Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19
zm 111, Nr. 19, 1.10.2021, (1796) hatte ich das Glück, auf Präsidenten und Vizepräsidenten zu treffen, die stets vertrauensvoll miteinander umge- gangen sind und ein einheitliches und geschlossenes Meinungsbild geboten haben.“ ÜBER 30 JAHRE FÜR DIE KAMMER Oesterreichs breit gefächertes Wissen und Wirken wird Lücken hinterlassen – bietet aber auch ein solides und breites Fundament, auf dem seine Nachfolger politisch weiterbauen können. Das gilt auch für seine 31-jährige Tätigkeit als Kammerpräsident in Mecklenburg-Vorpom- mern: Dort ging es nach der Kammergründung 1990 zu- nächst einmal darum, Strukturen zu etablieren und in der Zeit eines großen Umbruchs die zahnmedizinische Ver- sorgung der Bevölkerung nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern auch zu verbessern. Neue gesundheitspolitische Rahmenbedingen mussten umgesetzt und fachlich ausge- staltet werden. Oesterreich: „Die folgenden Jahre waren geprägt durch zahlreiche Gesundheitsreformen. Sie brach- ten unter anderem die Budgetierung, Pflichtfortbildun- gen, die Pflicht eines Qualitätsmanagements bis hin zur Gründungsmöglichkeit von medizinischen Versorgungs- zentren. Eine der wesentlichen Aufgaben der Zahnärzte- kammer bei dieser ständig steigenden Spirale von Restrik- tionen und Bürokratie war es, die Interessen des Berufs- stands zu vertreten und gleichzeitig die Praxen bei der Umsetzung gesetzlicher Vorgaben zu unterstützen.“ Ein großer Komplex auch: die Fort- und Weiterbildung für Zahnärzte und Praxisteams mit dem jährlichen Highlight des Zahnärztetages in Warnemünde. Und die Herausforderungen heute? Hier nennt Oesterreich den Umgang des Berufsstands mit dem demografischen Wandel (was auch die Selbstverwaltungsgremien betrifft), die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder auch die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Und nicht zuletzt: den Umgang mit der Pandemie. Wenn Oesterreich am 13. Oktober sein Amt als Kammer- präsident abgibt, wird er sich – zusätzlich zu seiner Praxis – weiterhin einer Aufgabe widmen, die ihm besonders am Herzen liegt: Seit 2011 ist er Professor für Orale Prävention und Versorgungsforschung an der Universität Greifswald. Bei seinen Vorlesungen profitiere er von der Expertise aus seinen zahlreichen Ämtern. Sich um den beruflichen Nachwuchs zu kümmern, müsse bereits in der Studienzeit beginnen, sagt Oesterreich. Es gelte aber auch, die weitere berufliche Sozialisation aufzuzeigen und Verständnis für die Selbstverwaltung zu entwickeln. Und wo steht seiner Meinung nach die zahnärztliche Selbstverwaltung heute? Vor allem sieht er zahlreiche Überschneidungen von Aufgabenstellungen und Gefah- ren für die Freiberuflichkeit: „Staatliche und gesundheits- politische Gesetzgebung und Eingriffe haben dazu ge- führt, dass die Freiheit des Zahnarztberufs zahlreiche Einschränkungen erlitten hat. Die Rolle und Bedeutung der Sozialgesetzgebung für die Berufsausübung ist stetig gestiegen und hat nachhaltigen Einfluss auf die Berufs- ausübung.“ Gerade deswegen mahnt Oesterreich vor seinem Aus- scheiden aus der aktiven Berufspolitik ein respektvolles Miteinander in den Gremien an. Politik zu gestalten müsse frei von persönlichen Angriffen erfolgen und sollte stets von Wertschätzung begleitet sein – trotz unter- schiedlicher Meinungen. „Gerade solche Angriffe haben mich emotional sehr betroffen gemacht“, unterstreicht Oesterreich. „Jede Kollegin und jeder Kollege sollte Ach- tung vor standespolitischem Engagement über die eigene Praxistätigkeit hinaus besitzen. Ich hatte das Glück, 31 oder 21 Jahre für den Berufsstand tätig zu sein – und dafür bin ich sehr dankbar.“ pr „Prof. Dietmar Oesterreich ist nicht nur ein Kollege der ersten Stunde. In mehr als 30 Jahren Präsidentschaft hat er in schier unvorstellbarer Leidenschaft die Zahnärztekammer Mecklenburg- Vorpommern ständig fortentwickelt, ihr in Politik und Gesellschaft ein Gesicht gegeben und für die Kollegenschaft ständige Präsenz gezeigt.“ Dipl.-Stom. Gerald Flemming und Dipl.-Stom. Andreas Wegener, Vorstandsmitglieder der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern Pressekonferenz zum Tag der Zahngesundheit 2014 im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin. Foto zm/sf 22 | POLITIK
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