Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

Es tut sich was Ansonsten hoffe ich, dass mein Arbeitsleben noch lang genug ist, dass die Nennung des Geschlechts nach Wahlen irgendwann keinerlei Nachrichtenwert mehr hat. Ich bin da optimistisch. Wie gesagt, es tut sich was. Geschlechtsunterschiede macht auch eine aktuelle Analyse der Barmer aus. Die weiblichen Versicherten gingen auch im Pandemie-Jahr 2020 deutlich häufiger zur Zahnärztin oder zum Zahnarzt als die männlichen Versicherten. So waren 73 Prozent der weiblichen Barmer-Versicherten in einer Praxis, aber nur 65 Prozent der Männer. 2019 waren es 76 beziehungsweise 68 Prozent. Bis zum 15. Lebensjahr gibt es kaum Unterschiede, erst danach differenziert es sich aus, um sich dann bei den über 80-Jährigen wieder anzunähern. Die größten Unterschiede bei der Inanspruchnahme gibt es laut der Analyse in der Gruppe der 25- bis 39-Jährigen. Hier klafft eine Lücke von fast 15 Prozentpunkten. Die Zahlen sollten vielleicht ein Hinweis darauf sein, junge Männer besonders über die Notwendigkeit von regelmäßigen Zahnarztbesuchen aufzuklären. Offenbar wirkt der regel- mäßige Zahnarztbesuch nicht besonders viril. Also hier sollte sich auf jeden Fall auch etwas tun. Der Gang in die Praxis muss cooler werden. Viel Spaß bei der Lektüre Sascha Rudat Chefredakteur Die Kammerversammlung der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern hat für vier Jahre einen neuen Vorstand gewählt. Soweit demokratische Normalität in der zahnärztlichen Selbstverwaltung. Die Neuwahl im nordöstlichsten Bundesland ist aber in zweierlei Hinsicht eine Zäsur. Zum einen gibt Prof. Dr. Dietmar Oesterreich als erster und einziger Präsident der ZÄK Mecklenburg-Vorpommern nach 30 Jahren das Steuerrad weiter (wir haben ausführlich darüber berich- tet), zum anderen folgt ihm die in Rostock ansässige Oralchirurgin Stefanie Tiede an die Spitze der Kammer. Einen herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle. Sie ist damit neben Dr. Lea Laubenthal, die als Vorsitzende der Abteilung Zahnärzte (sic) der Ärztekammer des Saarlandes der dortigen Zahnärzteschaft vorsteht, die einzige Frau an der Spitze einer Landeszahnärztekammer. Nach der Wahl von Dr. Romy Ermler zur Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer im Juni ist die Zahl der weiblichen Mitglieder im BZÄK-Vorstand damit in diesem Jahr bereits von eins auf drei gestiegen. Nun kann man natürlich mit Fug und Recht sagen, dass diese Quote immer noch kein Ruhmesblatt der Geschlechtergerechtigkeit ist und die Lebenswirklichkeit der Zahnärzteschaft im Land bei Weitem nicht adäquat abdeckt. Alles richtig. Aber es zeigt auch, dass sich in der zahnärztlichen Selbstverwaltung etwas bewegt – und zwar auch ohne feste Quote. Aber entscheidend sind ja nicht nur die Spitzenpositionen, sondern vor allem in der Breite der Gremien, also in den Vorständen, den Kammer- und Vertreterversammlungen sowie in den Ausschüssen und Arbeitskreisen muss noch mehr passieren. Die Möglichkeiten zur Partizipation müssen so attraktiv sein, dass die Mitarbeit unabhängig von Geschlecht und Alter lohnenswert erscheint. Denn es gibt ja nicht nur das Problem der Geschlechtergerechtigkeit, sondern auch das der Überalterung. Auch in dieser Hin- sicht bilden viele Gremien nicht die Versorgungswirklich- keit im Land ab. An dieser Stelle sei angemerkt, dass Los- lassen auch eine Tugend ist. Denn wenn Posten nicht freigemacht werden, besteht wenig Möglichkeit zum Wandel. Ansonsten sollte es idealtypisch natürlich so sein, dass die am besten geeigneten Personen bestimmte Positionen besetzen. Dass die Realität oft etwas anders aussieht und politische Erwägungen eine nicht unerhebliche Rolle spielen, ist aber kein Geheimnis. Den Zahnärztinnen mehr Gewicht geben will auch Dentista – Verband der ZahnÄrztinnen (sic). Hier gibt es ebenfalls einen Wechsel zu vermelden. Die Jenaer Kinderzahnärztin Dr. Rebecca Otto wurde einstimmig zur Nachfolgerin von Dr. Susanne Fath als Präsidentin gewählt. Auch hier einen herzlichen Glückwunsch. Foto: Lopata/axentis EDITORIAL | 03

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