Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16
zm 111, Nr. 15-16, 16.8.2021, (1472) Neben dem Strukturerhalt von Hart- und Weichgewebe bedeutet eine unter den beschriebenen Kriterien durchgeführte Sofortimplantation ei- ne deutliche Reduktion der Patienten- morbidität, der Behandlungszeit und der Kosten [Andersen et al., 2002]. Im hier beschriebenen Fall wurde die Jumping Distance mit autologen Den- tinpartikeln aufgefüllt, um eine mögli- che Resorption der bukkalen Lamelle zu kompensieren. Knochenersatzma- terial aus autologen Dentinpartikeln ist in vielerlei Hinsicht vorteilhaft, da Dentin nahezu die gleiche chemische Zusammensetzung und osteogeneti- sche Potenz wie autologer Knochen aufweist [Dorozhkin und Epple, 2002]. In Studien von Kim et al. wurde be- legt, dass sich autogene Dentinparti- kel in der osteoinduktiven und -kon- duktiven Wirkung bei der Ossifikati- on ähnlich wie autologer kortikaler Knochen verhalten [Kim, 2007; Kim et al., 2014]. Positiven Einfluss könn- ten Bone Morphogenic Proteine haben, die sowohl im Knochen als auch im Dentin vorkommen [Kim et al., 2013]. Dementsprechend ist dies ein weiterer Vorteil gegenüber zu xenogenen Knochenersatzmaterialen, die keine osteoinduktiven und -kon- duktiven Eigenschaften aufweisen. Erste Studien geben Hinweise, dass bei Augmentation mit autologem Dentin auch kompromittierte Zähne mit vorliegender Parodontitis oder endodontischer Behandlung heran- gezogen werden können [Schwarz et al., 2016; Becker et al., 2019; Korsch und Peichl, 2021]. Unklar ist, ob endodontisch behandelte Zähne Bone Morphogenic Proteine in aus- reichender Menge aufweisen. Lang- zeitergebnisse zum Einsatz von paro- dontal geschädigten Zähnen und Zähnen mit endodontischer Behand- lung liegen allerdings noch nicht vor, so dass diese Ergebnisse mit Vor- sicht zu interpretieren sind. Grund- sätzlich sollten Fremdmaterial (Kro- nen, Füllungsmaterial), anhaftendes Weichgewebe (Parodontalligament), Debris und Wurzelzement vor der Dentinaufbereitung entfernt werden. Abb. 5a, b: Kontrollaufnahme nach Augmentation und Implantation. Die Implantate sind an die Palatinalfläche der Extraktionsalveole gelagert. Das Implantat ist im apikalen Bereich primär- stabil im Knochen inseriert. Deutlich erkennbar ist der augmentierte vestibuläre Bereich mit Den- tinpartikulat. Abb. 6a: Spezielle Abformung nach Sofortimplantation. Die Abformpfosten werden mit einem lichthärtenden Modellierkunststoff miteinander und an den Nachbarzähnen fi- xiert. Anhand der fixierten Abdruckpfosten werden die Laboranaloge in ein Situations- modell vor Zahnentfernung eingearbeitet. Ein direkter Kontakt von Abformmasse und Augmentat kann dadurch vermieden werden. b: Eingliederung der Sofortversorgung nach zwei Tagen. Aufgrund der Angulation sind die Prothetikschrauben nur über die Vestibulärflächen zugänglich. a b a b 70 | ZAHNMEDIZIN
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