Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19
zm 111, Nr. 19, 1.10.2021, (1838) ZM-SERIE: KARRIEREN IM AUSLAND Hermann Prinz – ein Sachse in der „New York Times“ Dominik Groß Der gebürtige Sachse Hermann Prinz galt weltweit als Pionier in der zahnärztlichen Pharmakologie und der Endodontie. Er starb hochgeehrt in Pennsylvania. Selbst die „New York Times“ nahm seinen Tod zum Anlass für einen Nachruf. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Karriere? H ermann Prinz ([JADA, 1974]) wurde am 11. Juni 1869 in Sachsen geboren und ver- brachte seine Schulzeit in Leipzig [Precht, 1930; Dent. Cosmos, 1934; Rebel, 1954; Grogg, 1957; Gutmann/ Manjarrés, 2017; University Archives and Records Center Pennsylvania]. Anschließend studierte er Pharmazie, wobei er sich sein Studium mit Hilfs- tätigkeiten in einer Apotheke finan- zierte und dort zugleich praktische Erfahrungen sammelte. 1889 – unmit- telbar nach der Pharmazie-Prüfung – ging er in die USA, wo er zunächst als Apotheker tätig war. 1892 belegte er dann an der University of Michigan das Studium der Zahnheilkunde. Hier erlangte er 1896 den Abschluss mit der Promotion zum Doctor of Dental Surgery (D.D.S.). Daraufhin kehrte Prinz nach Deutschland zurück und nahm eine Lehrtätigkeit an der Universität Halle- Wittenberg an. Doch sein Aufenthalt in Sachsen-Anhalt war von kurzer Dauer: Bereits ein Jahr später zog es ihn wieder in die USA. Hier absolvierte er nun ein Drittstudium in Medizin, das er an der Washington University in St. Louis mit dem Medical Doctor (M.D.) abschloss. Um 1900/01 avan- cierte er zum Dozenten und später- hin zum Professor für Pharmakologie („Materia Medica and Therapeutics“) an der Washington University in St. Louis – eine Position, die er bis 1913 wahrnahm. 1912 erlangte er mit dem Master of Arts an der Uni- versity of Michigan den nächsten akademischen Titel. 1913/14 folgte ein erneuter Aufent- halt in Deutschland, bei dem er in mehreren deutschen Universitäten als Gastdozent wirkte [Gutmann/ Manjarrés, 2017]. 1914 nahm er dann den Ruf auf den Lehrstuhl für „Materia Medica and Therapeutics“ am „Pharmacologic Laboratory“ und am „Thomas W. Evans Museum and Dental Institute“ der University of Pennsylvania an. An besagter Univer- sität erlangte er 1926 mit dem Doctor of Science (Dr. sc.) einen weiteren akademischen Titel. Prinz verblieb an der University of Pennsylvania bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1939. Er starb am 24. November 1957 in Lansdowne bei Philadelphia. EIN ZAHNMEDIZINER VON WELTRANG Prinz war eine schillernde Persönlich- keit. Er war ungewöhnlich breit aus- gebildet, erlernte drei akademische Berufe und besaß eine Vielzahl akade- mischer Titel – darunter den D.D.S, den M.D. und den Dr. sc. Der Tübin- ger Zahnarzt und Ordinarius Hans- Hermann Rebel (1889–1967) würdig- te Prinz 1954 mit den Worten: „Im Königreich Sachsen 1869 geboren, führte der Drang nach Wissen und Erkenntnis den frisch graduierten deutschen Apotheker in die USA, wo er nach mehrjähriger praktisch- pharmazeutischer Tätigkeit Zahn- heilkunde studierte, zunächst den DDS-Grad und dann als Abschluß des Medizinstudiums den MD-Grad erwarb“ [Rebel, 1954]. Die Hintergründe seiner frühen Aus- wanderung in die USA liegen im Hermann Prinz galt als schillernde Persönlichkeit. Foto: Dent. Cosmos 76/1 (1934), 90 64 | GESELLSCHAFT
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