Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
Insbesondere ist es nicht selten, dass der betroffene Zahn nicht ordnungs- mässig hervorgetreten, dass er irgend- wo in der Tiefe des Knochens liegen geblieben und dass die von ihm aus- gehende Knochengeschwulst daher im Knochen mehr oder weniger ein- geschlossen ist. Solche Osteome von retinirten Zähnen haben begreiflicher- weise mit Enostosen eine grosse Aehn- lichkeit“ [Virchow, R.: Vorlesungen über Pathologie!, 3. Band: Onkologie, 2. Teil, Berlin 1864/65, S. 53]. VON BISMARCK ZUM DUELL HERAUSGEFORDERT Als beim preußischen Kronprinzen 1887 der Verdacht auf Kehlkopfkrebs bestand, wurde Virchow zurate gezo- gen, um die Gewebeprobe zu unter- suchen. Kronprinzessin Victoria hatte zuvor den britischen Arzt Morell Mackenzie (1837–1892) zur Beurtei- lung hinzugezogen, der keine bös- artige Krebserkrankung vermutete. Als Virchow, die Koryphäe auf dem Feld der Zellpathologie, – fälsch- licherweise wie sich später heraus- stellte – keine Anzeichen einer Bös- artigkeit entdeckte, fühlte sich der Brite bestätigt und nahm zunächst keinen chirurgischen Eingriff vor. Ob bei einer anderen Entscheidung der Kronprinz länger hätte leben können, muss angesichts der damaligen thera- peutischen Möglichkeiten bezweifelt werden. Durch das beherzte Eingrei- fen des jungen Chirurgen Friedrich Gustav Bramann (1864–1913), Assis- tent des berühmten Chirurgen Ernst von Bergmann (1836–1907), konnte Friedrich III. durch einen Luftröhren- schnitt am 9. Februar 1888 zunächst vor dem Erstickungstod bewahrt werden und seinem Vater, Kaiser Wilhelm I., für 99 Tage auf den deutschen Thron nachfolgen. Kronprinz Friedrich auf dem Hofball 1878 Foto: Anton von Werner, Alte Nationalgalerie Berlin
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