Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 111, Nr. 17, 1.9.2021, (1562) PRAXISBASIERTES FORSCHUNGSNETZWERK PARODONTOLOGIE Risikofaktoren für den Zahnverlust in der Parodontitistherapie Johan P. Wölber, Felix Mittelhamm, Kirstin Vach, Eberhard Frisch, Petra Ratka-Krüger In einer neuen Analyse von Daten aus dem „Praxisbasierten Forschungsnetzwerk Parodontologie“ an der Universität Freiburg wurden 125.832 Zähne über einen Zeitraum von durchschnittlich 17,63 Jahren untersucht. Insgesamt gingen während dieser Zeit 2.405 Zähne verloren (1,91 Prozent) – dabei traten über ein Drittel aller Zahnverluste in einem sehr frühen Stadium auf. W ährend Forschungsergebnisse zu zahnärztlichen Therapien zum größten Teil aus uni- versitären Einrichtungen stammen, werden jedoch die meisten Patienten in niedergelassenen zahnärztlichen Praxen therapiert und betreut [Rørt- veit, 2014]. Auf der einen Seite kön- nen wissenschaftliche Studien an Universitäten unter strengen Quali- tätsrichtlinien durchgeführt werden, die es auch erlauben, spezifische Wirkfaktoren darzustellen. Auf der anderen Seite gibt es häufig eine Dis- krepanz zwischen diesen strengen Qualitätsrichtlinien und den Behand- lungsmodalitäten unter „wirklichen“ Praxisbedingungen in Bezug auf Behandlungszeit, Kosten, Ausbildung und Bezahlung sowie die Verwen- dung evidenzbasierter Behandlungs- protokolle [Spallek et al., 2010]. Um den Unterschied in der For- schungsbedeutung zwischen univer- sitärer und niedergelassener Praxis zu überwinden, wurden unter anderem praxisbasierte Forschungsnetzwerke (PBFN) etabliert [Gilbert et al., 2013]. Sie bieten den großen Vorteil, For- schungsdaten aus vielen Praxen unter Alltagsbedingungen zu gewinnen – diese Daten haben eine hohe Rele- vanz für die Versorgungsforschung. Gleichzeitig bleibt bei den PBFN ein immanent limitierender Faktor, dass viele Einflüsse auf die Forschungs- ergebnisse nicht kontrolliert werden können und somit immer mit ge- wisser Vorsicht interpretiert werden müssen. ANALYSE VON DATEN AUS NIEDERGELASSENEN PRAXEN In Zusammenarbeit mit dem Master- studiengang „Parodontologie und Implantattherapie“ der Universität Freiburg und dessen zahnärztlichen Absolventinnen und Absolventen konnte nun erstmals ein Verfahren für die digitale Zentralisierung und Analyse von Therapiedaten aus der niedergelassenen, spezialisierten Zahnarztpraxis etabliert werden (siehe auch zm 11/2020). Die erste Analyse umfasste dabei Daten von 6.301 Patienten aus neun verschiede- nen zahnärztlichen Praxen mit insge- samt 153.163 Zähnen [Peikert et al., 2020]. Voraussetzungen für die teil- nehmenden Praxen waren die Ver- bindung zum Masterstudiengang so- wie die Verwendung des Programms Parostatus® (Parostatus.de GmbH, Berlin, Deutschland). Abb. 1: Mediane Sondierungstiefen an den unterschiedlichen Zahnpositionen (1 entspricht den Zähnen 11, 21, 31 und 41 usw.) in Boxplots (Medianwerte mit 95%-Konfidenzintervall) Quelle: Johan P. Woelber PROF. DR. JOHAN PETER WÖLBER Universitätsklinikum Freiburg Department für Zahn-, Mund-, und Kiefer- heilkunde, Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg johan.woelber@uniklinik-freiburg.de Foto: privat 36 | ZAHNMEDIZIN

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