Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 111, Nr. 17, 1.9.2021, (1578) stärkt positiv. Radiologisch war ein pulpanahes, röntgendichtes Füllungs- material erkennbar und apikal ein ver- breiterter Desmodontalspalt. Nach klinischer und radiologischer Untersuchung wurde am Zahn 45 eine irreversible Pulpitis diagnostiziert. Anamnestisch konnten Komplikatio- nen ausgeschlossen werden. Die kli- nischen Befunde waren eindeutig auf den Zahn 45 lokalisierbar. Der auf der Röntgenaufnahme geradlinige und vollständig bis zum Apex verfolgbare Wurzelkanal ließ einen normalen Schwierigkeitsgrad bei sehr guter Prognose erwarten (Abbildung 11a). Die Therapie erfolgte unter Verwen- dung von Kofferdam und Lupenbrille. Die mechanische Erweiterung des Wurzelkanals und die Wurzelkanal- füllung erfolgten nach elektrometri- scher und röntgenologischer Arbeits- längenbestimmung (Abbildungen 11b und 11c). Nach Abschluss der Wurzel- kanalbehandlung war die Patientin beschwerdefrei. ERHÖHTE SCHWIERIGKEIT – GRAD II Der Patient stellte sich mit seit meh- reren Tagen fortbestehenden starken Schmerzen im linken Ober- und Unter- kiefer vor, die spontan auftraten und durch keinen Reiz ausgelöst werden konnten. Die Schmerzen waren nicht eindeutig einem Zahn zuzuordnen. Anamnestisch gab der Patient zusätz- lich eine medikamentös eingestellte Hypertonie und Schilddrüsenunter- funktion an. Während der klinischen Inspektion und Palpation fiel eine diskrete Rötung und Schwellung Regio 34/35 auf. Der Perkussions- und Palpationsbefund für Zahn 34 war positiv. Differenzialdiagnostisch konnten die Zähne 25 und 26 mit ausgedehnten Füllungen als schmerz- verursachende Zähne ausgeschlossen werden. Auf der OPG-Aufnahme war am Zahn 34 eine profunde Sekundär- karies am distalen Füllungsrand zu erkennen. Die apikale Aufhellung an Zahn 34 ließ eine infizierte Pulpa- nekrose vermuten (Abbildung 12). Der Schwierigkeitsgrad entspricht dem Grad II. Sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie liegen erhöhte Anforderungen vor. Der Allgemein- zustand, die verringerte Compliance, die eingeschränkte Mundöffnung und das erschwerte intraorale Röntgen lie- ßen bereits im Verlauf der Befund- aufnahme eine größere Schwierigkeit erkennen. Die Wurzelspitze ist stark nach mesial gekrümmt. Der sehr kleine Krümmungsradius kann eine Instru- mentenfraktur begünstigen. Die Bedin- gungen für einen aseptischen Zugang unter Kofferdam lagen nicht vor, so dass vorbereitend eine Kariesentfer- nung und eine dentinadhäsive präen- dodontische Restauration erforderlich wurden (Abbildungen 13a und 13b). Abb. 8: Nach Entfernung der okklusalen Füllung am Zahn 46 wurde unter 8-facher Vergrößerung ein Schmelz-Dentin-Riss diagnostiziert. Nach einer weitergehenden Präparation ließ sich der Riss als Ursache für die irreversible Pulpitis bis zur Pulpa- kammer verfolgen. Quelle: Michael Arnold Abb. 9a: Dens invaginatus am Zahn 22 mit einer tiefen Einstülpung bis in das koronale Wurzeldrittel. Die zur Mundhöhle für Mikroorganismen offene Passage ermöglicht eine irreversible Schädigung der Pulpa. Abb. 9b: Nach einer minimalinvasiven Therapie gelang ein bakteriendichter Verschluss. Quelle: Michael Arnold Quelle: Michael Arnold Abb. 10a: Auf dem Röntgenbild wurde am Zahn 46 mesial am Kronenrand eine bis zur Pulpa ausgedehnte Sekundärkaries diagnostiziert. Die scheinbar geringe Wurzelkrümmung ließ eine normale Schwierigkeit für eine Wurzelkanal- behandlung vermuten. Eine untypische horizontale Überlagerung an der distalen Wurzel erforderte eine weitergehende Diagnostik mit einem DVT. Abb. 10b: In der frontalen Rekonstruktions- ebene der distalen Wurzel wurde eine zusätz- liche linguale Wurzel mit extremer Krümmung sichtbar, die den Einsatz spezieller endodon- tischer Hilfsmittel und großer Erfahrung erfor- dert, um eine Instrumentenfraktur im Verlauf der Wurzelkanalbehandlung zu vermeiden. Quelle: Michael Arnold Quelle: Michael Arnold DR. MARIO SCHULZE Praxis für Zahnerhaltung Lockwitzer Str. 24, 01219 Dresden Foto: privat 52 | ZAHNMEDIZIN
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