Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 111, Nr. 15-16, 16.8.2021, (1479) Deutschland ein, um ihnen hier pro- thetische und kieferorthopädische Therapiemethoden zu zeigen. Mehr als ein Dutzend Zahntechniker und fast 30 Medizintechniker packten in Nepal mit an, um die beiden Frauen Sapana und Anjali zu unterstützen und die technischen Geräte der Kli- nik am Laufen zu halten. Die nepale- sischen Zahnmediziner schauen ähn- lich ungläubig auf die Anfänge unse- res Projekts zurück, wie wir es tun. Der Aufbau eines Dentallabors war ein nicht zu unterschätzender Impuls für die Entwicklung einer moderne- ren Zahnmedizin in Nepal. Bis Sapa- na und Anjali ihre Arbeit in Kath- mandu aufnahmen, mussten die we- nigen prothetischen Arbeiten der 100 Zahnärzte, die in den 1990er-Jahren den 20 Millionen Patienten gegen- überstanden, im Nachbarland Indien gefertigt werden. DIE METALLTÖPFCHEN KAMEN ALS KRONEN ZURÜCK Die Abformungen, oft mit Alginat oder minderwertigen und kontrakti- onsfreudigen Silikonen vorgenom- men, brauchten etliche Tage, wenn nicht Wochen durch die heiße indi- sche Tiefebene, um in ein Labor zu gelangen. Der Weg der „Metalltöpf- chen“, die als Kronen zurückkamen, dauerte oft bis zu zwei Monaten. Zur Eingliederung, so wurde uns berich- tet, war fast ein immer ein Hämmer- chen erforderlich. Mit dem Chhatrapati Dental Lab kam nun erstes zahntechni- sches Know-how nach Nepal. Seit- dem besteht die Möglichkeit, Patienten mit Verblendkronen und Metallgussprothesen zu versorgen. Was jetzt noch fehlt, ist die klini- sche Erfahrung. \ CORONA IN NEPAL Mit dem Virus brach die nächste Katastrophe über das kleine Land in Südasien herein: Es erreichte Nepal über die offenen Grenzen aus Indien ohne jede Vorbereitung und mit voller Wucht. Die hochanste- ckende Delta-Variante verursachte im Mai den bisher höchsten Stand der registrierten Infektionen mit SARS-CoV-2. Das Land gilt als Hoch- risikogebiet, das Gesundheitssystem ist völlig überlastet. Zusammen mit anderen gemeinnützigen Initiativen haben wir daher mobile Sauerstoffkonzentratoren nach Nepal gebracht. Die Geräte eignen sich weniger zur Beatmung in der Intensivmedizin, sind aber äußerst effektiv, um Patienten mit moderatem Verlauf vor einem Ab- gleiten in schwerere Krankheitsstadien zu schützen. Obwohl sie über Monate nicht zu bekommen waren, gelang es uns durch einen Zufall doch noch, fast 90 neue Geräte aufzutreiben. Je- des davon kostet etwa 750 Euro. Dazu kommen Kosten für Ver- brauchsmaterialien und den Transport. Von der Chhatrapati Free Clinic bekamen wir die Nachricht, dass die Poliklinik, die wir mit aufgebaut haben, komplett zum COVID- Hospital umfunktioniert wurde. Die restlichen medizinischen Aktivi- täten müssen größtenteils ruhen, bis diese zweite mächtige Welle und die bereits anrollende dritte Welle abgeflacht sind. Anjali und Sapana wurden von 1998 bis 2000 in Jena ausgebildet und waren damit die ersten Zahntechnikerinnen ihres Heimatlandes. Hier zeigen sie mir ihre Modellationen. Das war 2005. Foto: Hoffmann Die beiden Technikerinnen geben ihr Wissen weiter: Zahlreiche Nepale- sinnen und Nepalesen wurden im Chhatrapati Dental Lab ausgebildet. Die Einrichtung der ersten Dentaltechnik war der entscheidende Impuls zur Etablierung des Zahntechnikhandwerks in Nepal. Heute gibt es mehrere Labore in Kathmandu. Foto: Hoffmann Fast 90 Sauerstoffkonzentratoren konnten wir mit Spendengeldern kaufen und nach Nepal bringen. Foto: Jördis Bachmann GESELLSCHAFT | 77

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