Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 111, Nr. 17, 1.9.2021, (1570) ENDODONTIE Ermittlung des Schwierigkeitsgrades einer Wurzelkanalbehandlung Isa Helbig, Frank Cendelin, Wieland Kärger, Maik Göbbels, Stephan Gäbler, Mario Schulze, Michael Arnold Für Generalisten stellt sich die Frage, bis zu welchem Schwierigkeitsgrad sie eine endodontische Behandlung noch selbst durchführen können und ab wann der Patient besser zum Spezialisten überwiesen werden sollte. Die Autoren vom Landesarbeitskreis für Endodontie und zahnärztliche Traumatologie Sachsen haben auf der Basis der Richtlinie der American Association of Endodontists (AAE) aktuelle Empfehlungen zur Fallbeurteilung erarbeitet. D ie Wurzelkanalbehandlung er- möglicht den Erhalt natürlicher Zähne auch nach dem Verlust der vitalen Pulpa. Selbst bei fort- bestehenden mikrobiellen Infektionen nach abgeschlossener Wurzelkanal- behandlung können die betroffenen Zähne mit einer Revisionsbehandlung langfristig entzündungsfrei erhalten werden [Farzaneh et al., 2004; Friedman & Mor, 2004; Markvart et al., 2021]. Für die endodontische Revision ste- hen bewährte als auch neue Therapie- verfahren zur Verfügung. Die Qualitätsrichtlinien endodon- tischer Behandlungen wurden durch ein Konsenspapier der Europäischen Gesellschaft für Endodontologie (ESE) sowie in einer wissenschaftlichen Stellungnahme des Endodontie-Bei- rats der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) unter dem Titel „Good clinical practice: Die Wurzelkanalbehandlung“ beschrie- ben [ESE, 2006; Hülsmann & Schäfer, 2005]. Demnach ist es Ziel der endo- dontischen Behandlung, das Wurzel- kanalsystem mechanisch so zu er- weitern, dass es vollständig gereinigt, desinfiziert und bakteriendicht ver- schlossen werden kann. Erfolgreich ist die Therapie, wenn der betroffene Zahn schmerzfrei in Funktion ist und radiologisch keine Entzündungs- zeichen zu erkennen sind. Mit zunehmendem Patientenalter nimmt einerseits die Häufigkeit von Wurzelkanalbehandlungen zu und andererseits steigen die Anforderun- gen zur Überwindung stark verengter, obliterierter oder zur Korrektur bereits gefüllter Wurzelkanäle. Neue wissen- schaftliche Erkenntnisse, minimal- invasive Therapieverfahren und mo- derne technische Hilfsmittel haben bisherige Therapiegrenzen zugunsten der Zahnerhaltung verschoben. Den Erfolg einer endodontischen Therapie vorher zu bestimmen, ist von vielen Faktoren abhängig. Die Auswertung aller Befunddaten kann dazu beitragen, das Risiko eines Miss- erfolgs oder Therapieabbruchs im In- teresse des Patienten zu vermeiden. Eine erste Beurteilung der Schwierig- keit einer Wurzelkanalbehandlung ist nach der Anamnese und intra- oralen Befundaufnahme mit einer ak- tuellen zweidimensionalen Röntgen- aufnahme möglich. In vielen Fällen ist zusätzlich eine intrakoronale und intrakanaläre Befundaufnahme und Diagnostik (IKD) mit einer optischen Vergrößerung und koaxialen Licht- zufuhr hilfreich [AAE, 2012; Arnold et al., 2013]. Eine digitale Volumen- tomografie kann im Einzelfall er- forderlich sein, um eine Verdachts- diagnose zu erhärten oder zu verwer- fen und die Möglichkeiten zur Um- setzung der erforderlichen Therapie auf die Praxisgegebenheiten zu prüfen [Patel et al., 2019]. Der Landesarbeitskreis für Endodontie und zahnärztliche Traumatologie Sachsen (LAKET) hat auf der Basis der Richtlinie der American Association of Endodontists (AAE) aktualisierte Emp- fehlungen zur Fallbeurteilung zusam- Quelle: Michael Arnold Quelle: Michael Arnold Abb. 1a: Der Krümmungswinkel der mesio- bukkalen Wurzel beträgt 50 Grad. Abb. 1b: Die Mehrfachkrümmung der distobukkalen Wurzel mit 20 Grad und 75 Grad führt zu einer extremen Belastung für rotierende Instrumente. 44 | ZAHNMEDIZIN

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