Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
arbeitet [Orbán, 1944]. Orbáns Weg- gefährte Harry Sicher (1889–1975) [Schunck/Gross, 2021] führte Orbáns Lehrbuch nach dessen Tod unter dem Titel „Orbán’s Oral Histology and Embryology“ fort [Sicher, 1962]; es erreichte bis 1980 – 20 Jahre nach Orbáns Tod – neun Auflagen [Bhaskar, 1980]. Auch Orbáns „Atlas of Clinical Pathology of the Oral Mucous Mem- brane” [Orbán, 1955/1960] wurde ab 1955 zu einem Standardwerk. Gleiches gilt für das Lehrbuch „Peri- odontics: a Concept – Theory and Practice“ (1958) [Orbán, 1958]. Auch die Neuauflagen von „Periodontics“ trugen noch bis Ende der 1988er- Jahre Orbáns Namen im Titel [Grant/Stern/Everett, 1979; Grant/ Stern/Listgarten, 1988]. ORBÁN-MESSER WERDEN BIS HEUTE VERKAUFT Darüber hinaus entwickelte er ein chirurgisches Besteck für die Paro- dontalbehandlung – unter anderem die „Orbán-Messer“ („Gingivektomie- Messer“) –, die bis heute vertrieben werden [Besenböck, 2003]. Er for- mulierte zudem Empfehlungen zur Mundhygiene und zur Therapie, die noch immer Gültigkeit haben. Ein weiteres Interesse Orbáns galt dem „Herdgeschehen“ und dem endodon- tischen Erhalt devitaler Zähne. Aufgrund dieser Expertise wurde er 1946 Herausgeber des „Journal of Endodontia“. Die Zeitschrift hatte zwar nur kurzzeitig Bestand, förderte jedoch die Herausbildung des jungen Spezialfachs Endodontologie und der betreffenden Fachgesellschaft. Hierzu vermerkten Kremenak und Squier: „In 1946, his career-long interest in promoting the preservation of non- vital teeth and in countering the impact of the focal infection scare led him to serve as editor of a new scholarly publication, the Journal of Endodontia. Although the journal survived through only three issues, its brief life heralded the appearance of the new specialty of endodontics and its association, founded in 1943“ [Kremenak/Squier, 1997]. Orbáns wissenschaftliches Werk wurde von Zeitgenossen und späte- ren Autoren mit Superlativen be- dacht. So verglichen Kerr et al. Orbáns Bedeutung für das Gebiet der Parodontopathie gar mit der Bedeutung William Oslers für die Innere Medizin und der Rolle Robert Kochs für die Bakteriologie: „Each of these individuals established a new plateau from which those who follo- wed could ascend to new heights“ [Kerr et al., 1960]. Kremenak und Squier wiederum kamen zu dem Ergebnis, dass Orbán von allen emigrierten Wissenschaftlern der „Wiener Schule“ die größte Karriere und die stärkste öffentliche Wahr- nehmung entfaltet habe. Dies führ- ten sie auch auf Orbáns perfekte (fremd)sprachliche Fertigkeiten zu- rück: „Orbán‘s fine training and his passion for research, combined with his excellent command of the English PROF. DR. DR. DR. DOMINIK GROß Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen Klinisches Ethik-Komitee des Universitätsklinikums Aachen MTI 2, Wendlingweg 2, 52074 Aachen dgross@ukaachen.de Foto: privat CYNTHIA BERGMANN Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen Wendlingweg 2, 52074 Aachen www.merkur-privatbank.de/exklusiv Exklusiv für Wertpapieranleger bis zu 2 % p.a. Angebot freibleibend. GESELLSCHAFT | 87
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