Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19
zm 111, Nr. 19, 1.10.2021, (1792) PORTRÄT PROF. DR. DIETMAR OESTERREICH „Ich wollte eine neue Ordnung mitgestalten“ Am 13. Oktober steht ein Wechsel an der Spitze der Landeszahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern an. Dann wird Prof. Dr. Dietmar Oesterreich nach 31 Jahren sein Amt abgeben. Oesterreich hat nicht nur die Geschicke der Kammer seit der Wende gelenkt – er stand auch 21 Jahre als Vizepräsident an der Spitze der Bundeszahnärztekam- mer (BZÄK). Sein großes Engagement für die Standespolitik beruht auf seiner Überzeugung, dass eine präventions- orientierte Zahnmedizin der Schlüssel für eine gute Versorgung ist. P rof. Dr. Dietmar Oesterreich ist derjenige, der die präventionsorientierte Zahnheilkunde nicht nur als standespolitisches Statement versteht, sondern sich mit beispielhaftem Engagement tagtäglich und auf allen Ebenen für die Prävention einsetzt und dafür kämpft, dass Prophylaxe heute in den Zahnarztpraxen praktisch umge- setzt werden kann und wird“ – so umschrieb Prof. Dr. Stefan Zimmer, Vorsitzender der Aktion zahnfreundlich, das Wirken Oesterreichs bei der Verleihung der Friedrich- Römer-Ehrenmedaille im Jahr 2009. Er brachte damit auf den Punkt, wofür der scheidende Kammerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns in seinem standespolitischen Berufsleben stets eingetreten ist: den Berufsstand und die Politik von der Wichtigkeit der Prävention im Versorgungs- alltag zu überzeugen. Wenn Oesterreich am 13. Oktober sein Amt aufgibt, ist er seit 40 Jahren Zahnarzt und es liegen 31 Jahre standes- politisches Engagement hinter ihm. Angefangen hat alles 1976 in Rostock, als er sich für ein Studium der Zahn- medizin entschied: „Mir war eine berufliche Tätigkeit wichtig, die einen konkreten Nutzen für den einzelnen Menschen besaß – ohne oder bei möglichst geringer poli- tischer Einflussnahme“, sagt er im Gespräch mit den zm. Nach seiner Approbation übernahm der junge Zahnarzt 1981 eine Tätigkeit in der Poliklinik für Stomatologie des Kreiskrankenhauses Malchin, 1985 qualifizierte er sich zum Fachzahnarzt für Allgemeine Stomatologie, 1988 folgte die Promotion. In Malchin kam Oesterreich früh mit dem damaligen DDR-Versorgungsalltag in Berührung, was ihn für sein späteres standespolitisches Wirken nachhaltig prägen sollte: „Ich hatte unter anderem die Aufgabe, auch die Rahmenbedingungen mit zu beeinflussen. Es war im- mer wieder frustrierend, sich im Bemühen um eine gute zahnärztliche Versorgung mit den staatlichen Organen auseinanderzusetzen.“ „OFFENSICHTLICH HATTE ICH EINEN NERV GETROFFEN“ Dann kam 1990 die Wende. Oesterreich orientierte sich neu und gründete 1991 in der Reuterstadt Stavenhagen seine eigene Praxis. Schnell kamen standespolitische Aspekte ins Spiel. Durch zahlreiche Kontakte in die Partnerkam- mern Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein wurde Oesterreich ermutigt, berufspolitische Aufgaben zu über- nehmen. Nicht ahnend, welche Rolle ihm zukommen würde, fuhr er zur Gründungsveranstaltung der Zahnärzte- kammer Mecklenburg-Vorpommern am 29. April 1990 nach Schwerin. „Mit meinen Wortbeiträgen habe ich offensicht- lich den Nerv der breiten Kollegenschaft getroffen und man wählte mich zum Präsidenten“, erinnert er sich. Schon damals sehr präsent: sein Gestaltungswille. „Am Tag mei- ner ersten Wahl hatte ich null Informationen, welche Aufgaben und welche Verantwortung der Präsident einer Zahnärztekammer besitzt. Ich wusste nur eins: Ich wollte eine neue Ordnung mitgestalten.“ Dass daraus 31 Jahre werden, sei ihm damals natürlich nicht klar gewesen. In den Folgejahren setzte sich Oesterreich stark für die not- wendige Umstrukturierung des zahnärztlichen Gesund- Prof. Dr. Dietmar Oesterreich in seiner Praxis heute Foto: ZÄK-MV 18 | POLITIK
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