Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21
zm 111, Nr. 21, 1.11.2021, (2054) Der entzündliche Hartgewebsverlust wird grundsätzlich durch Granula- tionsgewebe ersetzt. Dieses ist immer durch akute und chronische Ent- zündungszellpopulationen charakte- risiert, in der Hälfte aller Fälle werden abgekapselte Abszesse gefunden [Lin et al., 1996]. Bis zu 40 Prozent des meist herdförmigen Infiltrats besteht aus Lymphozyten und Plasmazellen, die hauptsächlich IgG und IgA pro- duzieren. Makrophagen kommen als Schaumzellen mit Lipidgranula ver- einzelt oder auch in Haufen vor. Polymorphnukleäre Leukozyten vari- ieren je nach dem Grad des akuten Schubes sehr stark. Bei der Ausdehnung des fibroblasten- reichen Granulationsgewebes spros- sen Arteriolen, Kapillaren und Veno- len ein, die zahlreiche Anastomosen bilden. Die granulomatöse Form bil- det im Gegensatz zur diffusen Paro- dontitis eine kollagenfaserreiche Bin- degewebskapsel, die durch Zement- anbau mit dem Zahn fest verwachsen sein kann. Unter dem Einfluss der Entzündung proliferieren die Malassez-Epithelreste zu mehrschichtigen Epithelsträngen, die in 10 bis 50 Prozent der granulo- matösen Läsion zur Zystenbildung führen. Während des Zystenwachs- tums entsteht durch intraepitheliale Apoptose und Autolyse der zentralen Zellen im proliferierenden Zellhaufen ein Hohlraum. Offenbar werden die Zellen des Zystenepithels sekretorisch tätig. Im Zystenhohlraum befindet sich deshalb eine gelblich-bräunliche Flüssigkeit, die meist Cholesterinkris- talle aus Membranlipiden der unter- gegangenen Leukozyten enthält. Durch zerfallene Zellen (Epithelzel- len, polymorphnukleäre Leukozyten, Makrophagen) hat sie eine höhere Osmolalität als das Serum, so dass wahrscheinlich Flüssigkeit aus der Umgebung in den Zystenhohlraum einströmt. Subepithelial befindet sich ein entzündliches Infiltrat mit Lym- phozyten und Plasmazellen, die vor- wiegend IgG und IgA produzieren. Abb. 9: Ein einzelner Schnitt (aus einer Serienschnitt-Reihe) erzählt die ganze Geschichte der apikalen granulomatösen Parodontitis cystosa: Chronische Degeneration der Pulpa (P) bis zur infizierten Nekrose, Dentin- (D) und Knochenresorptionen (K) mit mächtiger Zementapposition (C), mitten im Granulations-Ersatz-Gewebe (G) entsteht eine Zyste (Z) mit Epithelausbreitung aus Malessez-Zellhaufen (M). Es ist das Bild einer langen und heftigen Immunreaktion auf die endodontale Infektion (HE-Färbung). Quelle: Gängler, Lang DR. TOMAS LANG ORMED, Institute for Oral Medicine at the University of Witten/Herdecke Alfred-Herrhausen-Str. 45, 58455 Witten Foto: privat 40 | ZAHNMEDIZIN
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