Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 111, Nr. 20, 16.10.2021, (1926) „Zur Konzeptentwicklung unseres Zahnmobils gehörte auch, die zu erwartenden Schwierigkeiten durchzugehen“, erklärt Blum. „Der Mehraufwand, die Ausrüstung und natürlich die innere Bereitschaft, das Projekt – selbst wenn es anstrengend wird – durchzuziehen. Schnell war klar, dass wir aufgrund der vielen geistigen und körper- lichen – und damit kooperativen – Einschränkungen der Patienten, eine mobile Versorgung benötigen, die auf diese Bedürfnisse ausgerichtet und überall einsetzbar ist.“ Das Zahnmobil musste also auch den Raum für eine intensive Sedierung und Narkoseführung sowie eine geregelte Aufwachzone bieten. Ebenso musste eine mobile Röntgenlösung gefunden werden, die bis dato nicht zugelassen war. Über acht Mo- nate habe sich die Planungs- und Genehmigungsphase für ein tragfähiges Konzept hingezogen, berichtet Blum. Dann nahm der Plan endlich Gestalt an: In einem 7,5 mal 2,2 Meter großen Abrollcontainer, der auf einem 26-Tonnen-LKW thronen sollte, wurde eine vollwertige Behandlungs- und OP-Einrichtung inklusive Narkose- arbeitsplatz und Aufwachzone gebaut. Im März 2019 war es dann soweit: Das Team konnte endlich mit den Ein- sätzen beginnen. AUCH DIE PANDEMIE KONNTE SIE NICHT AUSBREMSEN Im ersten Jahr von Anfang 2019 bis zum Pandemiebeginn 2020 wurden so 37 Einsätze durchgeführt mit einem Honorarumsatz von 127.000 Euro. Rund 1.000 weitere Patienten wurden untersucht, befundet und beraten. „Mit der Corona-Pandemie kam es dann kurzzeitig zum Stocken der Einsätze mit dem LKW, da keine Einrichtung eine größere Ansammlung und eine Begegnung von Patienten untereinander wollte,“ erzählt Blum aus der Krisenzeit. Das Team reagierte: „Also stellten wir das Konzept um und begannen mit einem nochmals gerätetechnisch ver- kleinerten, aber inhaltlich gleichen vollumfänglichen Konzept Heim für Heim jeweils ein bis drei Patienten in Form einer Rundtour zu versorgen.“ Dabei wurde von der PZR über die Extraktion in tiefer Sedierung bis hin zur Implantation jede gewünschte und nötige Leistung erbracht. Mit dem Abflachen des Infektionsgeschehens und dem Zugewinn an Erkenntnissen konnten im Herbst 2020 auch wieder große Versorgungen an Heimen erfol- gen. Somit bestand die „rollende Versorgung“ ab Oktober 2020 aus LKW-Einsatztagen vor Heimen und aus ein- mal wöchentlichen Hausbesuchen für häuslich gepflegte Menschen mit dem Praxisauto. „UNSER RADIUS IST INZWISCHEN AUF 80 KILOMETER ANGEWACHSEN“ Von März 2020 bis März 2021 wurden so 67 Einsätze er- folgreich durchgeführt, über 2.200 Patienten gesichtet, behandelt und vor Ort versorgt – und über 205.000 Euro Honorar erwirtschaftet. „Unser operativer Radius ist inzwischen auf 80 Kilometer gewachsen, wir betreuen rund 16 Einrichtungen.“ Und so wird der Aufwand rentabel: „Während in meiner Praxis die Patienten er- warten, dass ich mich vor und nach der Behandlung umfassend kümmere, geht das bei unseren mobilen Ein- sätzen viel schneller. Meine Mitarbeiter planen und organisieren den Ablauf, übernehmen größtenteils die Aufklärung, so dass wir Behandelnde uns so ganz auf den operativen Teil konzentrieren können. Durch Struk- turieren und Delegieren sind so mehr Einsätze möglich“, erklärt der Zahnarzt. Im besten Fall lässt sich so der Kontroll- und Behandlungszyklus von drei Monaten ein- halten. Blum skizziert den Ablauf: „Wenn wir mit einer Einrichtung in Kooperation gehen, händigt diese uns die Dokumente zu Medikamenten, Anamnese und Diagnose aus. Dann fahren wir raus in die Einrichtungen und machen eine Triage vor Ort. Hier wird der Behandlungs- bedarf festgestellt und für die Einwilligung an die Be- treuung zurückkommuniziert. Dann planen wir unseren Einsatz mit Nachkontrollen und Neupatienten, bevor wir erneut rausfahren, um zu behandeln.“ Mit dem Zahnmobil besuchen Dr. Blum und sein Team auch Senioren in Einrichtungen. Behandlungsbereich im Zahnmobil-LKW: Rettungsdiensttrage mit Anästhesiearbeitsplatz für Sedierungen und Narkosen 32 | GESELLSCHAFT

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