Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 111, Nr. 19, 1.10.2021, (1802) IDZ-STUDIE Der Nachwuchs hat ein ambivalentes Verhältnis zur Standespolitik David Klingenberger In den vergangenen Heften haben wir uns näher mit dem neuen Buch „Junge Zahnärztinnen und -ärzte“ von Nele Kettler beschäftigt. In diesem Beitrag geht es um den Stellenwert der Freiberuflichkeit für junge Zahnärztinnen und Zahnärzte und deren Verhältnis zu den Standesorganisationen. D er abschließende Überblick über die neue IDZ-Monografie von Dr. Nele Kettler mit dem Titel „Junge Zahnärztinnen und -ärzte – Berufsbild – Patientenversor- gung – Standespolitik“ beleuchtet zwei Themen, die eng miteinander verknüpft sind: Welchen Stellenwert hat die Freiberuflichkeit für junge Zahnärztinnen und Zahnärzte? Und wie nimmt die nachrückende Gene- ration die zahnärztliche Standespoli- tik wahr? Eng verwoben miteinander sind beide Fragen nicht zuletzt, weil die zahnärztlichen Standesorganisa- tionen die Bedeutung der Freiberuf- lichkeit für ihr Selbstverständnis betonen: „Freiberuflichkeit ist ein Grundwert des zahnärztlichen Berufs- standes.“ So positionieren sich die Bundeszahnärztekammer (BZÄK), die Kassenzahnärztliche Bundesvereini- gung (KZBV) und die Deutsche Ge- sellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) in ihrem gemeinsamen Leitbild „Zukunft der zahnärztlichen Berufsausübung“. Für einen Großteil der jungen Zahn- ärztinnen und Zahnärzte scheint die Freiberuflichkeit jedoch auf den ersten Blick einen sehr geringen Stellenwert zu haben, das heißt, sie können sich vermeintlich nicht dafür begeistern. Lediglich für 5,2 Prozent der im Jahr 2019 befragten jungen Zahnärztin- nen und Zahnärzte war „die Möglich- keit, freiberuflich zu arbeiten“ eines der drei wichtigsten Entscheidungs- kriterien für den weiteren Berufsweg. Das bedeutet nicht, dass die Freiberuf- lichkeit von den anderen Befragten abgelehnt würde, sondern dass für sie der Grundwert der Freiberuflichkeit von eher nachrangiger Bedeutung zu sein scheint. Auffällige Unterschiede ergaben sich bei den Antworten nach Geschlecht: So betonten 10,6 Prozent der Männer die Wichtigkeit von Frei- beruflichkeit, aber nur 3,0 Prozent der Frauen. Auch war den Befragten mit Niederlassungspräferenz die Frei- beruflichkeit mit einem Anteilswert von 7,1 Prozent deutlich wichtiger als den Befragten mit Anstellungs- wunsch (2,3 Prozent). FREIBERUFLICHKEIT WIRD AUF NIEDERLASSUNG REDUZIERT Die jungen Zahnärztinnen und Zahn- ärzte wurden gebeten, in zwei offe- nen Fragen mit eigenen Worten zu antworten, nämlich auf die Fragen „Welches sind für Sie persönlich posi- tive Aspekte der Freiberuflichkeit?“ und „Welches sind für Sie persönlich negative Aspekte der Freiberuflich- keit?“. In den Antworten fanden sich zwar zentrale Elemente der Definition von Freiberuflichkeit wieder. Aller- dings projizierten die meisten Befrag- ten die entsprechenden Facetten der Freiberuflichkeit nicht auf ihren ge- samten Berufsstand, sondern auf ihre eigene berufliche Situation. Viele Be- fragte setzten hier Freiberuflichkeit mit Niederlassung in eigener Praxis Gewünschte förderliche Umfeldbedingungen für ein verstärktes standespolitisches Engagement 28 | POLITIK

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