bone Morphogenic Protein-2 (BMP-2), der Transforming Growth Factor-ß (TGF-ß) und der Insulin Like Growth Factor-II (IGF-II), die die Differenzie- rung von mesenchymalen Stammzel- len in Chondrozyten und knochen- bildende Zellen beeinflussen [Linde, 1989; Kim et al., 2010; Kim et al., 2014; Kim et al., 2017]. In einem Review von Chan et al. wurde die Reossifikation der Extrakti- onsalveole unter Berücksichtigung verschiedener Knochenersatzmateria- len (autolog, allogen, xenogen) zur Socket Preservation untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass es je nach Knochenersatzmaterial zu unter- schiedlicher Durchblutung des neu gebildeten Knochens gekommen war. Dabei wurde der Grad der Knochen- durchblutung mit der Vitalität des Knochens gleichgesetzt. Die Autoren konnten allerdings keine Aussage treffen, inwieweit besser durchblute- ter Knochen einen positiven Einfluss auf die Knochenqualität im Bereich des Implantatlagers und die Stabilität des periimplantären Gewebes hat [Chan et al., 2013]. Es konnte jedoch histologisch nachgewiesen werden, dass die Neubildung von Knochen bei einer Socket Preservation mit Dentin als Augmentationsmaterial signifikant größer ist als mit xenoge- nen Augmentationsmaterialien [Cal- vo-Guirado et al., 2018; Minetti et al., 2019]. Im folgenden Fallbericht wird über das Vorgehen bei der Sofortimplanta- tion mit Dentinaugmentation berich- tet. Einem 29-jährigen Patienten mussten beide mittleren Oberkiefer- schneidezähne entfernt werden. Es wurden Sofortimplantate inseriert und eine Augmentation mit autolo- gem Dentin durchgeführt. Abschlie- ßend erfolgte eine provisorische Sofortversorgung. Der Patientenfall ANAMNESE Ein 29-jähriger Patient stellte sich im August 2019 im Zentrum für Implantologie und Oralchirurgie in Hei- delberg vor. Grund der Überweisung durch den Hauszahnarzt war die Nichterhaltungsfähigkeit der Zähne 11 und 21 aufgrund einer vorliegenden externen Resorption an beiden Zähnen. Quelle (alle): Michael Korsch Abb. 1a: Klinische Ausgangssituation bei Erstvorstellung. Die Zähne 11 und 21 imponieren unauffällig. b: Röntgenologischer Ausgangsbefund: An den Zähnen 11 und 21 sind koronale Aufhellungen zu sehen. a b ZAHNMEDIZIN | 67
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