Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 111, Nr. 20, 16.10.2021, (1979) nearly impossible for most assimi- lated Viennese with Jewish origins researchers to be granted a regular position in Vienna, meaning that Orbán’s work situation was no ex- ception“ [Bergmann/Groß, 2020]). DIE AUSWANDERUNG KAM DEM SCHICKSAL ZUVOR So führte Orbán parallel zur univer- sitären Tätigkeit eine Privatpraxis in Wien. Trotz der erschwerten Bedin- gungen gelang es ihm, sich im Februar 1935 für das Fach Zahnheilkunde zu habilitieren (Abb. 2). 1937 entschloss er sich jedoch zur Auswanderung in die USA und traf diesbezüglich „mit Arthur Black, dem Dekan der North- western Universität ein Arrangement zur sicheren Ausreise für sich und seine Familie“ [Djafari, 2003]. Orbán kam damit dem Schicksal vieler jüdischer Kollegen zuvor, die nach dem „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland (1938) – und im Deutschen Reich bereits seit der Machtübernahme durch die Natio- nalsozialisten (1933) – zwangsweise emigrierten, ohne eine konkrete berufliche Perspektive zu haben [Groß, 2018; Groß et al., 2018; Groß, 2019; Groß/Krischel, 2020]. Orbán dagegen konnte seine Ausreise noch sorgfältig planen: Er stellte Ende 1937 an der Universität Wien einen Antrag auf Beurlaubung (Abb. 3). Derweil besorgte Dekan Arthur Black (1870–1937) dem Ehepaar Orbán und seinem erstgeborenen Sohn ein Ein- reisevisum und er vermittelte Orbán darüber hinaus eine Anstellung sowie einen Studienplatz an der Northwes- tern University in Chicago/Illinois. Arthur Black war der Sohn von Greene Vardiman Black (1836–1915), dem berühmten Namensgeber der „Black‘schen Regeln“ für die Kavi- tätenpräparation. Im Januar 1938 begann Orbán so- dann eine Teilzeittätigkeit als Assis- tant Professor für Pathologie an der Dental School der Northwestern Uni- versity. Zudem schrieb er sich erneut für das Studienfach Zahnheilkunde ein, um den US-amerikanischen Ab- schluss und die Berechtigung zur Er- öffnung einer zahnärztlichen Praxis zu erlangen. Besagte Studien schloss er noch 1938 mit dem Doctor of Dental Surgery (D.D.S.) ab. In der Folgezeit führte Orbán neben seiner Tätigkeit als Assistant Professor eine Privatpraxis in Chicago. 1940 wurde er dann am Chicago Col- lege of Dental Surgery der Loyola Universität zum Professor of Dental Pathology and Research in Histo- pathology berufen. Er kehrte damit nach über zehn Jahren an die Ein- richtung zurück, an der er einst vorübergehend die Professur für Histologie und Pathologie bekleidet hatte, und übernahm die Position von Rudolf Kronfeld (1901–1940), der sich zuvor aufgrund einer schwer- wiegenden Erkrankung das Leben genommen hatte [Reinecke et al., 2019]. Außerdem wurde ihm die Lei- tung der Wissenschaftsabteilung der „Loyola Dental School“ übertragen. Seine Privatpraxis in Chicago führte er parallel weiter. 1946 wurde er dann Director of Research der Colorado Dental Foun- dation in Colorado Springs, 1947 erfolgte seine Ernennung zum Re- search Fellow des College of Den- tistry der University of Illinois in Chicago und 1948 wurde er ebenda zum Professor of Periodontics be- rufen. Somit hatte Orbán zeitweise Affiliationen in Chicago und in Den- ver. Seine Praxistätigkeit behielt er ebenfalls bei, was deutlich macht, welch enormes Arbeitspensum Orbán in dieser Zeitphase bewältigte. NOCH EIN HERZINFARKT UND ES WAR AUS Doch leider währte sein Leben nur kurz: Er verstarb am 1. Juni 1960 mit 61 Jahren plötzlich und unerwartet in Chicago an den Folgen eines Herzinfarkts und wurde in Colorado Springs begraben. Zu diesem Zeit- punkt bereitete er gerade eine Tagungsteilnahme in Wien vor – diese sollte ihn nach 23-jähriger Ab- wesenheit erstmals wieder an seine alte Wirkungsstätte führen [Grohs, 1960]. Abb. 2: Bestätigung des „Urlaubsantrags“ von Orbán (1938) Foto: Archiv Universität Wien GESELLSCHAFT | 85
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