Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 111, Nr. 21, 1.11.2021, (2064) STRUKTURIERTE UNTERSUCHUNG DER MUNDHÖHLE Ein Blick, der Leben retten kann Andrea Maria Schmidt-Westhausen 2017 erkrankten in Deutschland über 14.000 Menschen neu an einem Krebs in Mundhöhle und Rachen. Bei Frauen wurde etwa jede vierte bis fünfte Erkrankung, bei Männern nur jede siebte in einem frühen Stadium (0/I) diagnostiziert. Entsprechend niedrig sind die Fünfjahresüberlebensraten. Bei der Früherkennung der meist aggressiven Tumoren kann die Inspektion der Mundschleimhäute im Rahmen der zahnärztlichen Kontroll- untersuchung eine entscheidende Rolle spielen. N ur durch die systematische Inspektion der Mundhöhle in Form eines Algorithmus ist gewährleistet, dass die Veränderung, die bei der vorherigen Untersuchung noch nicht vorhanden war und heute als Präkanzerose eingestuft werden muss, auch erkannt wird und es nicht zum sogenannten doctor‘s delay kommt – der Verzögerung einer notwendigen Weiterbehandlung, ver- ursacht durch eine Zahnärztin oder einen Zahnarzt. Selbst bei jahrelanger Berufserfahrung ist es zuverlässiger, die hier dargestellte Systematik anzu- wenden. VON AUßEN NACH INNEN Es empfiehlt sich aus praktischen Gründen, den Patienten „von außen“ (äußere Haut, periorale Umgebung) „nach innen“ (Mundschleimhaut) zu untersuchen. Dabei sollte eine Unter- suchungsroutine entwickelt werden, deren Ablauf nicht verändert wird. Die Untersuchung wird bei guter Ausleuchtung mit zwei Spiegeln durchgeführt. Bei der Verwendung nur eines Spiegels zum Aufspannen der Wangenmukosa besteht die Gefahr, dass insbesondere Verände- Plattenepithelkarzinom am dorsolateralen Zungenrand eines 32-jährigen Nichtrauchers: Der Patient hatte zum Zeitpunkt der Vorstellung in der Charité keine Beschwerden. Es handelte sich um einen Zufallsbefund bei seiner Zahnärztin, die ihn umgehend überwies. Auch symptomlose Veränderungen, die innerhalb von 10 bis14 Tagen trotz Behandlung nicht rückläufig sind, müssen biopsiert oder in eine Fachklinik überwiesen werden! Alle Fotos: Charité Universitätsmedizin Berlin 50 | ZAHNMEDIZIN

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