Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 111, Nr. 18, 16.9.2021, (1676) HYGIENEFÄHIGKEIT VON DIREKTEN UND INDIREKTEN RESTAURATIONEN Biofilme auf dentalen Werkstoffen Elena Günther, Florian Fuchs, Sebastian Hahnel, Anne Katharina Schmutzler Biofilme und damit potenziell pathogene Zahnbeläge bilden sich nicht nur auf den Oberflächen natürlicher Zähne, sondern auch auf Füllungen und Zahnersatz. Dentale Materialien zeigen jedoch unterschiedliche Adhäsionsneigungen für Biofilme. Insbesondere bei der Gestaltung komplexerer Versorgungen mit teils schwierig zu reinigenden Arealen kann die Materialwahl das Risiko für Biofilm-assoziierte Komplikationen signifikant beeinflussen. I n Biofilmen organisiert besiedeln Bakterien und Pilze Zähne, Schleimhäute und zahnärztliche Restaurationen. Bislang konnten über 750 verschiedene Bakterienarten als Teil des oralen Mikrobioms identifi- ziert werden [The Forsyth Institute, 2021]. Aufgrund der schwierigeren Kultivierbarkeit von Pilzen ist deren Vielfalt in der Mundhöhle bislang schwer einzuschätzen. Nichtsdesto- trotz gehören diese Organismen zu einer gesunden Mundflora, spielen aber auch bei der Strukturierung von Biofilmen eine wichtige Rolle [Valm, 2019]. Wie überall im menschlichen Körper gibt es in der Mundhöhle neben nützlichen auch potenziell pathogene Mikroorganismen. Die Anwesenheit krankheitserregender Bakterien und Pilze allein führt jedoch nicht zur Er- krankung. Vielmehr bestimmen die dynamischen Interaktionen zwischen den Mikroorganismen und der Im- munabwehr des Wirtes, ob eine Bio- film-assoziierte Erkrankung entsteht [Kornman et al., 1997]. Dabei kön- nen potenziell pathogene Biofilme sowohl mit lokalen als auch mit sys- temischen gesundheitlichen Folgen in Verbindung gebracht werden. ENTSTEHUNG ORALER BIOFILME Dentale Biofilme werden als drei- dimensionales Gebilde aus interagie- renden Mikroorganismen definiert. Sie bestehen aus Bakterien und Pilzen, ihren Stoffwechselprodukten sowie Nahrungs- und Speichel- bestandteilen. Biofilme haften an Oberflächen und sind in ein Gefüge extrazellulärer Substanzen – beste- hend aus Polysacchariden, Proteinen und Lipiden – eingebettet [Meyer- Lückel et al., 2012; Marsh, 1994]. Grundsätzlich bietet die Mundhöhle unterschiedliche Lebensräume für Bakterien und Pilze: Man kann im Wesentlichen die sich regenerieren- den Habitate wie die Mundschleim- haut und die Zunge von den sich nicht regenerierenden Lebensräumen wie Zahnoberflächen und zahnärzt- lichen Restaurationen abgrenzen [Marsh/Martin, 2010]. Grafik: Florian Fuchs Abb. 1: Schematische Darstellung der Entstehung oraler Biofilme auf Zahn- oder Restaurationsoberflächen 30 | ZAHNMEDIZIN

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