Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 111, Nr. 17, 1.9.2021, (1576) rapie empfiehlt sich deshalb die Konsultation mit einer Endodontie- Schwerpunktpraxis. Chronische Zahnhartsubstanztraumen führen zu einem erhöhten Zahnhart- substanzverlust mit Dentinfreilegung und häufig zur Ausbildung von Schmelz-Dentin-Rissen von der Randleiste bis in das Wurzeldentin. Wird eine Wurzelkanalbehandlung erforderlich, empfiehlt sich eine IKD, um die Ausdehnung der Dentinrisse zu ermitteln und damit die Prognose zu bestimmen (Abbildung 8). Risse, die sich bereits bis zum Pulpakam- merboden ausdehnen, haben eine schlechte Prognose [Clark et al., 2003; Ricucci et al., 2015]. Eine retrograde pulpale Infektion als Folge einer Parodontitis Staging IV hat eine schlechtere Prognose als eine durch ein mikrobiell infiziertes Wur- zelkanalsystem induzierte sekundäre marginale lokale Parodontitis. Eine Differenzierung der jeweilig zutref- fenden Diagnose stellt meist erhöhte Anforderungen in der Diagnostik und Therapie. Auch Zähne mit seltenen Krankheits- bildern oder Anomalien in der Ana- tomie wie beispielsweise Dens invagi- natus, Radix entomolaris, Fusion oder Wurzelfurchen, der veränderten Mor- phologie der Zahnhartsubstanz bei einer Dentinogenesis und Amelogene- sis imperfecta und resorptive Prozesse können aktuell mit guter Prognose er- halten werden, sofern sie rechtzeitig diagnostiziert werden [Ricucci et al., 2014] (Abbildungen 9 und 10). Bei Unsicherheiten in der Diagnostik ist ein kollegialer Austausch im Interesse der Patienten empfehlenswert. FALLBEISPIELE Am Beispiel von Prämolaren im Un- terkiefer sollen die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade exemplarisch de- monstriert werden (Tabelle 1). Allein unter Berücksichtigung der radiologi- schen Bildwiedergabe liegen schein- bar keine großen Unterschiede in der Schwierigkeit vor. In der Gesamtbeur- teilung von Anamnese, klinischen und radiologischen Befunden unter- scheiden sie sich jedoch erheblich in den Anforderungen an die Diagnos- tik und Therapie. NORMALE SCHWIERIGKEIT – GRAD I Die allgemeinmedizinisch unauffällige Patientin stellte sich mit pulpitischen Beschwerden im rechten Unterkiefer vor. Der Sensibilitätstest am Zahn 45 auf Kälte war stark positiv und reiz- überdauernd. Auf den Perkussionstest reagierte der Zahn reproduzierbar ver- ZUM LANDESARBEITSKREIS Der Landesarbeitskreis Endodontie und zahnärztliche Traumatologie Sachsen ist ein Zusammenschluss von endodontisch engagierten und spezialisierten Zahnärzten aus Sachsen. Gegründet wurde der Arbeitskreis 2010 aus einer seit 2006 bestehenden Studiengruppe. Auf den monatlichen Treffen werden aktuelle Publikationen und klinische Fälle präsentiert und diskutiert. Der Arbeitskreis fördert den fachlichen Austausch von Hochschule und Praxis. In einer gemeinsam mit den beiden sächsischen Hochschulen betriebenen Forschungs- werkstatt wurden neue Hilfsmittel zur erleichterten Fragmententfernung und verbes- serten intrakanalären Desinfektion entwickelt. Gemeinsam werden wissenschaftliche Studien durchgeführt und national und international publiziert. Seit 2011 organisiert der Arbeitskreis alle zwei Jahre das Endodontie-Symposium Sachsen im Dresdner International Congress Center. Der Arbeitskreis organisiert Weiterbildungsveranstaltungen und bietet Forschungs- möglichkeiten an. Ein Kursraum mit Dentalmikroskopen steht zur Verfügung, damit neue Verfahren getestet werden können. Über ein Labor bestehen für die Mitglieder Möglichkeiten für histologische und rasterelektronenmikroskopische Untersuchungen. Die Mitglieder beteiligen sich am Projekt „Kooperationspraxis“ zur Unterstützung der studentischen Ausbildung der zahnmedizinischen Fakultät an der Universität Dresden. Weitere Informationen: www.endodontie-sachsen.de Abb. 7a: Nach einer Wurzelkanalbehandlung und Wurzelspitzenresektion persistierte eine periapikale Aufhellung am Zahn 37. Die Prüfung der Erhaltungsfähigkeit erfolgte im Rahmen einer IKD. Abb. 7b: Fünf Jahre nach Abschluss der orthograden Revision und der Kronen- neuversorgung beim Hauszahnarzt ist der Zahn asymptomatisch und entzündungsfrei. Quelle: Michael Arnold Quelle: Michael Arnold DR. STEPHAN GÄBLER Zahnarztpraxis für Endodontie, Oralchirurgie und Implantologie, Dresdner Str. 17, 01465 Dresden-Langebrück Foto: privat 50 | ZAHNMEDIZIN
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