Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 111, Nr. 20, 16.10.2021, (1956) die gesamte Synovialmembran des betroffenen Gelenks und häufig um- liegende Strukturen. Circa 90 Prozent der Tumore werden dem diffusen Typ zugeordnet. Da die histopathologische Unter- scheidung der beiden Typen nur ein- geschränkt möglich ist, erlangt die radiologische Differenzierung auf- grund höherer Rezidivraten des dif- fusen Typs eine besondere Relevanz [Verspoor et al., 2018]. Während in größeren Gelenken Rezidivraten von über 50 Prozent beschrieben werden, liegt die Rate im Kiefergelenk bei circa 15 Prozent. Einzelne Fallserien berichten jedoch über Rezidivraten bis zu 30 Prozent [Safaee et al., 2015]. Die Ätiologie der Erkrankung ist bis heute ungeklärt. Teilweise berichten Patienten von einem Trauma des ent- sprechenden Gelenks. Neben Frakturen kommen als Traumamechanismen auch Diskusverlagerungen (mit oder ohne Reposition) oder Kieferluxa- tionen infrage. Manche Autoren sehen einen Zusammenhang mit chronischen Entzündungen und dis- kutieren toxisch allergische Genesen [Jendrissek et al., 2016; Wang et al., 2019]. Andere Autoren betrachten den TSRZT als tumorartige Erkran- kung mit geringem Metastasierungs- potenzial. Bösartige Formen mit Me- tastasen sind eine absolute Selten- heit. Lediglich einer der 30 weltweit beschriebenen Fälle einer malignen TSRZT betraf das Kiefergelenk. In diesem Fall zeigten sich Lungen- metastasen [Yoon et al., 2011]. Typischerweise zeigt sich bei allen Entitäten des TSRZT klinisch am be- troffenen Gelenk eine druckdolente Schwellung. Insbesondere bei Befall des Kiefergelenks manifestiert sich diese nicht selten präaurikulär, wie im vorliegenden Fall. Zudem ist die auch bei diesem Patienten beschriebene Mundöffnungseinschränkung nicht untypisch und ein häufiges Symptom im Fall eines TSRZT des Kiefergelenks [Verspoor et al., 2018]. Häufig finden sich weitere Symptome wie Schwer- hörigkeit oder Tinnitus. Diese unspezifischen Symptome machen die Diagnose oft heraus- fordernd. Auch die zahnärztliche Bildgebung zeigt meist, wie in diesem Fall, nur unspezifische und keine wegweisenden Veränderungen. Die weiterführende Diagnostik sollte eine MRT und/oder CT umfassen. Hier zeigen sich häufig degenerative Ver- änderungen oder zystische Läsionen im angrenzenden Knochen, wobei aufgrund der Seltenheit der Erkran- kung eine klassische bildmorpholo- gische Charakteristik bisher nicht DR. MED. DR. MED. DENT. FELIX FRÖHLICH Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie, Campus Virchow-Klinikum, Charité – Universitätsmedizin Berlin Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin felix-aslan.froehlich@charite.de Foto: Franz Hafner DR. MED. ARMIN JAROSCH Charité Universitätsmedizin Berlin Institut für Pathologie, Campus Mitte Charitéplatz 1, 10117 Berlin Foto: Christoph Weber Foto: Franz Hafner Abb. 4: Intraoperative klinische Präsentation nach präaurikulärer Schnittführung Quelle: Institut für Pathologie, Campus Mitte, Charité-Universitätsmedizin Berlin Abb. 5: Histomorphologie der initialen Biopsie: Der Tumor besteht aus mononukleären Zellen sowie osteoklastenartigen Riesenzellen. Innerhalb des Zytoplasmas der mononukleären Zellen zeigt sich das typische Hämosiderinpigment, HE, 200-fache Vergrößerung. PROF. DR. MED. DR. MED. DENT. MAX HEILAND Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin and Berlin Institute of Health, Campus Virchow-Klinikum Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin Foto: Franz Hafner 62 | ZAHNMEDIZIN
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