Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 111, Nr. 18, 16.9.2021, (1690) komplikationslos abgetrennt werden, woraufhin die Glättung des Wurzel- blocks bei guter Sicht möglich war (Abbildung 5). Dabei wurde streng darauf geachtet, alle Schmelzanteile resektiv zu entfernen. Anschließend wurden die Wundflächen gereinigt und die Wunde durch Nähte verschlossen. Der postoperative Verlauf war unauf- fällig und die Patientin wurde am gleichen Tag in die ambulante Nach- sorge entlassen. Zur Entzündungs- prophylaxe erhielt sie Schmerzmittel. Des Weiteren wurde ihr geraten, eine starke Kaubelastung zu vermeiden. Die Patientin stellte sich eine Woche postoperativ zur röntgenologischen und klinischen Verlaufskontrolle er- neut vor. Die Schmerzen und die Schwellung waren rückläufig, die Wunden enoral heilten regelrecht und unauffällig. Im Versorgungsgebiet des N. alveolaris inferior links war eine dezente Hypästhesie zu beobachten. Eine postoperative Panoramaschicht- aufnahme (Abbildung 6) zeigte eine suffiziente Koronektomie rechts ohne verbliebene Schmelzanteile sowie leere Alveolen in Regio 38 und 28. Bei der anschließenden Untersuchung nach einer weiteren Woche zeigte sich die Patientin nahezu schmerzfrei, die Hypästhesie links war rückläufig. KASUISTIK 2 Da beim oben beschriebenen Fall die Verlaufskontrollen noch ausstehen, möchten wir an dieser Stelle einen weiteren Fall präsentieren. Ein mitt- lerweile 64-jähriger Patient stellte sich Ende März 2021 mit Schmerzen in Regio 28 und zur Verlaufskontrolle des Zahnes 38 nach Koronektomie 2014 vor – nach einer externen Über- weisung aufgrund eines komplex verlagerten 38 mit Verdacht auf eine follikuläre Zyste sowie eines hoch verlagerten Zahnes 28. Der Zahn 48 war vor etwa 15 Jahren operativ ent- fernt worden. Zur Abklärung der Lagebeziehung des 38 zum N. alveolaris inferior und relativ zum Unterkieferrand sowie zur Abklärung der Verlagerung des 28 beziehungsweise des Zustands der Kieferhöhle links wurde eine DVT durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass der Nervkanal zwischen den vesti- bulär und lingual in der Unterkiefer- Kortikalis endenden Wurzeln des tief vertikal verlagerten Zahnes 38 verlief. Der Zahn 28 wurde mit Kronen- beginn kranial im apikalen Wurzel- drittel des Zahnes 27 vertikal ver- lagert dargestellt (Abbildung 7). Nach Abwägung der Risiken (Schä- digung des N. alveolaris inferior, hoher Knochensubstanzverlust im Unterkiefer) war damals gemeinsam mit dem Patienten entschieden wor- den, eine Koronektomie am Zahn 38 durchzuführen. Die erste Verlaufs- kontrolle erfolgte im März 2015, bei der in der Panoramaschichtaufnahme eine Reossifikation nachgewiesen werden konnte (Abbildung 8). 2017 konnte röntgenologisch koronar der Radices 38 eine suffiziente Knochen- neubildung festgestellt werden (Ab- bildung 8). Der Patient war be- schwerdefrei, die Wundverhältnisse waren vollkommen reizlos und ohne Schwellung. Aktuell wird bei ihm die operative Entfernung des Zahnes 28 geplant, der nun symptomatisch ist. Die Ver- laufskontrolle nach der Koronekto- mie am Zahn 38 vor sieben Jahren zeigte auf der zur Planung der Entfer- nung von 28 angefertigten Aufnah- me einen unauffälligen Befund mit deutlichem Nachweis einer Reossifi- kation im ehemaligen Kronenbereich (Abbildung 9). Der Patient gab an, dass er mit der Entscheidung damals zufrieden sei und er keinerlei Be- schwerden in dieser Region habe. Quelle: Universitätsmedizin Mainz Abb. 3: Kasuistik 1, Digitale Volumentomografie, Nervlage am tief retinierten Zahn 38 Ansicht koronar und sagittal: relativ zur Wurzel des Zahnes 38 ein lingualer Verlauf des Canalis mandibularis Foto: Saskia Schröger Abb. 4: Kasuistik 1, Klinischer Situs: Freilegung des Zahns 48 und Durchtrennung der Zahnkrone mittels Fräse Foto: Saskia Schröger Abb. 5: Kasuistik 1, Klinischer Situs: Abtragen der Schmelzanteile und Glättung des Wurzelblocks 44 | ZAHNMEDIZIN

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