Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19
zm 111, Nr. 19, 1.10.2021, (1826) vorzugsweise rau beziehungsweise texturiert sein sollten. Materialober- flächen, die wiederum mit Schleim- haut in Kontakt kommen (Implantat- hals, Abutment), sollten möglichst hochglanzpoliert sein, um die Akku- mulation von Biofilmen zu minimie- ren (Abbildung 5). Darüber hinaus wird zwischen ein- und zweiteiligen Implantatsystemen unterschieden (Abbildung 4). Bei ein- teiligen Implantatsystemen ist das Abutment mit dem Implantat ver- bunden. Dies hat den Vorteil, dass durch die Abwesenheit von Mikro- lücken zwischen Implantat und Abutment potenzielle Nischen für die Biofilmakkumulation reduziert werden. Bei klassischen zweiteiligen Implantatsystemen wird zunächst das Implantat eingebracht und dieses nach der Einheilperiode mit einem Abutment versehen. Das zweiteilige System hat wiederum den Vorzug, dass die prothetischen Versorgungs- möglichkeiten größer sind und der prothetisch nutzbare Raum durch ge- gebenenfalls abgewinkelte Abutments sinnvoller genutzt werden kann. Eine weitere Möglichkeit zur Vermeidung von Mikronischen besteht in der Verwendung von Abutmentkronen (Abbildung 6). Dabei werden das Abutment und die Krone im zahn- technischen Labor durch Verklebung miteinander verbunden und die Klebefuge gut poliert. Hinsichtlich der Implantatüberlebensrate und des marginalen Knochenverlusts konn- ten jedoch keine signifikanten Unter- schiede zwischen ein- und zweiteili- gen Systemen nachgewiesen werden [de Oliveira Limírio et al., 2020]. Zweiteilige Implantatsysteme können grundsätzlich ein sogenanntes Plat- form Matching oder Platform Swit- ching aufweisen (Abbildung 4). Wäh- rend beim Konzept des Platform Matching Implantat und Abutment bündig abschließen, verwendet man beim Platform Switching ein Abut- ment, dessen Durchmesser kleiner ist als der des Implantats. Grundsätzlich können an der Übergangsstelle von Implantat zu Abutment in Funktion Mikrobewegungen stattfinden, die zum Knochenverlust führen [Zipprich et al., 2007]. Zusätzlich bietet der Übergang von Implantat zu Abut- ment eine potenzielle Nische für die Ansammlung von Biofilmen, die den Knochenerhalt beeinträchtigen kann. Mit der Methode des Platform Swit- ching soll diesen Effekten entgegen- gewirkt werden, indem der Spalt nach zentral (knochenfern) verlagert wird. Mehrere Übersichtsarbeiten bestätigen einen verbesserten Erhalt des kresta- len Knochenniveaus bei Anwendung dieses Konzepts [Gupta et al., 2019]; allerdings scheint es keinen Vorteil im Hinblick auf Bioadhäsionsprozesse zu bewirken [Canullo et al., 2015]. Weiterhin steigt das Weichgewebs- volumen im Bereich des Durchmesser- reduzierten Aufbaus und verbessert das ästhetisch wichtige Emergenz- profil, also die Form der Gingiva an der Austrittsstelle des Implantats. Befestigung Während verschraubte Rekonstruk- tionen überwiegend Komplikationen technischer Art zeigten, wiesen ze- mentierte Versorgungen vermehrt biologische Komplikationen auf [Sailer et al., 2012]. Bei der Zementie- rung von Zahnersatz auf Implantaten sollte daher streng auf die Zugäng- lichkeit des Übergangs von Versor- gung und Abutment geachtet wer- den, um eine gründliche Überschuss- entfernung des Befestigungsmaterials zu gewährleisten. Kommt es zum Ver- bleib von Zementresten im Sulkus, führt dies zu einer Entzündung des periimplantären Gewebes (Zementi- tis). Diese Entzündung kann unbe- handelt zu Knochenverlust, Suppu- ration und im schwerwiegenden Fall zum Implantatverlust führen [Mombelli/Décaillet, 2011]. Zudem scheint das Befestigungsmaterial eine Rolle bei der Entstehung einer Ze- mentitis zu spielen. Eine Ein-Jahres- Untersuchung fand heraus, dass es bei Methacrylat-basierten Befestigungs- Abb. 5: Lasermikroskopische 3-D-Darstellung der Oberflächenbeschaffenheit unterschiedlich rauer Areale eines Titanimplantats: glatt polierter Implantathals oben, texturierter Implantatkörper unten Quelle: Florian Fuchs FLORIAN FUCHS, M. SC. Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, Universitätsklinikum Leipzig Liebigstr. 12, Haus 1, 04103 Leipzig Foto: Elena Günther 52 | ZAHNMEDIZIN
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