Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 111, Nr. 20, 16.10.2021, (1907) Der Präsident des Verbands Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI), Do- minik Kruchen, verwies in einem Interview darauf, dass Portal-Anbieter als Partner fungieren, aber zugleich wertvolle therapiebezogene Daten sammeln und damit auf vielfältige Weise mit zahntechnischen Labors oder Fräszentren konkurrieren [Zahn- technik Magazin, 2021]. Ähnliches lässt sich auch für die Praxis sagen, zum Beispiel beim Thema Aligner. Dentales Big Data wird bereits für KI- gestützte diagnostische und thera- peutische Lösungen genutzt, mehr dazu weiter unten. Zurück zu „einfachen“ Restauratio- nen: In Köln waren unter anderem die mit Exocad kompatiblen Systeme von Amann Girrbach (Chairside- und andere CAD/CAM-Lösungen), Voco (Materialien für Fräs- und Druck- anwendungen) und Zebris Medical (Funktionsdiagnostik) zu sehen. Pro- bleme scheint es allgemein noch bei der korrekten okklusalen Gestaltung von Restaurationen zu geben. Vor al- lem funktionsorientierte Kolleginnen und Kollegen verweisen darauf, dass die mit CAD/CAM-Systemen erziel- bare Morphologie – trotz Big-Data- basierter Anatomiestudien – nicht dem analog erzielbaren Standard entspricht. Auch in diesem Zusammenhang könnten in den nächsten Jahren „ge- druckte“ temporäre und definitive Restaurationen und andere Hilfs- mittel an Bedeutung gewinnen [Güth et al., 2021]. Ein Vorteil additiver Ver- fahren ist neben den im Vergleich zu CAD/CAM-Schleif- oder Fräsgeräten feineren Strukturen die nach Anbieter- informationen höhere Geschwindig- keit, mit der zum Beispiel Kronen chairside in 15 Minuten hergestellt werden könnten. Hintergrund seien auch Weiterentwicklungen von Pla- nungs- und Drucksoftware und in der Fertigung, einschließlich leichterer Entfernung von Stützstrukturen (Formlabs). Entsprechend zahlreich waren in Köln die Aussteller in diesem Bereich. Beim seit Kurzem druckfähigen Lithi- umdisilikat ist die minimal mögliche Schichtdicke laut Anbieter um die Hälfte geringer als bei gepressten oder gefrästen Restaurationen aus dem ke- ramischen Werkstoff (Lithoz, Abbil- dung 2). Erste Fallstudien der Charité Berlin fielen positiv aus, klinische Studienergebnisse fehlen noch. Eine Rolle dürfte auch die für ausreichende Biegefestigkeit notwendige Schicht- dicke spielen. Direkt druckbar sind jetzt nach Her- stellerinformationen auch Aligner (Ray Medical, Graphy). Dies könnte den aufwendigen Modelldruck für das Thermoforming erübrigen und die Herstellung preisgünstiger machen. Eine Studie aus dem vergangenen Jahr kommt noch zu dem Ergebnis, dass die resultierenden, zu dicken Schichten den klinischen Nutzen in- frage stellen [Edelmann et al., 2020]. Auch in anderen Bereichen verweisen Anwender auf Qualitätsprobleme, zum Beispiel bei der Belastbarkeit von Abformlöffelgriffen, wenn Polyether verwendet wird. CHAIRSIDE IN ALLER MUNDE? Eine Reihe neuer Produkte wurde laut Anbietern für die Chairside-Anwen- dung optimiert und soll damit zu grö- ßeren Indikationsbereichen und kürze- ren Fertigungszeiten führen. So muss ein Lithiumdisilikat-Blockma- Foto: Jan H. Koch Abb. 1: Produkte für die digital gestützte Chairside-Versorgung („single visit dentistry“) sind nach Anbieterinformationen in den vergangenen Jahren zunehmend gefragt. Foto: Lithoz Abb. 2: Neu ist die Möglichkeit, Lithiumdisilikat zu drucken, zum Beispiel für Veneers oder eine minimal-invasive Bisshebung („Table Tops“). Abb. 3: Für zahn- und implantatgetragene Kronen und bis zu 14-gliedrige Brücken stehen Zirkonoxid-Disks mit abgestufter Biegefestigkeit und Transluzenz zur Verfügung. Foto: Shofu PRAXIS | 13
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=