Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19
zm 111, Nr. 19, 1.10.2021, (1862) endokriner, dystropher oder medika- mentöser Genese ist. Bei Schmerz- losigkeit und zögerlichem Wachstum kann es sich um tumoröse Erkran- kungen der Glandula submandibu- laris handeln. Als benigne Tumoren wären beispielhaft mono- oder pleo- morphe Adenome zu nennen, die als Goldstandard mittels Exstirpation unter Schonung der benachbarten Strukturen therapiert werden. Karzi- nome der Submandibulardrüse sind grundsätzlich selten, benötigen je- doch teils eine invasivere Therapie, gegebenenfalls mit Neck Dissection und Resektion infiltrierter Nachbar- strukturen [Kaszuba et al., 2007]. Im folgenden Fallbeispiel wurde initial die Verdachtsdiagnose der Lymphadenopathie geäußert, was ins- besondere bei Kindern ein häufiger Grund für eine ärztliche Konsultation ist. Ursächlich sind bei unilateraler Manifestation grampositive Kokken, bei bilateraler Ausprägung handelt es sich eher um eine selbstlimitierende Reaktion auf zum Beispiel eine Infek- tion der oberen Atemwege [Leung und Robson, 2004]. Bei entsprechen- der Therapie sollten betroffene Pa- tienten circa zwei bis vier Wochen nachversorgt werden. Da sich mehr als ein Viertel der malignen Erkran- kungen bei Kindern im Kopf- und Halsbereich manifestieren, ist auch dies bei persistierendem Befund in Betracht zu ziehen [Leung und Davies, 2009]. Es handelt sich häufig um Lymphome, daher ist eine umge- hende Weiterbetreuung durch einen Kinderonkologen zu initiieren. Bei erwachsenen Patienten sind andere Entitäten des malignen Er- krankungskreises als Ursache einer suspekten, zervikalen Schwellung wahrscheinlicher. Neben malignen Melanomen könnte es sich um Plat- tenepithelkarzinome handeln. Teils lässt sich trotz intensiver Diagnostik kein Primarius identifizieren. So kann sich ein CUP-Syndrom (Cancer of unknown primary) auch zervikal manifestieren. Dabei ist sowohl eine primäre als auch eine sekundäre Tu- morgenese im Sinne von Metastasen möglich. PATIENTENFALL Ein 28-jähriger Patient stellte sich mit einer zervikal linksseitigen Schwellung in der Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Bonn vor. Er berichtete, die Schwellung sei seit etwa einem halben Jahr vorhanden. Eine Initialvorstellung beim Hausarzt habe die Verdachtsdiagnose einer unspezifischen Lymphadenopathie ergeben und zur anfänglichen Strate- gie der „Active Surveillance“ geführt. Bei ausbleibender Besserung und sogar deutlicher Größenzunahme wurde der Patient an unsere Klinik überwiesen. Bei der Erstvorstellung zeigte sich ein in gutem Allgemeinzustand befind- licher Patient, dessen Allgemein- anamnese bis auf die zervikale Raum- forderung und eine Appendektomie im Kindesalter unauffällig war. In letzter Zeit durchlebte Infekte und eventuell auslösende Faktoren waren nicht erinnerlich. Die Schwellung habe er als lediglich ästhetisch störend Abb. 5: OP-Situs, zervikaler Zugang, Kieferwinkel und Schnittführung angezeichnet Abb. 6: OP-Situs, in der Tiefe zystische Raumforderung ersichtlich Foto: MKG UK Bonn Foto: MKG UK Bonn PROF. DR. DR. FRANZ-JOSEF KRAMER Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie Venusberg – Campus 1, Haus 11, 2. OG, 53127 Bonn Foto: privat 88 | ZAHNMEDIZIN
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