Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 111, Nr. 17, 1.9.2021, (1592) nutzen. Zudem können aus dem Rezyklat neue Produkte hergestellt werden. Die Zahnseidesticks werden auch gerne in der Kinderzahnheil- kunde angewandt. Die eigene Zahnbürste oder es gibt eine aus Bambus Zu Einmalzahnbürsten hat sie eine klare Meinung: Entweder bringt der Patient seine eigene Zahnbürste mit oder er kriegt eine Bambuszahnbürste. Desinfektionsmittel auf Roggen-Alkohol-Basis Für die Desinfektion von Händen und Oberflächen hat Knobloch ein Berliner Unternehmen gefunden, dass ein 100-prozentiges pflanzliches Desinfektionsmittel auf Roggen-Alko- hol-Basis anbietet. Zusatzstoffe sind unter anderem Thymian, Lavendel und Ingwer. Es bietet ausreichend Schutz im medizinischen Gebrauch – der Verbund für Angewandte Hygiene (VAH) hat dessen Wirksamkeit bestä- tigt, laut RKI ein ausreichender Nach- weis. Darüber hinaus ist es zu 100 Prozent biologisch abbaubar, haut- verträglich, rückfettend und mild. Die Verpackung wurde auf Rezyklat- basis hergestellt und ist wieder- verwendbar. Wenn sie leer ist, kann sie zum Hersteller zurückgesandt, ge- reinigt und neu aufgefüllt werden. Das Händedesinfektionsmittel wirkt auch gegen Coronaviren. „Es riecht nicht stechend, brennt nicht und ver- breitet dazu eine angenehme Ingwer- note“, erzählt Knobloch. Außerdem trocknet es die Hände und Ober- flächen nicht aus. Die Oberflächen- desinfektion wird als fertige Mischung im Kanister angeliefert. Man kann sie auch für die Reinigung der Vlies- tücher zusammenmischen. DREI FRAGEN AN DR. MANINA KNOBLOCH „BE DIFFERENT OR DIE!“ Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei Ihrem Praxisumbau? DR. MANINA KNOBLOCH: Beim Praxisumbau arbeite ich ausschließlich mit Fachleuten aus der Region Potsdam zusammen. Auf diese Weise kann ich die jeweiligen Gewerke vor Ort unterstützen und alle haben kurze Anfahrtswege. Bisher besteht die Praxis noch aus zwei Arbeitszimmern, ein drittes ist geplant. Die Räumlichkeiten umfassen insgesamt 120 Quadratmeter. Eine 30 Quadratmeter große Wohnung, die sich ebenfalls auf der Etage befindet, wird die Praxis noch vergrößern. Drei ZFA und eine Mitarbeiterin am Empfang werden mich künftig bei meiner Arbeit unterstützen. Die Abrechnung lagere ich aus. Als Mutter von zwei Kleinkindern rechne ich mit einer Arbeitszeit von maximal 37 Stunden in der Woche. Wieso eine nachhaltige Praxis? Heutzutage braucht eine Zahnarztpraxis ein Allein- stellungsmerkmal, um am Markt bestehen zu können: „Be different or die“ – „Sei anders oder stirb“. Nach- dem ich für einen Post auf Instagram zu Bambuszahn- bürsten sehr viel Resonanz erfahren habe, war mir klar: Nachhaltigkeit wird noch zu wenig in den deutschen Zahnarztpraxen gelebt. Alles in meiner Praxis soll digital stattfinden. Papier wird eingespart, wo es geht. Ich sehe den Kern von Nachhaltigkeit darin, Plastik zu verringern, regionaler zu arbeiten und auf so viel Einwegprodukte wie möglich zu verzichten. Dennoch bin ich mir bewusst, dass die vollständige Umsetzung sehr idealistisch ist und es in kleinen Schritten vorwärts geht. Warum lassen Sie die Öffentlichkeit daran teilhaben? Meinen Social-Media-Auftritt bei Instagram betrachte ich als Tagebuch und Erinnerung an meine Gründungs- zeit. Unter Zahnärzten ist die Community in den sozialen Medien noch relativ klein, aber sie wächst stetig. Dadurch findet dort ein sehr intensiver Aus- tausch statt. Viele finden die Idee der Nachhaltigkeit toll, stellen mir Fragen und wollen mehr wissen. Bisher entstand bei mir aber der Eindruck, dass in der Zahnmedizin viele nachhaltige Elemente umsetzen. Seit Anfang Juni bin ich bei Instagram und habe mittlerweile mehr als 600 Follower. Aus dem Aus- tausch sind einige Kooperationen entstanden. Firmen, die sich auf nachhaltige Produkte spezialisiert haben, sind sofort bereit, mich zu unterstützen und bieten mir ihre Hilfe an. Man eignet sich so schneller Wissen an als durch eigene Recherche. Die meisten sind offen und stellen bereitwillig nützliche Informationen zur Verfügung. Dr. Manina Knobloch hat eine Ausbildung zur Zahn- technikerin absolviert, bevor sie in Kiel Zahnmedizin studierte und 2014 ihr Studium erfolgreich abschloss. Im Anschluss promovierte sie an der Berliner Charité und arbeitete sechs Jahre in einer Zahnarztpraxis im brandenburgischen Caputh. Im Februar 2022 übernimmt sie die Praxis von Dr. Ariane Zibell am Neuen Garten in Potsdam. Foto: Monika Schulz-Fieguth 66 | PRAXIS
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