Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19
zm 111, Nr. 19, 1.10.2021, (1856) der Azubis gedeckelt ist: Von 20 An- gestellten sind in seiner Praxis sieben Azubis. Er würde gerne noch mehr jungen Menschen über ihre Zweisprachigkeit den Einstieg ins Berufsleben ermöglichen. Außerdem sei es unpraktisch, dass die Berufs- schule so viel Raum einnimmt und die Auszubildenden zweimal in der Woche aus dem Praxisalltag reißt. „Das könnte komprimierter statt- finden und der praktische Teil sollte an erster Stelle stehen“, fordert Khalouf. Auch für die Planung des Praxismanagements der Aus- bildungspraxen sei es praktischer, wenn die Schule in Blöcken statt- findet. „Drei Jahre empfinde ich als zu lang für die Ausbildung. Die Zeit sollte verkürzt und der schulische Teil verschlankt werden. So können wir auch dem Azubi-Mangel und den steigenden Ansprüchen an die Gesundheitsberufe durch den demografischen Wandel entgegen- wirken.“ Und wie wird der ZFA-Beruf ange- sichts des Nachwuchsmangels at- traktiver? Klar: Geld, Wertschätzung und eine Perspektive seien zentral. „Wir hier in der Praxis geben die Perspektive zur Weiterbildung und damit Entwicklungschancen“, erklärt Khalouf. Den anderen Teil müssten die Institutionen ermöglichen. Sein Vorschlag: Die klassische ZFA-Aus- bildungsstruktur aufbrechen und auf ein modulares, individuelleres System setzen. MAN SPRICHT AUCH SCHWÄBISCH Auch Dr. Olga Weber beschäftigt ge- meinsam mit ihrem Praxispartner Dr. Max Kochendörfer seit Jahren Auszubildende aus dem Ausland. In ihrer Praxis am nördlichen Rand von Tübingen haben sie damit ebenfalls gute Erfahrungen gemacht. „Wir investieren allerdings viel Zeit und Geduld.“ Aktuell kommen ihre Mitarbeiterinnen aus der Türkei und Russland, zuvor hatten sie auch Azubis aus dem Libanon und Eri- trea. Im Team aus drei Zahnärzten und zehn Mitarbeiterinnen wird neben Deutsch und Englisch auch Russisch, Italienisch, Kroatisch, Albanisch, Türkisch und sogar Schwäbisch gesprochen. Regelmäßig kommen alle zusammen und überlegen, was gut läuft und was besser laufen könnte im ge- meinsamen Umgang. Denn Miss- verständnisse könnten allein durch die verschiedenen kulturellen Hin- tergründe leicht entstehen, macht Weber deutlich. Was der eine als un- höflich und verletzend empfindet, könne für den anderen ein normaler Umgangston sein. „Die Art der Kommunikation unterscheidet sich im Praxisalltag je nach Kultur“, stellt die Zahnärztin fest. „Aber die gemeinsame Kommunikation ist Nour ist zufrieden in ihrer Ausbildung, auch wenn Deutsch nicht immer leicht fällt. In der Schule schreibt sie Einsen. Das motiviert. Im Praxisteam von Dr. Olga Weber (ganz links) und Dr. Max Kochenhöfer sind derzeit Auszubildende mit türkischen und mit russischen Wurzeln. „Diese Sprach- kenntnisse kommen den Patienten zugute. Umgekehrt leben wir hier Integration, weil wir über den Arbeitsalltag hinaus eine Perspektive bieten“, erklärt Weber. Fotos: BFB_Henning Schacht Foto: Weber_Kochen 82 | PRAXIS
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