Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 111, Nr. 20, 16.10.2021, (1955) tomografie (MRT) des Gesichts- schädels veranlasst (Abbildung 2). Hier konnte eine Raumforderung im rechten Kiefergelenk nachgewiesen werden. Ergänzend wurde daraufhin eine CT-Untersuchung (Abbildung 3) durchgeführt, die einen im Durch- messer 31 mm großen Tumor mit De- struktion des rechten Capitulums zeigte. Konsekutiv erfolgte eine Biopsie der Raumforderung über einen prä- aurikulären Zugang in Intubations- narkose (ITN) (Abbildung 4). In der histopathologischen Beurteilung er- gab sich die Diagnose eines teno- synovialen Riesenzelltumors vom diffusen Typ (TSRZT) (Abbildung 5). Nach interdisziplinärer Diskussion erfolgte im Rahmen einer zweiten Operation die Tumorresektion mit Synovektomie, Resektion des Diskus articularis und Capitulum mandibu- lae rechts in ITN (Abbildung 6). In der postoperativen Bildgebung mittels digitaler Volumentomografie (DVT) zeigte sich eine vollständige Resektion des befallenen Bereichs. Postoperativ wurde der Patient mittels intraoraler Elastics über IMF-Schrau- ben für 3,5 Monate nachbehandelt, wodurch sich die initiale Okklusions- beeinträchtigung besserte. DISKUSSION Der tenosynoviale Riesenzelltumor (TSRZT) ist eine meist gutartige tumorähnliche Läsion, die ihren Ausgang in der Synovialmembran von großen und kleinen Gelenken, Schleimbeuteln oder Sehnen nimmt und sich durch eine proliferative Veränderung auszeichnet [Jendrissek et al., 2016; Verspoor et al., 2018]. Die erste histologische Beschreibung der TSRZT wird Jaffé und seinem Team zugeordnet, die 1941 aufgrund der makroskopischen Erscheinung den insbesondere im deutschsprachigen Raum gängigen Begriff der „pigmen- tierten villonodulären Synovialitis“ (PVNS) prägten [Jendrissek et al., 2016; Wang et al., 2020]. Die aktuelle Bezeichnung des tenosynovialen Rie- senzelltumors unterscheidet zwischen einem diffusen und einem lokalisier- ten Typ [Verspoor et al., 2018; WHO, 2002]. In der Mehrheit der Fälle manifestiert sich diese Erkrankung am Knie (> 80 Prozent), in selteneren Fällen im Hüft- oder Schultergelenk. Seit der Erstbeschreibung des Befunds im Kiefergelenk 1973 durch Lapayowker et al. wurden weltweite mehr als 100 Fälle am Temporomandibulargelenk beschrieben [Wang et al., 2020; Lapayowker et al., 1973]. Das Durch- schnittsalter dieser Patienten lag bei 45 Jahren mit einer Tendenz zu einer höheren Inzidenz bei Männern. Auf- grund der Seltenheit der Manifesta- tion im Kiefergelenk variieren die Geschlechterverhältnisse in den ver- schiedenen Untersuchungen, so dass sich bisher keine klare Geschlechter- tendenz für die Manifestation am Kiefergelenk erkennen lässt [Jendris- sek et al., 2016; Wang et al., 2020; Wang et al., 2019]. Während der lokalisierte Typ nur einen Teil der Synovia befällt und sich durch einen gut umschriebenen Knoten kennzeichnet, umfasst der diffuse Typ einen großen Teil oder Abb. 2: Darstellung des Tumors (weißer Pfeil) in der MRT (links coronal, rechts axial, T1-Wichtung) Quelle: Klinik für Radiologie, Campus Virchow- Klinikum, Charité-Universitätsmedizin Berlin Abb. 3: CT-grafische Darstellung der Osteolyse in sagittaler (links), axialer (oben rechts) und koronaler (unten rechts) Sicht DR. MED. DR. MED. DENT. JAN VOß Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie, Campus Virchow-Klinikum, Charité – Universitätsmedizin Berlin Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin und Berlin Institute of Health (BIH) Anna-Louisa-Karsch-Str. 2, 10178 Berlin Foto: Franz Hafner Quelle: Klinik für Radiologie, Campus Virchow- Klinikum, Charité-Universitätsmedizin Berlin ZAHNMEDIZIN | 61

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