Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 111, Nr. 17, 1.9.2021, (1594) DER BESONDERE FALL MIT CME Reinnervationschirugie nach Durchtrennung des Nervus alveolaris inferior Diana Heimes, Ernst Richter, Peer W. Kämmerer In jeder Aufklärung wird sie thematisiert – die Schädigung des Nervus alveolaris inferior während der Osteotomie retinierter Weisheitszähne. Aber was tun, wenn dieser Fall wirklich eintritt? Abwarten? Vitamin B12? Kortison? Und was, wenn sich trotz Wartens keine Besserung zeigt? Im vorgestellten Fall wird erläutert, wie mit einem Nervus-suralis-Transplantat die Sensibilität nach einer akzidentiellen Schädigung des Nervus alveolaris inferior wiederhergestellt werden kann. E ine 43-jährige Frau stellte sich vor über einem Jahr mit einer persistierenden vollständigen Anästhesie und Parästhesien der rechten Unterlippen-Kinnregion bei Zustand nach Osteotomie des Zahnes 48 in der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz vor (Abbildung 1). Eine Leitungsanästhesie des Nervus alveolaris inferior rechts erbrachte eine sofortige, für vier bis fünf Stunden anhaltende Besserung. In Anbetracht der ausbleibenden Re- generation trotz langer Wartezeit und der deutlich störenden und schmerz- haften Missempfindungen wurde eine initiale Therapie mit Amitriptylin in steigender Dosierung initiiert. Auf- grund der starken Nebenwirkungen war es der Patientin jedoch nicht möglich, die Medikamente regel- mäßig einzunehmen, so dass sich auch keine Besserung der Symptoma- tik einstellte. Zur weiteren Diagnostik und Ursachen- abklärung wurde die bildgebende Darstellung des Befunds mittels Mag- netresonanztomografie eingeleitet. In dieser zeigte sich eine Kontinuitäts- unterbrechung des N. alveolaris infe- rior auf der rechten Seite (Abbildun- gen 2 und 3), so dass in Zusammen- schau der klinischen und der radio- logischen Befunde die Indikation für eine Rekonstruktion des Nervs mittels Nervus-suralis-Transplantat gestellt wurde. Abb. 1: In der vorliegenden Panoramaschichtaufnahme ist der Zustand nach Osteotomie des Zahnes 48 zum Zeitpunkt der Erstvorstellung der Patientin in der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz dargestellt: Hier zeigt sich die ehemals enge Lagebeziehung zwischen dem osteotomierten Zahn 48 und dem Canalis mandibularis, dessen Kontinuität hier nicht mehr vollständig nachvollzogen werden kann. Quelle: Kämmerer DR. MED. DIANA HEIMES Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie – plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: privat 68 | ZAHNMEDIZIN

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