Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 111, Nr. 20, 16.10.2021, (1980) KARRIERE IM AUSLAND Deutschsprachige Zahnärzte und ihre Erfolge in der Emigration \ zm 15-16/2021: Hermann Becks \ zm 17/2021: Gertrud Harth \ zm 18/2021: Georg Hindels \ zm 19/2021: Hermann Prinz \ zm 20/2021: Bálint Orbán \ zm 21/2021: Fritz Benjamin \ zm 22/2021: Kurt Odenheimer \ zm 23-24/2021: Erwin Neu \ zm 1-2/2022: William Grossmann \ zm 3/2022: Max Oppenheim \ zm 4/2022: Rudolf Kronfeld \ zm 5/2022: Hans-Jacques Mamlok Foto: AdobeStock_dadanya / AdobeStock_Framestock / AdobeStock_Archivist / AdobeStock_Antonio Gravante / AdobeStock_Alliance Offenbar wusste Orbán um seine Herzkrankheit. Jedenfalls notierte sein Wiener Kollege Richard Grohs (1896–1966) in einem Nachruf: „In einem Brief vom 25. III. 60 schrieb er, wie sehr er sich auch schon freut, in Wien seine Freunde ‚ noch einmal‘ zu sehen. ‚ Man kann ja nie wissen! Noch ein Coronary [coronary = Herz- infarkt] und es ist aus‘“ [Grohs, 1960]. Orbán war in seinen letzten Jahren neben seiner Forschungstätigkeit mit seinem zweiten Sohn, dem Zahnarzt James („Jim“) Orbán, in einer Ge- meinschaftspraxis tätig gewesen. Auch Orbáns ältester Sohn Thomas Richard („Tom“) hatte in den USA den Zahnarztberuf ergriffen [Grohs, 1959]. Dem oben referierten Lebenslauf lässt sich bereits entnehmen, dass Orbán in den USA eine erfolgreiche wissen- schaftliche Karriere gelang. Doch worin genau bestand sein internatio- naler Beitrag zur Zahnheilkunde und wie sind seine fachlichen Beiträge rückblickend einzuordnen? DER NIMBUS DER „WIENER SCHULE“ Initial profitierte Orbán vom Nimbus der „Wiener Schule“ um Bernhard Gottlieb. Zusammen mit seinem Mentor Gottlieb schuf er in Wien we- sentliche Grundlagen der modernen orodentalen Pathologie. Eine Mono- grafie von Gottlieb und Orbán mit dem Titel „Biology and Pathology of the Tooth and its Supporting Me- chanism“ fasste 1938 – also unmittel- bar nach Orbáns Emigration – die Er- gebnisse ihrer Forschung zusammen und enthielt zudem die wesentlichen Publikationen der „Wiener Schule“ bis 1935 [Gottlieb/Orbán, 1938]. Orbáns histopathologischen Beiträge der 1930er- und 1940er-Jahre lie- ferten weitere Grundlagen für die Etablierung und Konsolidierung des neuen Spezialfachs Parodontologie („the influence of Bálint Orbán estab- lished the histopathologic era of periodontology“) [Kerr, 1960]. Vor diesem Hintergrund war es keine Überraschung, dass Orbán 1948 in Chicago zum Professor für Parodon- tologie ernannt wurde. Seine Grundlagenforschungen wur- den 1952 in London mit dem renom- mierten internationalen Miller-Preis der Fédération Dentaire Internationa- le (FDI) gekrönt. Vor allem im ersten Band seines Werks „Oral Histology and Embryology“ (1944) hatte er wichtige Beiträge zur Struktur, Funk- tion, Klassifizierung und Nomen- klatur oraler Gewebe und zu ihren pathologischen Veränderungen er- 86 | GESELLSCHAFT
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