Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 111, Nr. 17, 1.9.2021, (1566) Falls der Verlust der Zähne vereinbar war mit Zahnextraktionen, so wären diese zu einem sehr frühen Zeitpunkt in der Parodontitistherapie erfolgt. Eine solch „frühe“ Extraktion muss kritisch diskutiert werden, zumal zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der Parodontitistherapie immer wie- der eine Neubeurteilung der Zahn- prognose vorgenommen werden muss, da viele Zähne im Rahmen einer adäquaten Parodontitistherapie ihre Prognose signifikant verbessern können [Mathews und Spear, 2021; Levin und Halperin-Sternfeld, 2013; Machtei und Hirsch, 2007]. Allerdings kann in dieser Patientenpopulation keine Aussage gemacht werden zu eventuell notwendigen prothetischen Versorgungen, die eine frühere Ex- traktion rechtfertigen würden. Weiterhin konnten die Daten andere Untersuchungen bestätigen, die ein zunehmendes Zahnverlustrisiko mit zunehmendem Furkationsgrad festge- stellt hatten (Tabelle). REZESSIONEN HABEN KEINEN EINFLUSS AUF ZAHNVERLUST Erfreulicherweise konnten die Daten auch zeigen, dass Rezessionen und das Alter der Patienten keinen Ein- fluss auf den Zahnverlust hatten. In Bezug zur etwaigen Mukogingival- chirurgie sollte daher die Indikation zur Rezessionsdeckung sorgfältig ab- gewogen werden, da das Vorhanden- sein einer Rezession nicht automa- tisch mit einem höheren Zahnverlust- risiko in Verbindung gebracht wer- den kann. Diese Beobachtung soll allerdings in einer weiteren Unter- suchung spezifiziert werden. In Bezug zum Alter kann festgehalten werden, dass die Parodontaltherapie in jedem Lebensalter den Zahnerhalt unter- stützen kann. Zusammenfassend zeigten die Er- gebnisse, dass in der beobachteten Studienpopulation, die in parodontal spezialisierten Praxen betreut wurde, insgesamt nur sehr wenige Zähne verloren gegangen sind. Mögliche Einflussfaktoren für Zahnverlust konnten mit der angewandten Me- thodik ausgewertet werden und stan- den im Einklang mit bisherigen Er- kenntnissen. Das Alter der Patienten und das Vorhandensein von Rezes- sionen zeigten sich nicht als Risiko- faktoren für den Zahnverlust unter und nach Parodontaltherapie. ! Der Masterstudiengang „Parodontologie und Implantattherapie“ der Albert-Lud- wigs-Universität Freiburg findet in Kom- bination von Online- und Präsenzlehre statt und startet in diesem Jahr in sein 15. Jubiläumsjahr. Nächster Studien- gangsstart ist der 29. Oktober 2021. Mehr Infos unter www.masterparo.de STUDIENVERGLEICH ZUM ZAHNVERLUST VON MOLAREN MIT FURKATION Vorliegende Studie Furkation Grad 1 Furkation Grad 2 Furkation Grad 3 Graetz et al., 2015 Furkation Grad 1 Furkation Grad 2 Furkation Grad 3 Dannewitz et al., 2016 Furkation Grad 1 Furkation Grad 2 Furkation Grad 3 Tab. , HR = Hazard Ratio; CI = Konfidenzintervall Quelle: Wölber et al. Anzahl Patienten 3.973 379 136 Anzahl Molaren 47.072 2.373 1.015 Zeit (Jahre) 17,6 18,3 13,2 HR [95% CI] 1,25 [0,89; 1,76] 3,41 [2,43; 4,79] 11,24 [7,74; 16,31] 1,18 [0,83; 1,67] 1,60 [1,10; 2,33] 2,39 [1,54; 3,70] 1,23 [0,59; 2,69] 1,91 [0,89; 4,13] 4,68 [2,07; 10,57] p-Wert < 0,201 < 0,0001 < 0,0001 < 0,354 < 0,013 < 0,001 < 0,56 < 0,098 < 0,001 ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. PD DR. EBERHARD FRISCH, M.SC . Universitätsklinikum Freiburg, Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg und Zahnarztpraxis Dres. Heike und Eberhard Frisch, Implantologie-Zentrum Nordhessen Industriestr. 17 A, 34369 Hofgeismar Foto: privat PROF. DR. PETRA RATKA-KRÜGER Universitätsklinikum Freiburg, Department für Zahn-, Mund- und Kiefer- heilkunde, Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg Foto: privat Vergleich der Daten aus dem PBFN zum Risiko für Zahnverlust von Molaren mit Furkationsbefall mit zwei weiteren Studien [Graetz et al., 2015] und [Dannewitz et al., 2016] 40 | ZAHNMEDIZIN

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