Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 111, Nr. 21, 1.11.2021, (2044) und nicht-notwendige Zahnmedizin sei obsolet: „Zahnmedizin ist unteil- bar“, sagte er. Dr. Florian Reuther, Direktor des Ver- bands der Privaten Krankenversiche- rung (PKV), sprach mit Blick auf die Regierungsbildung von einem mög- lichen Richtungswandel. Er hob das gemeinsame Interesse an einem frei- heitlich organisierten dualen Gesund- heitswesen hervor und wehrte sich gegen eine Einheitsversicherung. FVDZ WILL DEN WANDEL BEGLEITEN In seinem Bericht an die Delegierten wies Schrader auf den fundamentalen Wandel hin, in dem sich der Berufs- stand befinde. Das zeige sich nicht nur in der zunehmenden Anzahl von Kolleginnen, sondern etwa auch bei den vielfältigen Möglichkeiten zur Berufsausübung. Diese beträfen nicht nur fachlich Aspekte – wie etwa die Digitalisierung –, sondern auch die Option, sowohl in einer Einzelpraxis oder in größeren Zusammenschlüssen als auch als Angestellter dauerhaft den Beruf auszuüben. Der Verband müsse dies begleiten. Dazu gehöre neben der standespolitischen Grundbildung der nachwachsenden Kollegenschaft ins- besondere die Definition von Inhal- ten und Rahmenbedingungen der freien Berufsausübung sowie die Stär- kung der betriebswirtschaftlichen Ba- sis der Praxen. Nur dadurch gebe es Planungssicherheit bei der Niederlas- sung und eine Zukunft für freiberuf- liche Selbstständigkeit, sagte Schrader. Die Hauptaufgabe werde auch zu- künftig sein, der neuen Zahnarzt- generation die Vorteile einer frei- beruflichen selbstständigen Berufs- ausübung nahezubringen, ohne die- jenigen zu verlieren, die sich anders entscheiden. Wie dies im Verband bereits umgesetzt wird, zeige sich an- hand einer breit aufgestellten Projekt- gruppenarbeit, etwa zu den Themen „Berufsausübung der Zukunft“, „Europäische Gesundheitspolitik“, „Deutsche Zahnärzte Genossenschaft“, „Fortbildung“ oder „Internationale Gremienarbeit“. Die jeweiligen Pro- jektgruppenleiter berichteten an die Delegierten. Engagiert aufgestellt sind auch die Studierenden des Studierendenpar- laments des FVDZ (StuPa). Vertreter des parallel zur Hauptversammlung tagenden Parlaments berichteten zu internationaler Vernetzung, zu Green Dentistry, zur Digitalisierung oder zur Zahnärztlichen Approbations- ordnung (ZApprO). Ein Kernthema der Diskussion war der Komplex Bürokratie. So gab Christian Petry, MdB SPD, Mitglied und Ob- mann des Ausschusses für die Angele- genheiten der Europäischen Union des Deutschen Bundestags, in einem Impulsreferat Einblicke in die Viel- zahl von Regelwerken in Deutschland und Europa. Allein in Deutschland gebe es etwa 7.000 Gesetze pro Wahl- periode, im Bundestag rund 550 Ge- setze, hinzu kämen rund 10.000 Ver- ordnungen von Bund und Ländern und unzählige weitere Verwaltungs- vorschriften. Auch auf europäischer Ebene kämen ständig weitere kom- plexe Regelwerke hinzu. „Ausmisten wäre wichtig“, unterstich Dr. Wieland Schinnenburg, MdB FdDP, und plä- dierte für eine Überprüfung, welche Regeln tatsächlich gebraucht werden. Der Lösungsansatz der FDP: „One-in- one-out“ – das heißt, für jede neue Regelung sollte mindestens eine ge- strichen werden. In einer Videobotschaft verwies BZÄK- Vizepräsident Konstantin von Laffert, auf die BZÄK-Taskforce „Bürokratie- abbau“, in der konkrete Vorschläge zum Abbau von überflüssigen Regeln im zahnärztlichen Bereich erarbeitet werden. Erste Erfolge hätten sich be- reits bei der Umsetzung der europäi- schen Datenschutzgrundverordnung gezeigt, auch in den Nationalen Nor- menkontrollrat habe die BZÄK ihre Expertise eingebracht. Wer Bürokratie wolle, müsse diese auch bezahlen, zeigten sich die Dele- gierten überzeugt und fällten dazu mehrere Beschlüsse. Unter anderem forderten sie die Politik dazu auf, den zahnärztlichen Körperschaften effizientes und nutzungsorientiertes Verwaltungshandeln im Rahmen der Selbstverwaltung zu ermöglichen. Außerdem forderten sie die Gesund- heitsministerkonferenz auf, sich für eine Auslagenpauschale zum Aus- gleich des extrem gestiegenen Büro- kratieaufwands einzusetzen. „WIR BRAUCHEN EINE TASK- FORCE ‚GOZ‘“ Weiteres Kernthema: die GOZ. Vor den Koalitionsverhandlungen erhalte die Zukunft von Gebührenordnun- gen eine besondere Brisanz, darin war man sich einig. Prof. Dr. Christian Koenig, Universität Bonn, riet den Zahnärzten: „Versuchen Sie, die Spiel- räume der GOZ mit der analogen Ab- rechnung zu nutzen.“ Viele Gesichts- punkte seien noch völlig ungeklärt, ergab die Diskussion. In einem Be- schluss forderten die Delegierten die BZÄK und die KZBV auf, gemeinsam mit dem Bundesvorstand des FVDZ eine „Taskforce GOZ“ zu bilden, um den Stillstand bei der Honorierung der zahnärztlichen Leistungen zu überwinden. Vehement stellten sich die Delegier- ten gegen eine Einheitsversicherung und fordert den Gesetzgeber auf, das duale System von GKV und PKV bei- zubehalten und weiterzuentwickeln. In einer Resolution forderten sie die neue Bundesregierung zudem dazu auf, sich bei Reformen im Gesund- heitswesen von folgenden Grund- sätzen leiten zu lassen: dem Erhalt der freien Praxen und der privaten Vollversicherung, der finanziellen Entlastung der GKV, der Stärkung der Selbstverwaltung und der Beseitigung der Budgetierung. Außerdem verab- schiedeten sie weitere Beschlüsse, un- ter anderem zu Green Dentistry, zur Praxistauglichkeit der IT und zur Ab- schaffung der Budgets. Eine strikte Ablehnung erfolgte auch in Richtung einer Vergewerblichung und weiteren Kommerzialisierung der ambulanten zahnärztlichen Versorgung. Heil- kunde sei kein Gewerbe und gehöre nicht in die Hände von Kapitalgesell- schaften. Außerdem bekräftigten die Delegierten den Anspruch des Ver- bands als standespolitische Speer- spitze der Zahnärzteschaft. pr Alle politischen Beschlüsse finden Sie hier: https://www.fvdz.de/politik/haupt versammlung/hv-beschluesse 30 | POLITIK

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