Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21
zm 111, Nr. 21, 1.11.2021, (2034) ABSEITS DER PRAXIS Dieser Zahnarzt ist auch Fischhändler Wenn Michael Enke an die Zeit vor fünf Jahren denkt, denkt er an Schmerzen. Starke gesundheitliche Probleme mit der Halswirbelsäule zwangen den Zahnarzt aus Offenbach damals, vorübergehend kürzerzutreten – verhalfen ihm aber auch zur Umsetzung einer schon vergessen geglaubten Geschäftsidee. 2017 gründete der Hobbyangler eine nachhaltige Aquakultur für Barramundi. Heute arbeitet Enke reduziert als Zahnarzt und verkauft parallel den angesagten australischen Speisefisch an die gehobene Gastronomie der Metropole Frankfurt. D ass er irgendwann Fischhändler würde, habe er sich „auf keinen Fall träumen lassen“. Die Kette von Ereignissen, die letztlich zur Gründung seiner nachhaltigen Aquakultur führten, gehörten eindeutig in die Kategorie „Dinge, die einem ohne Vorwarnung im Leben begegnen“. Ohne Ankündigung kam auch die Voll- bremsung für das Geschäft im März 2020. Aktuell ver- sucht sich Enke noch von dem Rückschlag zu erholen, der durch die Pandemie und die Infektionsschutzmaß- nahmen entstand. „Das war wie Lichtausschalten“, sagt er. Von einem Tag auf den nächsten brachen Absatz und Lieferketten weg. Der Betrieb ruhte monatelang. Jetzt be- finde sich alles wieder im Aufbau, erklärt der Zahnarzt, der den Speisefisch, der als „weißer Lachs“ gilt, bei einem Australien-Trip kennenlernte. Bei einer Rundreise durchs Land besuchte er damals eine Aquakultur mit angeschlossenem Restaurant – eine prä- gende kulinarische Erfahrung, die ihm Jahre später in der gesundheitsbedingten Arbeitspause in Erinnerung kam. Durch die räumliche Nähe zur Messestadt Frankfurt am Main mit seinen Hotels und Restaurants witterte Enke gute Rahmenbedingungen für ein leicht abgeändertes Geschäftsmodell in Deutschland. „Die Nähe zum Ver- braucher und die kurzen Lieferwege sind ein großer Vor- teil“, sagt er, „und der potenzielle Absatzmarkt in der Metropole Frankfurt ist groß genug.“ Die Aquakultur möglichst ökologisch aufzubauen, ist für Enke dabei mehr als nur ein zusätzliches Verkaufsargument. „Davon bin ich persönlich überzeugt.“ BARRAMUNDI FÜR DIE MESSESTADT Da die importierten Barramundi-Jungfische 28 Grad Cel- sius Wassertemperatur benötigen, um in zehn bis zwölf Monaten zur Schlachtreife von etwa einem Kilogramm zu wachsen, baute Enke seine Anlage in die ehemaligen Gewächshäuser einer Gärtnerei im Umland, 18 Kilometer von seiner Offenbacher Praxis entfernt. Dank der Glas- dächer ist es nur vier bis fünf Monate im Jahr nötig, über eine Holzschnitzelheizung das Wasser zu erwärmen. Beim Standort hatte der Zahnarzt einfach Glück. „Auf der Suche nach günstigen Räumlichkeiten kam mir zufällig das Gelände in Hainburg vor die Nase, wo schon einmal jemand versucht hatte, Fische zu züchten“, erinnert er sich. Letzteres habe er aber erst bei der Gewerbeanmeldung bemerkt. Heute mietet Enke knapp 800 Quadratmeter auf dem ins- gesamt zwei Hektar großen Gärtnereigelände, auf dem der Vermieter gezielt Start-ups mit ökologischen Konzepten Raum bietet. Besitzer der Fläche ist die Africa GreenTec AG, die mithilfe von Solarpanels auf Schiffscontainern Den nötigen Platz für seine zehn Fischbecken fand Enke in den Gewächs- häusern einer ehemaligen Gärtnerei. Alle Fotos: Enke 20 | GESELLSCHAFT
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