Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 111, Nr. 19, 1.10.2021, (1866) DGAZ-JAHRESTAGUNG IN BERLIN Mehr Aufmerksamkeit für die Alterszahnmedizin Am 11. September fand die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Alterszahnmedizin (DGAZ) unter dem Tagungstitel „Herausforderungen und Ziele neu bewerten” in Berlin statt. In Präsenz! Inhaltlich sensibilisierten die Referenten die Kollegen unter anderem noch einmal für den kommenden Expertenstandard zur Mundgesundheit in der Pflege und die parodontale Behandlung bei den vulnerablen Patienten. N achdem im vergangenen Jahr die Veranstaltung aufgrund der Pandemie abgesagt werden musste, fand sie in diesem Jahr end- lich wieder in Präsenz statt und das freute die Präsidentin der DGAZ, Prof. Dr. Ina Nitschke, ganz besonders. Bei der 30. Jahrestagung der DGAZ wurde die gesellschaftspolitische Bedeutung der Alterszahnmedizin gewürdigt. Die DGAZ besteht bereits seit 31 Jahren. Seit 2006 wächst ihre Mitgliederzahl. Es gibt viel zu tun – darüber waren sich die Teilnehmer einig. Die Alterszahnmedizin wächst, nicht zuletzt, weil ihre Patienten immer äl- ter werden. Sind diese multimorbide und nehmen deshalb viele verschie- dene Präparate, muss das vor einer zahnärztlichen Behandlung abgeklärt sein. Auf die abnehmende Mobilität und zum Teil auch Kommunikations- fähigkeit der Senioren müssen die Zahnmediziner reagieren. Das ist den Initiatoren wichtig zu vermitteln, ohne dabei die Kollegen zu verschrecken. Das war auch dem Präsidenten der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Christoph Benz, bei der Begrüßungs- rede ein wichtiges Anliegen. Er be- tonte, dass neben aller Prävention die Versorgung der älteren Patienten und der Erhalt ihrer Mundgesundheit enorm wichtig seien. Mit dem demo- grafischen Wandel stiegen auch die Herausforderungen an die Alterszahn- medizin. Der Bereich brauche „mehr Selbstvertrauen als bislang“, so Benz. Als kurzen thematischen Disclaimer bedankte er sich noch einmal bei den Zahnärzten für die gute und sichere Arbeit in der Pandemie-Zeit: „Hätten alle Deutschen in der Zahnmedizin gearbeitet, wäre das Land sicher ge- wesen“, betonte er augenzwinkernd – und deutete damit auf den hohen Hygienestandard in den Praxen hin. „Wir sind der sicherste Arbeitsplatz gewesen”, fügte er hinzu und rechnete vor, dass es in Zahnarztpraxen nur 35 gemeldete Corona-Fälle pro 100.000 Berufsangehörige gab im vergange- nen Pandemie-Jahr. Damit verzeich- neten die Zahnärzte mit Abstand die wenigsten Infektionsfälle. Nitschke und der Landesbeauftragte der DGAZ Baden-Württemberg, Dr. Elmar Ludwig, führten aus, was auf die Alterszahnmedizin zukommt. Da- bei ging es vor allem um die laufende Evaluation des Expertenstandards zur Mundgesundheit in der Pflege, der im nächsten Jahr herausgegeben wer- den soll. Zum ersten Mal wird darin beschrieben, wie die Mundhygiene in den Einrichtungen umgesetzt werden muss, um weiteren Erkrankungen, etwa einer Lungenentzündung, aktiv vorzubeugen. Ludwig, der sich seit vielen Jahren für die Alterszahnmedi- zin in der Praxis und der Pflege ein- setzt, betonte: „Das Thema hat noch nicht die Aufmerksamkeit, die wir uns wünschen.“ Immer wieder finde er katastrophale Zustände bei der Mundhygiene von pflegebedürftigen Senioren vor. „Das ist ein Einfallstor für Krankheits- erreger und kann schwere Infekte bei den Patienten auslösen!“ Im Hinblick auf ein ergonomisches Arbeiten und die Vermeidung von Aspiration hät- ten sowohl zahnärztliche Experten als auch Spezialisten der Berufsgenos- senschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) in enger Ab- stimmung über Monate die wichtigen Kriterien herausgearbeitet. Daraus ist ein Erklärfilm entstanden (siehe QR- Code zum Videoclip). Der Saal war ausbelegt: Gut 100 Teilnehmer kamen zur Jahrestagung – geimpft und getestet. BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz, auch Vizepräsident der DGAZ, dankte der Zahnärzteschaft noch einmal für die „sehr gute Arbeit“ unter Pandemie-Bedingungen im „Panik-Jahr 2020“. Foto: DGAZ Foto: zm_LL 92 | ZAHNMEDIZIN

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