Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 111, Nr. 19, 1.10.2021, (1841) behandlung“, die unter anderem der deutsche Endodontologe Clemens Altenkamp 1943 als bedeutsam her- vorhob [Altenkamp, 1943]. Prinz genoss an der University of Pennsylvania nicht zuletzt aufgrund dieser Erfolge eine besondere Stellung. So wurde 1930 im Hotel Bellevue- Statford in Philadelphia in Anwesen- heit von 200 Kollegen ein Festessen ausgerichtet, „um dem verehrten For- scher und Lehrer für seinen großen Verdienst um die Entwicklung der amerikanischen Zahnheilkunde zu danken“. Besagter Abend wurde vom zeitweiligen Dekan der Pennsylvania Dental School, Edward C. Kirk (1856–1933) geleitet, den eine lang- jährige Freundschaft mit Prinz ver- band. Als einziger europäischer Gast war der deutsche Hochschullehrer Eduard Precht (1893–1938) eingeladen; er berichtete später über den Festakt in der „Deutschen Zahnärztlichen Wochenschrift“ [Precht, 1930]. Vergleicht man die Vita von Prinz mit der von Hermann Becks (1897–1962), der im ersten Beitrag dieser Reihe vorgestellt wurde, so fallen sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterscheide auf: Beide wander- ten in jungen Jahren in die USA aus und begründeten ihre eigentliche Karriere in der Emigration. Doch während Becks sich rasch als Ameri- kaner empfand, fortan ausschließlich auf Englisch publizierte und keinen Gedanken an eine Remigration in die alte Heimat verschwendete, ließ Prinz den Kontakt zum deutschsprachigen Raum nie abreißen. Er blieb zwar ebenfalls in den USA wohnhaft, stand jedoch zeitlebens „mit europäischen Forschern“ in privatem Austausch. Dies galt in besonderem Maße für die Basler Kollegen Harry Benedict Respinger (1869–1952) und Max Grogg [Grogg, 1957], aber auch für deutsche Zahnärzte wie die vorge- nannten Hochschullehrer Eduard Precht und Hans-Hermann Rebel. Grogg sah in Prinz einen „der immer seltener werdenden Menschen, die über eine universelle Bildung ver- fügen“ [Grogg, 1957] und Rebel betonte den besonderen Stellenwert von Prinz und dessen Leistungen im zerstörten Nachkriegsdeutschland: „Der Zusammenbruch des materiel- len und geistigen Deutschland, die außerordentlichen Aufgaben, die dem deutschen Volk aus diesem Ereignis für Jahr und Jahrzehnte erwachsen, dürfen nicht den Blick für die ideellen Werte der Vergangenheit auslöschen. Jeder von uns baut doch auf dem weiter, was er überkommen hat, und was wären wir ohne diese Mitgift? Zu denen, deren Gedenken wir hochzuhalten haben, gehört auch Hermann Prinz, Professor für Pharmakologie an der berühmten Dental School in Pennsylvanien, gra- duierter Apotheker, Zahnarzt und Arzt“ [Rebel, 1954]. „EIN WARMES HERZ FÜR DIE DEUTSCHE ZAHNHEILKUNDE“ Dass Prinz Deutschland verbunden blieb, zeigt die Tatsache, dass er wei- terhin regelmäßig auch in deutscher Sprache publizierte. Die betreffenden Arbeiten beschäftigten sich mit den unterschiedlichsten Themen; Bei- spiele bieten „Eine biologische Arsen- reagenz-Methode” [Prinz, 1915], „Über das Bleichen der Zähne” [Prinz, 1924], „Behandlung der Plaut- Vincentschen Erkrankung“ [Prinz, 1925a], „Entfernung des Gipses von Kautschukstücken“ [Prinz, 1925b], „Chronische superfizielle Glossitis (Möllersche Glossitis)“ [Prinz, 1931] oder „Die Praxis der Wurzelbehand- lung mittels Elektrostimulation“ [Prinz, 1937]. Seine Kontaktpflege und seine Präsenz in den deutschen Fachzeitschriften zahlten sich aus: 1926 wurde er von der Universität Köln mit einer Ehren- promotion bedacht, die der lang- jährige DGZMK-Präsident Hermann Euler (1878–1961) sogar in seinen Memoiren thematisierte: „Es war das eine Ehrung, die allseits begeisterte Zustimmung fand, da Prinz von jeher einer der führenden nordamerika- nischen Zahnärzte war, die ein be- sonders warmes Herz für die deutsche Zahnheilkunde bewiesen“ [Euler 1949]. Auffällig ist hierbei , dass Euler ihn als amerikanischen Kollegen mit einem Interesse für Deutschland be- greift, während Rebel in ihm einen Deutschen sah, der die hiesige Zahn- heilkunde im Ausland vertrat. So schrieb Rebel in einem Nachruf aus dem Jahr 1945: „Die deutsche Zahn- heilkunde hat allen Grund, aus die- sem Anlaß eines so hervorragenden Vertreters ihrer Wissenschaft zu ge- denken“ [Rebel, 1954]. Fakt ist, dass Prinz zu Lebzeiten – anders als heute – unter seinen deutschen Zeitgenossen durchaus bekannt war. Nur so erklärt es sich, dass er 1933 in die Leopoldina auf- genommen wurde – „als einziger Vertreter aus den USA“ [Rebel, 1954]. Zudem bedachte ihn die DGZMK 1938 mit einer Ehrenmitgliedschaft [Althoff, 1970; Groß, 1999; Groß/ Schäfer, 2009]. Die größten Erfolge erzielt er jedoch im angloamerika- nischen Raum mit seinen englisch- sprachigen Standardwerken und sei- nen Funktionen – darunter auch der Vorsitz der Kommission der „United States Pharmacopeia“. Wie angesehen Prinz in den USA war, zeigt die Tat- sache, dass sein Tod am 26. Novem- ber 1957 Anlass für einen Bericht in der „New York Times“ war wurde. Dort wurde er als „scientist, writer, lecturer and Professor Emeritus“ ge- würdigt [New York Times, 1957] – eine höchst seltene Ehre für einen Zahnarzt aus Deutschland. \ PROF. DR. DR. DR. DOMINIK GROß Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen Klinisches Ethik-Komitee des Universitätsklinikums Aachen MTI 2, Wendlingweg 2, 52074 Aachen dgross@ukaachen.de Foto: privat GESELLSCHAFT | 67

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