Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

Abteilung für prothetische und res- taurative Zahnheilkunde ernannt, arrivierte dort 1963 zum Associate Professor und wurde schließlich 1970 Full Professor. Zeitweise war er Vor- sitzender der „Israeli Dental Associa- tion“ [IBDCEE, 1983; Groß, 2022]. Auch Berendt fand in Israel letztlich einen Platz an der Hochschule: Er hatte in Palästina als Schulzahnarzt begonnen und alsbald eine private Zahnarztpraxis eröffnet. 1956 wurde er dann Dozent am Department of Dental Hygiene der besagten Hebräi- schen Universität Jerusalem für das Fach Zahnärztliche Radiologie. Auch Berendt war zeitweilig Vorsitzender der Israelischen Zahnärztlichen Ver- einigung und der Israelischen Gesell- schaft für Orthodontie (Kieferortho- pädie) [Mulacz, 1997]. Wirklich be- kannt wurde er in Israel – und in Europa – allerdings als prominenter Vertreter der Parapsychologie: Er wirkte nicht nur als Präsident der „Israel Parapsychology Society“, sondern veröffentlichte 1966 auch ein Buch über Parapsychologie in Hebräisch, das in der Folgezeit drei Auflagen erreichte und in zahlreichen weiteren Sprachen erschien – so in Deutsch, in Englisch und sogar in der Plansprache Esperanto [Mulacz, 1996 und 1997; Groß, 2021]. Und auch Gertrud Harth fand auf- grund ihres politischen Engagements in der Hagana und ihrer Pionierrolle als Kieferorthopädin einen festen und prominenten Platz in der israelischen Gesellschaft – und erfreute sich zudem großer Beliebtheit: Höpfner zufolge war Harth „für große Hilfsbereitschaft überall bekannt“ [Höpfner, 1993]. Bemerkenswert war Harths Verhältnis zu ihrem Bonner Vorgesetzten Gustav Korkhaus. Dieser musste sich nach 1945 einem Entnazifizierungsverfah- ren unterziehen [HStA Düsseldorf, NW 1049–54022; Forsbach, 2006]. Korkhaus hatte sich im „Dritten Reich“ – wie etliche andere Hoch- schullehrer der Zahnheilkunde [Groß et al., 2018; Groß, 2020b; Bitterich/ Groß, 2020, 2021a und 2021b; Wilms/Groß, 2020) – mehreren NS- Organisationen angeschlossen (1933 NSDAP, 1934 NS-Volkswohlfahrt, 1934 HJ [Scharführer ebenda], 1935 NS-Ärztebund, 1935 NS-Altherren- bund, 1940 Reichsluftschutzbund und 1941 NS-Dozentenbund) [Forsbach, 2006; Groß, 2018b; Groß/Wilhelmy, 2021). Nun aber wollte er mithilfe von Leumundszeugnissen seine ideo- logische Distanz zum Nationalsozia- lismus belegen. Dabei hatten ent- lastende Stellungnahmen („Persil- scheine“) von entrechteten jüdischen Mitbürgern besonderes Gewicht. Wohl vor diesem Hintergrund ver- wies er darauf, dass er Harth nach deren Entlassung im Jahr 1933 „ein Empfehlungsschreiben mit auf den Weg gegeben habe“ [Formanski, 2020]. ZU DEUTSCHLAND BLIEB IHR VERHÄLTNIS SCHWIERIG Harths Verhältnis zu Deutschland blieb schwierig. Verbürgt ist, dass sie nach 1945 noch einmal nach Köln reiste, um Nachforschungen über Familienangehörige anzustellen. Al- lerdings wäre sie, so betonte For- manski, „niemals bereit gewesen, dauerhaft als Remigrantin nach Deutschland zurückzukehren [...]. Dafür war das Leid, das ihrer Familie während der NS-Zeit zugefügt wor- den war, zu groß“ [Formanski, 2020]. Vor dem Hintergrund der erlittenen Entrechtung erhielt Gertrud Harth im Nachkriegsdeutschland im Rahmen der Wiedergutmachung die Amts- bezeichnung „Oberärztin a. D.“ – in Würdigung der Tatsache, dass ihr auf- grund der Repressionen eine Hoch- schulkarriere in Deutschland ver- wehrt worden war. Harth verstarb bereits 1962 mit nur 58 Jahren in Israel; die genauen Todesumstände liegen bis heute im Dunkeln. ! GESELLSCHAFT | 59 14 Tage kostenloser Praxis-Test! Wireless (optional) Praxissoftware -kompatibel Dreifach unterstützte Karies - Diagnostik Full HD-Auflösung Die Multifunktions-Dental -Kamera von Good Doctors. OhneWechseln des Kopfes Maus -Funktion Überzeugen Sie sich von unserer neuesten Innovation ! Good Doctors Germany GmbH Gerhard-Domagk-Straße 2 | 53121 Bonn, Germany www.gooddrs.de info@gooddrs.de Tel.: +49 (0)228 -53 44 14 65 Fax: +49 (0)228 -53 44 14 66

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