Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 111, Nr. 17, 1.9.2021, (1580) kussionsreiz lokalisieren. Der appro- ximale Kontaktpunkt distal zum Zahn 46 fehlte. Distal fiel ein patho- logischer Sondierungswert von 4 mm auf. Eine Blutung ließ sich bei passiver Messung auslösen und begründete eine plaqueinduzierte Gingivitis. Auf der intraoralen Röntgenaufnahme lagen eine unvollständige Wurzel- kanalfüllung und eine apikale Auf- hellung am Zahn 45 vor. Apikal ist auf der Röntgenaufnahme kein Wur- zelkanal erkennbar. Die zu kurze Wurzelkanalfüllung deutete auf eine apikale Blockade von eingepresstem Debris oder eine Stufenpräparation hin (Abbildung 14). Als seltene ana- tomische Variation war eine apikale Aufteilung in zwei Wurzelkanäle in Betracht zu ziehen, so dass die Nut- zung einer optischen Vergrößerung mit koaxialer Lichtzufuhr als Hilfs- mittel empfehlenswert erschien. Die apikale Wurzelkrümmung ließ einen gleichmäßigen großen Krümmungs- radius vermuten. Bei lateralen Auf- hellungen ist mit einem lateralen Foramen apicale oder einer Wurzel- kanalaufteilung zu rechnen, so dass in diesem Fall die apikale Erweiterung und der Verschluss eine sehr hohe Schwierigkeit vermuten lassen. Die Differenzialdiagnostik und die Therapie unterlagen erwartungsgemäß dem sehr hohen Schwierigkeitsgrad. Es wurde eine dentinadhäsive Auf- baufüllung mit Restauration des feh- lenden Kontaktpunkts bei subgingi- valer Lage des Füllungsrandes erfor- derlich und zusätzlich musste die apikale Blockade minimalinvasiv mit modernen endodontischen Hilfs- mitteln eliminiert werden. Die Ent- fernung der alten Wurzelkanalfüllung gelang in der Kombination von Hand- instrumenten und rotierenden NiTi- Feilen (Abbildungen 15a und 15b). Unter Sicht mit dem Dentalmikroskop konnte die intrakanaläre Blockade mit Ultraschall und vorgebogenen Feilen überwunden und thermoplas- tisch verschlossen werden, so dass bereits sechs Monate nach Therapie- abschluss die apikale Aufhellung und klinische Schmerzsymptomatik abge- klungen waren (Abbildung 15c). ZUSAMMENFASSUNG Die vorgestellte Einteilung ermöglicht eine Unterscheidung der Schwierig- keitsgrade in der endodontischen Diagnostik und Therapie. Erst mit dem Erkennen der komplexen Anfor- derungen eines Behandlungsfalls können die Möglichkeiten der eige- nen Praxis rechtzeitig vor Behand- lungsbeginn geprüft werden, so dass Misserfolge vermieden werden kön- nen (Tabelle 2). Die Möglichkeiten endodontische Pro- blemstellungen zu lösen, variieren in den zahnärztlichen Praxen. Trotz glei- cher zahnmedizinischer Ausbildung entwickeln sich die Schwerpunkte unterschiedlich in den Praxen, so dass nicht alle Schwierigkeitsgrade mit vor- hersagbarem Erfolg gelöst werden kön- nen. Der aktuelle Ausbildungsstand gewährleistet eine sichere endodon- tische Diagnostik und Therapie mit dem Schwierigkeitsgrad I und einigen wenigen Anteilen aus den Kategorien II und III. Zusätzliche Weiterbildun- gen, Training und moderne technische Hilfsmittel sind zumeist erforderlich, Abb. 13a: Nach Entfernung der Karies wurde eine präendodontische Aufbaufüllung für einen konstanten aseptischen Zugang in Vorbereitung auf die Wurzelkanalbehandlung erforderlich. Abb. 13b: Mit der exzentrischen Röntgenausgangsaufnahme konnte ein akzessorischer lingualer Wurzelkanal ausgeschlossen werden. Abb. 13c: Abschlusskontrolle mit vollständiger Wurzelkanalfüllung und leichter Sealerüberpressung apikal. Quelle: Isa Helbig Quelle: Isa Helbig Quelle: Isa Helbig a b c Abb. 14: Zahn 45 mit unvollständiger Wurzelkanalfüllung und apikaler Auf- hellung. Im apikalen Drittel ist kein Wurzelkanal verfolgbar. Die Krümmung der Wurzel und die laterale Aufhellung lassen eine tiefe Aufteilung und einen gekrümmten Kanalverlauf vermuten. Quelle: Isa Helbig Abb. 12: Ausschnittvergrößerung eines OPG des zweiten und dritten Quadranten zur Ermittlung der Schmerzursa- che im Ober- und Unterkiefer. Differenzialdiagnostisch müssen die Zähne 25, 26 und 34 als Schmerzursache in Betracht gezogen werden. Quelle: Isa Helbig 54 | ZAHNMEDIZIN

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