Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 111, Nr. 19, 1.10.2021, (1828) materialien häufiger zum Zementver- bleib und zur Pusbildung kam als bei eugenolhaltigen Zinkoxidzementen [Korsch et al., 2018]. Darüber hinaus wurden Suppurationen an allen Methacrylat-befestigten Versorgungen mit Überschuss, aber auch an einigen ohne Überschuss festgestellt. Unter- suchungen der mikrobiellen Proben wiesen unabhängig vom Vorhanden- sein von Zementresten bei Meth- acrylat-befestigten Versorgungen sig- nifikant mehr Parodontalpathogene nach als bei Restaurationen, die mit Eugenol-haltigem Zinkoxidzement fi- xiert wurden. Befindet sich die Schnittstelle zwischen Implantat und Abutment tief subgingival, so dass keine adäquate Versäuberung möglich ist, sollte eine verschraubte Befesti- gung erwogen werden. Zudem sind verschraubte Implantatversorgungen leichter zu entfernen, so dass sowohl technische als auch biologische Kom- plikationen leichter behandelt werden können. Zwar konnte bisher keine der Fixationsmethode als eindeutig überlegen bestätigt werden, jedoch kann die Verschraubung aufgrund ihrer höheren biologischen Verträg- lichkeit gegenüber der Zementierung präferiert werden [Sailer et al., 2012]. THERAPIEOPTIONEN BEI PERIIMPLANTÄREN BIOFILM- ASSOZIIERTEN ENTZÜNDUNGEN Bereits bei der Implantatberatung sollte der Patient über die Wichtigkeit der häuslichen und der professionel- len Mundhygiene aufgeklärt werden. Diese reduzieren das Risiko für die Entstehung Biofilm-assoziierter Er- krankungen und tragen somit maß- geblich zum Erfolg und zur Lang- lebigkeit der Implantatversorgung bei. Vor einer implantologischen Ver- sorgung sind alle systemischen und lokalen Risikofaktoren des Patienten durch den Zahnarzt zu identifizieren [Schwarz/Becker, 2016]. Bestehen Risikofaktoren für die Entwicklung periimplantärer Infektionen, wie bei- spielsweise Rauchen, eine parodon- tale Vorerkrankung oder ein insta- biler Diabetes mellitus, ist eine eng- maschigere individualprophylaktische Betreuung implantologisch versorgter Patienten angezeigt. Zudem sollte das Praxisteam auf diagnostische Kenn- größen periimplantärer Erkrankungen sensibilisiert sein und bei Kontroll- sitzungen entsprechende Unter- suchungen durchführen, um etwaige Entzündungen frühzeitig erkennen und behandeln zu können (Tabelle 1). Um einen Vergleich zur Ausgangs- situation zu ermöglichen, wird die Er- hebung der periimplantären Sondie- rungstiefen sowie des radiologischen Knochenniveaus idealerweise zum Zeitpunkt der Eingliederung der Suprakonstruktion empfohlen (be- ziehungsweise bei röntgenologischer Kontrolle im Rahmen der Implantat- abformung / alternativ nach Implan- tation). Weiterhin ist auf eine paro- dontalhygienische Gestaltung der Suprakonstruktion zu achten. Empfehlungen für Patienten Die allgemein geltenden Empfehlun- gen zur häuslichen Mundhygiene werden gleichermaßen für Patienten mit und ohne Implantate ausge- sprochen. Dabei sollte der Fokus auf der mechanischen Biofilmkontrolle (Zähneputzen und Reinigung der Interdentalräume) liegen. Studien zu- folge ist allein durch die mechanische Reinigung die Ausheilung einer Mu- kositis möglich. Adjuvante Antiseptika und Antibiotika bieten wiederum kei- ne eindeutige Verbesserung klinischer Entzündungszeichen [Jepsen et al., 2015]. Weiterhin weiß man, dass gut etablierte Biofilme häufig sowohl ge- gen das Immunsystem des Patienten als auch gegen eine unterstützende antibiotische Behandlung resistent sind [Davies, 2003], so dass die me- chanische Reinigung Behandlungs- option der ersten Wahl bleibt. Ist eine mechanische Biofilmentfernung nicht oder nur eingeschränkt möglich, etwa nach operativen Eingriffen in der Mundhöhle wie beispielsweise der Implantatinsertion oder -freilegung, so kann temporär eine unterstützende Verwendung chemischer Reinigungs- methoden in Form sanfter Mund- spüllösungen ratsam sein. Empfehlungen für Zahnärzte Deuten klinische Parameter auf das Vorliegen einer Periimplantitis hin, so sollten zusätzlich zur mechanischen Abb. 6: Abutmentkrone aus Lithiumdisilikat mit verklebter Titanbasis zum Ersatz des Zahnes 16 Foto: Elena Günther DIAGNOSTISCHE KRITERIEN FÜR PERIIMPLANTÄRE INFEKTIONEN reversibel Blutung auf Sondierung Pus Zunahme der Sondierungstiefen Schmerzen radiologischer Knochenabbau Implantatlockerung Tab. 1, Quelle: modifiziert nach Schwarz und Becker [Schwarz/Becker, 2015] Periimplantäre Mukositis ja ja nein nein nein nein nein Periimplantitis nein ja möglich ja möglich ja möglich 54 | ZAHNMEDIZIN

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