Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 111, Nr. 20, 16.10.2021, (1920) WELCHE GRÜNDE KÖNNEN DAZU GEFÜHRT HABEN? Es kann bei aller Sorgfalt vorkommen, dass sich kleine Teile bei der Behand- lung lösen und aspiriert werden. HÄTTE MAN DAS EREIGNIS VERHINDERN KÖNNEN? Kleine Restaurationen sind mit der Hand und Gummihandschuhen so schwer zu halten, dass es sich bei der Befestigung einer Gold- oder Kera- mikfüllung empfiehlt – insbesondere wenn es sich um eine zentrale Res- tauration handelt – diese an einem kleinen zu diesem Zweck käuflichen Stick (oder Spatel) mit Klebewachs zu befestigen. Eine kurze Einprobe lässt noch einmal die genaue Einbring- haltung üben, um dann erst das Be- festigungsmaterial aufzutragen. Auch die Verwendung von Kofferdam, was sich in der Endodontie bereits etab- liert hat, kommt gegebenenfalls er- gänzend in Betracht. KOMMENTIERUNG Der geschilderte Fall verdeutlicht die Notwendigkeit eines funktionieren- den Notfallmanagements als Teil des praxisinternen Qualitätsmanage- ments. Bei der für jede Praxis spezifisch vorzunehmenden Risiko- bewertung im Rahmen des Risiko- managements sollte das Notfall- management auf die jeweilige Praxis und ihre Schwerpunkte individuell zugeschnitten werden (siehe die Käs- ten Risikomanagement und Risiko- profil). Zweck des Notfallmanagements ist es, Sicherheit für Patienten und Mit- arbeiter zu schaffen und auf plötzlich eintretende Notfallsituationen adä- quat reagieren zu können. Hilfreich sind insgesamt klare, allen im Team bekannte Regelungen zur schnellen Notfallerkennung und -ver- sorgung sowie regelmäßige interne und externe Schulungen beziehungs- weise Fortbildungen. Darüber hinaus ist je nach Patienten- und Leistungs- spektrum eine entsprechende Not- fallausstattung und -kompetenz, die durch regelmäßiges Notfall- training aktualisiert werden sollte, unabdingbar (siehe Kasten Notfall- management). Nach den einschlägigen Leitlinien sollen Zahnärzte und Zahnärztinnen einmal jährlich in der Erkennung und Bewältigung von medizinischen Notfällen einschließlich der Durch- führung von CPR (kardiopulmonale Reanimation), inklusive Grundlagen des Atemwegsmanagements und Ver- wendung eines AED (automatisierter externer Defibrillator), praktisch ge- schult werden. Das Luftwegemanagement und die Telefonreanimation wurden im vor- liegenden Fall bereits berücksichtigt und haben dem Patienten vermutlich das Leben gerettet. Insbesondere die Telefonanimation ist heute ein we- sentlicher Faktor für lebensrettende Maßnahmen. Diese sind auch in den Leitlinien auf der empfehlenswerten Plattform des Deutschen Rats für Wiederbelebung German Resuscita- tion Council (GRC) einzusehen: \ https://www.grc-org.de/ueber-uns/ aktuelles \ https://www.grc-org.de/wissen schaft/leitlinien Dort finden sich auch Handlungs- empfehlungen bei Verschluss der Atemwege durch Fremdkörper: 1. Aufforderung zum Husten, wenn der Patient bei Bewusstsein ist und dies kann, um so durch ho- hen Atemwegsdruck den Fremd- körper ausstoßen zu lassen. 2. Ist das Husten wirkungslos, ver- abreicht man bis zu fünf Rücken- schläge zwischen die Schulterblät- ter des vorgebeugten Patienten. 3. Sind die Rückenschläge wirkungs- los, gibt man bis zu fünf Ober- bauchstöße durch Kompression des Oberbauchs (Heimlich-Hand- griff), indem man hinter dem KLINISCHES RISIKOPROFIL ERSTELLEN Nur die Risiken die man kennt, kann man managen: \ Risiken von Praxisstruktur, -ausstattung und Patientenklientel \ Risiko des Behandlungseingriffs \ Notfallrisiko \ Infektionsrisiko Quelle: KZBV QM-INSTRUMENT NOTFALLMANAGEMENT \ Zweck - Sicherheit für Patienten und Mitarbeiter schaffen \ Mittel - klare Regelungen zur Notfallerkennung - klare Regeln zur Notfallversorgung - regelmäßiges Notfalltraining des Praxisteams - Notfallausstattung und -kompetenz in der Praxis vorhalten Quelle: KZBV 26 | ZAHNMEDIZIN
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