Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 111, Nr. 18, 16.9.2021, (1728) MKG-CHIRURGIE – SPEICHELDRÜSEN-DREIERLEI: Konkomitierende Neoplasien in den großen Speicheldrüsen Julia Brettel, Christopher Nobis, Marco Kesting, Elisabeth Goetze Raumforderungen der großen Speicheldrüsen können – wenn auch sehr selten – multipler Genese sein und erst durch Zufall entdeckt werden. Der vorliegende Patientenfall zeigt ein Beispiel für die Vielfalt der möglichen konkomitierenden Neoplasien der großen Speicheldrüsen und deren erfolgreiche Therapie. E in 83-jähriger Mann stellte sich nach Überweisung der nieder- gelassenen Kollegen mit Bitte auf Therapieübernahme mit einer Schwellung der Glandula parotis links vor. Bei der zuvor durchgeführ- ten zahnärztlichen Diagnostik waren in der Panoramaschichtaufnahme (Abbildung 1) keine Auffälligkeiten der knöcherneren Strukturen zu er- kennen. Das extern veranlasste CT zeigte eine Raumforderung der Glan- dula parotis links. Allgemeinanamnestisch waren eine benigne Prostatahyperplasie, eine arterielle Hypertonie und eine Hyper- lipidämie bekannt, die mit Anti- hypertensiva, Statinen und Tamsulo- sin therapiert wurden. Nikotinkon- sum oder andere mögliche Noxen wurden verneint. Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich eine Schwellung der Regio parotideo-masseterica links. An der Glandula parotis war linksseitig kaudal eine Raumforderung palpabel, die prall-elastisch und verschieblich anmutete. Hinweise auf eine Infek- tion in Form der klassischen Ent- zündungszeichen lagen nicht vor. Aus beiden Stenon-Gängen ließ sich klares Speichelsekret exprimieren. Die Sensibilität und die Motorik im Gesichtsbereich zeigten keinen pathologischen Befund. Der enorale Befund der Mundschleimhaut erwies sich als unauffällig bei suffizientem Zahnersatz. Konservierend zeigten sich Zahn 26 und 27 jedoch als nicht erhaltungswürdig. Zur aktualisierten Diagnostik wurde ein Kontrastmittel-CT (Abbildungen 2 und 3) durchgeführt, bei dem neben der bereits bekannten Raumforderung der Glandula parotis links ebenfalls Raumforderungen in der Glandula submandibularis und der Glandula sublingualis rechts festgestellt wurden. Das CT wies im Bereich der Parotis multifokale hypodense, zystische Kom- ponenten sowie dünne Wände und Septen auf. Die Ausdehnung der Neo- plasie erstreckte sich bis in die tiefe- ren Anteile des Drüsenparenchyms. Verkalkungen waren nicht nachweis- bar und die Kontrastmittelaufnahme erwies sich als moderat. Die Glandula submandibularis und die Glandula sublingualis rechts imponierten eben- falls durch unklare Kontrastmittelauf- nahme. Bildmorphologisch bestand kein Hinweis auf Malignität. Neben- befundlich lag bildmorphologisch eine chronische Sinusitis maxillaris mit JULIA BRETTEL Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen Glückstr. 11, 91054 Erlangen Foto: UK Erlangen Abb. 1: Präoperative Panoramaschichtaufnahme mit marginalem Knochenabbau an den Zähnen 26, 27 und basaler Verschattung der rechten Kieferhöhle; nebenbefundlich retinierter Zahn 48 Quelle: Röntgenabteilung MKG, UK Erlangen 82 | ZAHNMEDIZIN

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